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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 12 (1884)

Die Sydney-Insel. 
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schwächer. Der NE- bis ENE-Wind wird, weil er recht längs der Insel weht, 
am wenigsten abgelenkt und ist daher für das Ankern und Vertäuen des Schiffes 
am geeignetsten. Je nachdem es hinsichtlich der Richtung des Windes am 
zweckmäfsigsten erscheint, kann man um das Nord- oder Südende der Insel 
dem Ankerplatz zZusteuern, Wenn das Schiff von der Ansiedelung gesichtet 
wird, kommt ein Boot ab, um die nöthigen Anweisungen bezüglich des Ankerns 
zu ertheilen. Auf dem Flaggenmast der Ansiedelung weht eine rothe Flagge 
mit einem weiflsen Kreuz in der Mitte, Vorrichtungen zum Signalisiren sind 
ebenfalls vorhanden, und man kann sich vermittelst der „Signale der Kauffahrtei- 
schiffe aller Nationen“ mit der Ansiedelung verständigen. (Die Art und Weise, 
wie „Papa“ verankert wurde, ist in dem ersten Aufsatz von Kapt. Bannau 
beschrieben. 
Das Schiff lag weit genug vom Strande entfernt, um gut frei schwaien 
und nöthigenfalls von der B. B.-Kette noch etwas mehr ausstecken zu können. 
Während meines Aufenthalts in Sydney-Insel, vom 12. September bis 16. Oktober 
1883, ist das Schiff kein einziges Mal herumgeschwait, weil der Wind vorwiegend 
ostnordöstlich war und nicht weiter als bis NNE, beziehungsweise S holte. 
Die Richtung der Strömung auf dem Ankerplatze war unregelmäfsig, bald 
etwas mehr südlich, bald mehr nördlich; sie setzte aber stets vom Lande ab, 
Es läuft daselbst fast immer eine südliche Dünung, in wolcher die Schiffe fort- 
während, zuweilen recht stark, schlingern. 
Die Form der Insel ist für den Ankerplatz an ihrer Westseite keinoe 
günstige, denn ihre gröfste Ausdehnung — 3 bis 4 Sm — hat sie in der Richtung 
WNW bis ESE, während ihre gröfste Breite etwa halb so viel, die Länge der 
Westküste aber wenig mehr als eine halbe Seemeile beträgt. Aus diesem 
Grunde gewährt die Insel den Schiffen auf dem Ankerplatz nur einen geringen 
Schutz. Zur Zeit des südlichen Sommers —.von November bis April — wenn 
in der Java-See und den östlich angrenzenden‘ Meerestheilen der NW-Monsun 
herrscht, der gelegentlich bis zur Sydney-Insel und östlicher hinüberreicht, ist 
das Ankern bei Sydney-Insel jedenfalls mit grofser Gefahr verbunden, aber für 
die andere Jahreshälfte darf man den Ankerplatz als sicher bezeichnen. Von 
der Stelle, auf welcher „Papa“ vor Anker lag, peilte die Nordwestspitze der 
Insel NNO'LO0, die Südwestspitze S0z0 mw. Der Ankergrund besteht theils 
aus Korallensand, theils aus dem eigentlichen Korallenriff. ‚Auf dem letzt- 
genannten Boden hält der Anker vorzüglich, auf dem ersten aber nur schlecht. 
Es ist vorgekommen, dafs Schiffe hinter ihren Ankern von der Bank ab und 
auf tiefes Wasser getrieben sind und infolge dessen schwere Arbeit hatten, die 
Anker aufzuwinden und nach dem Ankerplatz zurückzukreuzen. Es ist aus 
diesem Grunde auch geboten, stets‘ den genügenden Ballast, um segeln zu 
können, so lange im Schiff zu behalten, bis man hinreichende Ladung ein- 
genommen hat, 
Der Ballast wird einfach über Bord geschüttet. Es wird stets nur ein 
Schiff beladen, und die andern etwa anwesenden müssen warten, bis an sie die 
Reihe kommt, entweder: indem sie vor Anker liegen oder ab und an von der 
Insel kreuzen. . Die Ladung wird in kleinen Lanschen längsseits gebracht, in 
Säcken von 30—40 kg-Gewicht, die. von der Mannschaft der Lansche auf die 
unterste Stellung gelegt und dann durch die Schiffsbesatzung an Deck genommen 
und in den Raum ausgeschüttet werden. Die geleerten Säcke müssen mit dem- 
selben Boot zurück ans Land geschickt werden. 
Der Guano ist äufserst trocken und stäubt deshalb sehr stark. Der 
Staub dringt überall ein, ist aber geruchlos, wirkt daher nur beschmutzend und 
läfst sich leicht wieder wegwaschen. Das Absenden der Ladung geht den Um- 
ständen nach recht rasch von Statten, Au ruhigen Tagen haben wir 90—100 Tonnen 
eingenommen. Es läuft aber meistens, wie schon bemerkt, eine lange südliche 
Dünung, welche eine grofse Brandung am Strande erzeugt, die das Beladen der 
Lanschen sehr erschwert und oftmals ganz unterbricht. "Tage, an denen aus 
diesem Grunde nicht geladen werden kann, werden Surfdays genannt. (Nähere 
Mittheilung über das Einnehmen der Ladung findet sich in dem ersten Bericht 
von Kapt. Bannau.) „Papa“ benöthigte kaum einen Monat, um 360 Tonnen 
Ballast zu löschen und 1100 Tonnen Guano wieder einzunehmen, Surfdays ein- 
gerechnet. Man ist beschäftigt, die Landungsbrücke dermafsen zu verlängern,
	        
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