Reisebericht der deutschen Bark „Rosa y Isabel“.
495
(Aus den regelmäfßsig alle vier Stunden angestellten meteorologischen
Beobachtungen geht hervor, dafs der Sturm sich in östlicher oder südöstlicher
Richtung fortbewegt hat.)
„Unter verschieden günstigen und ungünstigen Witterungsverhältnissen
setzten wir die Reise fort und erreichten am 31. August, dem 73. Tage unserer
Reise von West-Hartlepool, 50° S-Br in 63,8° W-Lg. Am Mittage des 5. Sep-
tember standen wir auf 56° 22‘ S-Br in 66° 3‘ W-Lg. Um 8 p. m. an diesem
Tage hatte der Luftdruck bis 729,0 nm abgenommen bei steifem SW-Winde.
Um Mittag‘ war der Wind von WNW2 auf SW. 3 umgesprungen. Von nun an
hatten wir eine Reihe theilweise sehr schwerer Stürme zu bestehen, welche
vielfach von Schnee und Hagel begleitet waren. Infolge der Kälte war Alles
mit Eis überzogen, wodurch das Manövriren des Schiffes sehr erschwert wurde,
und wir grofse Mühe hatten, wenn das Wetter einigermafsen handig war, unsere
verlorene Position wieder zu gewinnen. Am 18. September befanden wir uns
auf 59° 35‘ S-Br und 74° 17‘.W-Lg. An den vorhergegangenen Tagen wehte es
steif bis stürmisch, vorwiegend aus einer westlichen und nordwestlichen Richtung,
worauf dann der Wind etwas abflaute. Um 12 Uhr Mittags war der Luftdruck
bis auf den sehr niedrigen Stand von 712,9 mm (red.) gesunken, bei fast Wind-
stille oder leisem nordwestlichen Zug. In der vorangegangenen Nacht wehte
es bei dickem regnerischen Wetter stürmisch aus NW. Dann wurde der Wind
flau, und um 7! a, m, klarte die Luft im SW auf. Da alle Anzeichen auf
einen schweren SW-Sturm hindeuteten, liefs ich demgemäfs sofort nordöstlich
nach St. B. halsen und alle Segel bis auf die Untermarssegel festmachen. Im
SW begannen sich dicke Wolken aufzuthürmen, und um 12 Uhr 30 Min. Mittags,
eine halbe Stunde nach dem Eintritt des eben erwähnten niedrigsten Luftdrucks,
ying der Wind auf SW und setzte gleich mit der Kraft eines Orkans (Stärke 12
der Beaufort-Skala) ein, ohne eine andere auffällige Erscheinung in der Luft
als . die erwähnte Anhäufung von Wolken im SW. Da das Wetter aber bald
wieder mistig wurde, mufsten wir scharfen Ausguck halten. Dieser Sturm
dauerte bis zum 20. September, nahm dann ab, und der Wind holte durch S
nach E. (Die Depression hat sich daher in nordöstlicher Richtung fortbewegt.)
Von 50° S-Br im Südatlantischen bis 50° S-Br im südlichen Stillen Ocean
DE „Rosa y Isabel“ 26 Tage. Die erreichte südlichste Breite war
59° 57‘ S.“
II. Ueber die Fahrt vom Aequator im Stillen.Ocean nach der Küste von
Mexico äufsert sich Kapt. Schlüter, wie folgt: „Den Aequator erreichten wir
am 17. Oktober in 101,5° W-Lg. Es ist meine Meinung, von hier ab soviel
als irgend möglich Nord zu machen, denn ich kann mich nicht der vielfach ver-
tretenen Ansicht, dafs es am besten ist, 10° N-Br in 110° W-Lg zu schneiden,
anschliefsen. Auf vier Reisen nach der Westküste von Mexico habe ich in
dieser Jahreszeit die Windverhältnisse stets so angetroffen, um einen direkten
Kurs steuern und guten Fortgang machen zu können. 10° N-Br schnitt ich am
22. Oktober in 104,1° W-Lg, 15° N-Br am 29. Oktober in 107,0° W-Lg und
20° N-Br am 1. November in 109,5° W-Lg. Kap San Lucas erreichten wir
am 4. November nach einer Fahrt von 18 Tagen vom Aequator und einer
138tägigen Reise von West-Hartlepool. Ein Jahr früher, freilich im Monat
September, gebrauchte ich vom Aequator nach Piastla Point nur 11 Tage.“
HI. „Von Kap San Lucas versegelte ich nach Gwaymas am Golf von
Californien. Für die Ausführung dieser Reise empfiehlt es sich, die Küste von
Californien zu halten, weil hier der aussetzende Strom nicht so stark ist als
anderswo, und man stets gute Landmarken hat. Auch habe ich es für gut be-
funden, dafs man sich, wenn irgend angängig, Abends dicht unter der Küste
hält, weil man dort Aussicht hat, eine recht schöne Landbriese zu erhalten.
[m Allgemeinen ist der Strom im Golf von Californien nicht so stark, als er
gewöhnlich beschrieben wird; wenigstens war es uns bei einer frischen und
stetigen Briese immer möglich, 50 Sm in 24 Stunden gegen denselben auf-
zukreuzen.‘!)
\ S. „Ann. d. Hydr. ete.“, 18838, pag. 717 £.