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Auflösungen für das Zweihöhenproblem,
Beobachtung zu der Tangente des Azimuths der ersten Beobachtung. Man wird
also durch diese Methode nur dann eine Annäherung erhalten, wenn das zur
ersten Beobachtung gehörige Azimuth gröfser ist, als das der zweiten Beob-
achtung entsprechende; im entgegengesetzten Falle aber wird man sich weiter
von der Wahrheit entfernen, anstatt sich ihr zu nähern. In dem Falle, dafs
beide Höhen auf verschiedenen Seiten des Meridians, und zwar gleich weit von
demselben genommen sind, wird de, — de, d.h. man erhält durch die Rechnung
wieder die Anfangs angenommene Polhöhe, also ebenfalls keine Annäherung.“
Es ist nur noch von Interesse, die Begründung dieser unerwarteten
Behauptungen näher zu untersuchen, Die von Anger geführte Deduktion ist
folgende:
sin h = sin @ sin d + cos g@ cos d cos £ giebt, nach @ und t differenzirt:
7) 0= —cosA.dgp-— cos g sin A. dt oder dp = — cos ptig A . dt.
Ebenso in Bezug auf eine zweite Höhe degyı= — cos gy tg A'. dt‘
und wenn noch dt = dt‘ gesetzt wird: „
dp _ tgA
dei tg A“
Diese richtige Gleichung 8oll nun die Grundlage der obigen Behaup-
tungen sein. Es ergiebt sich daraus aber nur so viel, dafs die Fehler der
einzelnen Breitenbestimmungen aus zwei verschiedenen Höhen bei gleichem
Fehler der Stundenwinkel sich wie die Tangenien der verschiedenen Azimuthe
verhalten. Es ist die Frage, ob das bei der Douwes’schen Auflösung auch
üer Fall sein würde, wenn man dieselbe so verändern wollte, dafs nach
Erledigung der Zeitbestimmung durch die erste Douwes’sche Formel jetzt die
Breitenbestimmung nicht mehr mit Hülfe der geschätzten Breite, sondern nur
mit h, d und t oder mit h‘, d und £‘ ausgeführt werden Sollte, wo also das
kleinere von beiden, t oder t‘, unbedingt den Vorzug hätte, nicht mehr wie
bei dem Verfahren von Douwes nur praktisch‘ vorzuziehen wäre. Der Fehler
der Zeitbestimmung bliebe dann wie bei Douwes dt — ig !a (t‘+t) tg a. dp’,
wo de‘ der Fehler der geschätzten Breite ist. Nun käme für die Breite noch
obige Formel (7) hinzu, und die Substitution dieses dt giebt dann:
8) dp =— — ig !h (F4-t) sin g tg A. de‘
d. h. selbst bei dieser zum besseren Anschlufs veränderten Auflösung verhält
sich der Fehler der berechneten Polhöhe dp zum Fehler der näherungsweise
angenommenen de‘ doch anders als oben nach Anger’s Behauptung. Ueber-
haupt kann über die Methode von Douwes oder den Grad ihrer Annäherung
auch gar kein Urtheil gefällt werden, wenn man nur die Grundgleichung des
sphärischen Dreiecks differeneirt und sich dabei um die Douwes’sche Formel
selbst nicht kümmert. Etwas Anderes ist es bei der Näherungsmethode von
Borda, wo lediglich mittelst dieser Grundformel einmal durch Annahme einer
geschätzten Breite der Stundenwinkel berechnet und dadurch mit Hülfe der
verflossenen Zeit auch der andere Stundenwinkel genähert bekannt wird, so
dafs schliefslich mit diesem Stundenwinkel und der zugehörigen Höhe die Breite
nach derselben Grundgleichung sich bestimmen läfst. Hier trifft dann auch
alles von Anger Behauptete zu (höchstens nach geringen Veränderungen zur
Vermeidung von Zweideutigkeiten) bis auf eine kleine Uebereilung am Schlufs,
wo es nicht richtig ist, dafs bei gleichem Azimuth dieselbe Breite sofort wieder
herauskommen müsse; im Gegentheil wird sie nahe eben so viel zu gro[s heraus-
kommen, wie sie vorher zu klein angenommen war. Denn war z. B. durch den
Fehler der geschätzten Breite der berechnete Stundenwinkel zu klein geworden,
30 mufste durch Anbringung der bekannten verflossenen Zeit der andere Stunden-
winkel dafür eben so viel zu grofs werden u. s. w. Die wahre Breite wird
daher in diesem Falle in der Mitte zwischen der geschätzten und der
berechneten liegen. — Später (pag. 10) giebt Anger auch noch den richtigen
Ausdruck für A zur Douwes’schen Rechnung mit dem Zusatze an, dafs diese
Methode in dem Falle ein unzuverlässiges Resultat gebe, wenn @ nahe gleich d
wird, was freilich bei anderen Methoden auch der Fall ist. Das andere aber