Tiefseelothungen der „Romanche“ im Atlantischen Ocean 1882—83. 515
Auf dem ersten Theil der Rückreise, deren Route östlicher liegt, zeigen
sich zwischen den Parallelen von 50° und 40° Süd geringere specifische Ge-
wichte, als zuvor im Westen beobachtet wurden. Dem entsprechen schroffe
Wechsel in der Temperatur und dem Salzgehalt des Wassers; dieses scheint
zu beweisen, dafs zwischen diesen Parallelen das kalte und wenig salzige
antarktische Wasser anfängt, sich mit dem Wasser des Atlantischen Oceans zu
vermengen. Hierauf nimmt das specifische Gewicht progressiv zu, bis es sein
Maximum von 1,0272 zwischen 27° und 32° S-Br erreicht; auf der Höhe des
La Plata machte sich eine Abnahme infolge der Mischung mit dem Flufswasser
bemerkbar, obwohl der Abstand von der Mündung über 450 Sm betrug. Mit
der Annäherung an den Aequator vermindert sich das specifische Gewicht,
erreicht sein Minimum, wie auf der Ausreise, auf 7° N-Br, wächst demnächst
von Neuem und nimmt ungefähr denselben Werth als auf der Ausreise .an.
Der Salzgehalt wurde nur auf der Heimreise beobachtet; wie zu er-
warten, unterscheidet sich die denselben darstellende Kurve nur wenig von der
des specifischen Gewichts,
Das interessanteste Ergebnifs eines Vergleichs der verschiedenen Kurven
ist die Uebereinstimmung in der schnellen Temperaturzunahme des Wassers
zwischen 1° und 11° N-Br, entsprechend einer plötzlichen Abnahme des speci-
fischen Gewichts und Salzgehalts; auch läfst sich erkennen, dafs die Oberflächen-
temperaturen in dieser Zone während der beiden Reisen im Mittel nur um 0,5°
von einander abweichen, während das specifische Gewicht sich mit dem Wege
nach Osten schnell vermindert. -
Die Existenz einer Zone von — im Vergleich zu dem Maximum des
specifischen Gewichts, welches man in den mittleren Breiten beobachtet — süfßem
und leichtem Wasser zwischen den Parallelen von 1° und 11° Nord, in unmittel-
barer Nähe des kalten Wasserstreifs unter dem Aequator, unterstützt: die
Theorie über die oceanische Cirkulation, welche zuerst vom Linienschiffs-
Lieutenant Savy („Annales hydrographiques“ 1868, pag. 620: „Densite, salure
ot courants de POccan Atlantic“) aufgestellt ist. Die unter dem Namen „tide
rips“ bekannten Stromkabbelungen, welche ınan so häufig zwischen den Kap
Verdeschen Inseln und dem Aequator beobachtet, sind vielleicht durch das
Aufsteigen dieses leichten Wassers an die Oberfläche hervorgerufen. Häufig ist
das Wasser analysirt worden, und obwohl man öfters festgestellt hat, dals das
specifische Gewicht etwas sich von dem der benachbarten Wasserlagen unter-
schied, so hat man doch nicht ganz allgemein behaupten können, dafs beide
nicht die gleiche Zusammensetzung haben; auch scheinen diese Stromkabbelungen
die Route der Schiffe nicht zu beeinflussen.
Die in Tabelle II zusammengestellten Beobachtungen führen zu folgenden
Schlulsfolgerungen.
Auf ca 50° S-Br bei den Falkland I. ist die Meerestemperatur in allen
Tiefen niedriger als 6° während des südlichen Winters; das Wasser ist schwerer
und salzreicher am Boden als an der Oberfläche.
Auf 42° S-Br und ca 900 Sm östlicher sind die oberen Wasserschichten
schon wärmer; die 6° Isothermen findet man erst zwischen 150 bis 200 m. Auf
400 m sinkt die Temperatur indefs bis auf 3,3°
Auf ca 34° 30' S-Br, ca 450 Sm nördlicher, nimmt die Temperatur bis zu
500m Tiefe schnell, darauf langsamer ab; in 900m Tiefe beträgt sie nur 3,9°.
Auf 25° S-Br erfolgt die Abnahme der Temperatur schnell bis zu 1000m
Tiefe, darauf langsamer; die 4° Isotherme zeigt sich ungefähr in derselben
Tiefe als 600 Sm südlicher.
Die von 25° S-Br bis zum Aequator genommenen Reihentemperaturen
sind auf Fig. 2 dargestellt, welche einen Schnitt durch den Ocean auf ca
17° 40' West v. Gr. (20° West v. P.) zeigt. ;
Das Diagramm läßt eine allmähliche und regelmäfsige Hebung der Iso-
thermen von 6° bis 20° mit der Annäherung an den Aequator erkennen. ‚Auf
11° S-Br kommen alle Isothermen von 20° bis 12° auf 175 bis 200m Tiefe
zusammen; läfst man die Temperatur von 4° unberücksichtigt, so haben die
verschiedenen Wasserschichten dieser Zone eine niedrigere Temperatur als die-
jenigen der gleichen Tiefe nördlich und südlich dieses Parallels.
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