1725
Reisebericht der deutschen Brigg „Minerva“,
Der an den vorhergegangenen Tagen bei schönem Wetter und schwach
bewölktem Himmel leicht aus südwestlicher Richtung wehende Wind holte
allmählich südöstlich und frischte am Morgen des 11. September bei fallendem
Barometer und zunehmender südlicher Dünung bis zu einer frischen Briese
auf, Die beobachtete Stromversetzung betrug am 11. 30 Sm nach N 51° O.
Am Nachmittage des 11. stürmte es bereits aus SEzS, begleitet von schweren
Böen und einer sehr hohen See aus SE und S. Die untern Wolken zogen,
entsprechend der Windrichtung aus SE, die höheren Cumuli dagegen aus einer
mehr südlichen Richtung. In der Nacht vom 11. zum 12. wehte ein starker
Sturm aus SEzS. Um 4* p. m. den 12. erreichte der Luftdruck mit 750,3 mm
seinen tiefsten Stand, bei dem Winde SSE 11. Seit 2" p. m. begann der Wind
seine Richtung etwas nach S zu verändern.
Wie der Kapitän bemerkt, war er von vornherein der Ansicht, dafs er
es mit einem Taifun zu thun hätte, und dafs, nach der Windrichtung und der
eingetretenen Aenderung derselben zu schliefsen, er sich in dem rechten vordern
Quadranten des Orkanfeldes befände. Er legte demgemäfs das Schiff mit
St. B.-Halsen bei dem Winde, Leider waren Wind und See zu stark, um mit
dem Schiffe einen Fortgang erzielen zu können; doch vermuthete man wegen
des verhältnifsmäfsig hohen Luftdrucks, dafs das Centrum weit genug entfernt
wäre und dafs dasselbe daher hinter dem Schiffe umgehen würde.
Um 4* a. m. den 13. September holte der Wind auf SzE und nahm etwas
an Stärke ab. Von 12 Uhr Mittags bis 6 Uhr Nachmittags an diesem Tage
aber wüthete der Sturm wieder mit gröfserer Stärke (11) aus SzW bis SWzs.
Die höheren Wolken hatten eine etwa 2 Strich westlichere Richtung als die
untern. Im Westen war der Himmel dichter und schwärzer bewölkt, als im
Osten. In der Nacht vom 13. zum 14. und am Vormittage des 14. holte der
Wind bei rasch abnehmender Stärke und steigendem Luftdruck auf W. Am
Mittage des letztgenannten Tages war derselbe bei wolkigem Himmel WzN 4,
und es lief eine hohe Dünung (6—7) aus NW. Am 14. nahm der Wind,
allmählich nördlich und östlich holend, ganz ab, worauf nach einer kurzen
Windstille der NE-Monsun durchkam.
Am 12. September wurde eine Versetzung von 25 Sm nach S59° O0, am
13. eine von 23 Sm nach S77°O und am 14 eine solche von 61 Sm nach
S$ 4° O0 beobachtet.
Betrachtet man die Aenderung des Windes und das Verhalten des Luft-
drucks und zugleich die Ortsveränderung des Schiffes, so mufs man schliefsen,
dafs die fortschreitende Bewegung des Orkans ungefähr nach NO gerichtet
war. Vom Mittage des 11. bis 4* a. m. am 12. September, als das Schiff noch
seinen südwestlichen Kurs verfolgte, kam das auf nahezu entgegengesetztem
Kurse fortschreitende Minimum rasch näher, wobei sich die Windrichtung
natürlich nicht änderte. Später, als das Schiff mit St-B.-Halsen beigedreht lag,
trieb es auf der rechten Seite der Bahn des Orkans, etwa parallel derselben,
nordöstlich. Da aber der Orkan eine bedeutend raschere Bewegung als das
Schiff hatte, so kam es, dafs das Centrum bald nördlich vom Letzteren lag,
Es folgte daraus bei abnehmender Stärke eine Aenderung des Windes nach W,
bei der das auf St. B.-Halsen beiliegende Schiff gegen die Sce anfluvte.
Des Weiteren berichtet Kapt. Duhme:
„Auf einer Reise von Amoy nach Newschwang standen wir am 24. Oktober
1883 um 12 Uhr Mittags nach astronomischen Beobachtungen auf 36° 28‘ N-Br
und 125° 15‘ O-Lg. Die südwestliche Insel der Ckiford-Gruppe peilte mifs-
weisend NOzO0 etwa 15 Sm entfernt. Nach meinem Chronometer, dessen
Stand, weil erst kürzlich bestimmt, als ziemlich richtig auzusehen ist, liegt
diese Inselgruppe etwa 10 Sm westlicher, als in der Karte von James Imray
von 1870 bis 1871 angegeben ist.‘)
Zwei Tage später, am 26. Oktober um 4 Uhr 50 Minuten Nachmittags,
hatten wir auf 37° 2‘ N-Br und 123° 26‘ O-Lg, bei Mallung und Windstille
ein Seebeben. In einem Zeitraum von 3—4 Sekunden folgten rasch 3 Stöfßse
1) In der Karte von Imray 1875 ist die Gruppe der Clifford-Inseln etwa 10 Minuten west-
licher niedergelegt als in der Englischen Admiralitätskarte No. 1286. Die Angabe von Kapt. Duhme
stimmt daher mit letzterer nahezu überein.