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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 12 (1884)

Auflösungen für das Zweihöhenproblem. 
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1) Man mufs suchen, die eine Höhe so nahe als möglich am Meridian 
zu erlangen und die andere Höhe in einem solchen Abstande, dafs die ver- 
flossene Zeit größer ist, als der Stundenwinkel der gröfseren Höhe. 
2) Die verflossene Zeit mufs nicht über 4 bis 5 Stunden sein, und die 
Beobachtungen müssen zwischen 9 Uhr Vormittags und 3 Uhr Nachmittags 
genommen werden, so dafs sich die Sonne nach ungefährer Schätzung etwa 90° 
im Azimuth geändert hat, 
8) In allen Fällen ist es am vortheilhaftesten, wenn man die eine Beob- 
achtung vor dem Mittage und die andere nach demselben haben kann, 
4) Am besten ist es, wenn der Azimuth-Unterschied zwischen beiden 
Beobachtungen 90° beträgt und der Mittag in der Mitte liegt.') 
Dabei wäre es nur noch wünschenswerth gewesen, wenn Douwes auch 
ausdrücklich auf den unbrauchbaren Fall hingewiesen hätte, wo der Azimuth- 
Unterschied sich 0° oder 180° nähert, was auf niedriger Breite mit der Sonne 
oft vorkommen kann, ungeachtet die erste und dritte Regel von Douwes 
befolgt würde. Eine häufig später wiederholte Regel, dafs die Sonne zwischen 
beiden Beobachtungen ja nicht durch den Ost- oder Westpunkt gehen dürfe, 
ist in dieser Allgemeinheit ganz unbegründet und auch so bei Douwes nicht 
ausgesprochen, welcher (pag. 201) nur sagt: Kein Verlafs sei auf das Resultat 
der Breite, wenn die eine Höhe so viel vor 6 Uhr, wie die andere nach 6 Uhr 
beobachtet ist. — Uebrigens bemerkte schon Floryn,’°) der Nachfolger von 
Douwes, dafs die von letzterem bezeichneten Grenzen doch etwas erweitert 
werden könnten, da auch die Höhenmessungen mit der Zeit immer genauer 
geworden waren. Bangma,*!) ein späterer Nachfolger in demselben Amte, 
suchte als Hauptsache, zur Vermeidung von Unsicherheiten, die Regeln kurz auf 
folgende zwei zu reduciren, welche sich auch schon gelegentlich bei Mendoza 
(Conn. des Temps pour 1793, pag. 293) finden: 
1) Sind beide Höhen auf derselben Seite des Meridians, so ist es am 
besten, sie so weit als möglich aus einander zu nehmen. 
2) Sind aber beide Höhen auf verschiedenen Seiten des Meridians, so 
werden sie am besten so nahe als möglich bei einander genommen. 
Man sieht wohl, dafs dabei nur die Breitenbestimmung ins Auge gofafst 
und auf die Zeitbestimmung damals noch kein besonderer Werth gelegt ist. 
Dasselbe gilt auch von den schon erwähnten Tafeln von Brinkley und 
Nieuwland, welche die Anordnung der Beobachtung betreffen, damit das 
Verhältnifs AB nicht gröfser als > werde. ?) 
Aber ganz im Widerspruch mit den durch die Formeln gerechtfertigten 
Regeln kam Prof, Anger?) bei der Besprechung der Methode von Douwes, 
in wiefern sie eine Annäherung gewähren könne, zu folgenden Resultaten: 
„Der Fehler der berechneten Polhöhe verhält sich zu dem Fehler der 
näherungsweise angenommenen, wie die Tangente des Azimuths der zweiten 
19) Unbegründet ist also die später oft anzutreffende Behauptung, dafs die Methode von 
Douwes oder gar das „Douwes’sche Problem“ immer nur voraussetze, die eine Höhe sei in der 
Nähe des Meridians beobachtet. 
44 2%) J. C. Pilaar, Luitenant ter Zee, Handleiding tot de Stuurmannskunst, I., Leiden 1837, 
ag. 444. 
’ 2) Verb. over de Breedte buiten den Middag door O. S. Bangma. Verh, v. het Hollandsch 
Institut van Wetenschappen. I. Amsterdam 1812, pag. 45. 
2) Die Tafeln von Brinkley finden sich auch in der 3. Ausgabe der Requisite Tables. 
Vgl. Horner, Sur le probleme de Douwes in v. Zach’s Corresp. astron. 1822, Bd. VI, pag. 84. 
23) Bemerkungen über einige Methoden zur Bestimmung der geographischen Breite, mit 
Rücksicht auf die auf dem Meere anzustellenden Beobachtungen, von C. T, Anger, Professor 
am Gymnasium zu Danzig. Königsberg 1839, pag. 7 und 8. — Etwas früher (pag. 5) kommt 
daselbst auch die bedenkliche Aeufserung. vor: „Es scheint für den Zustand der Navigation ein 
erheblicher Gewinn zu sein, wenn der Seemann durch den mathematischen Unterricht dahin gebracht 
wird, dafs er astronomische Formeln wenigstens lesen könne.“ Hierdurch mag der Autor wohl 
gegen seine Absicht dazu beigetragen haben, dafs mit Vernachlässigung der Figur häufig schon zu 
früh nur nach Formeln gerechnet wurde, Für die Sicherheit der nautischen Rechnungen dürfte aber 
das sorgfältig geübte Verfahren der Verbindung von Figur und Rechnung das beste sein, um sich der 
geometrischen Bedeutung der Rechnung und damit „des rechten Weges wohl bewufst“ zu bleiben. 
Ein gutes Beispiel, wie sich durch zweckmäfsige Anwendung der einfachsten mathematischen Hülfs- 
mittel selbst schwierige Fälle nach der Figur gemeinverständlich berechnen lassen, gab Douwes 
durch seine Auflösung des Zweihöhenproblems.
	        
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