Die Küste von Ober-Guinea.
Man weicht den Brechern nach Norden aus und steuert hinter die trocken
liegende Sandbank, welche dieselben begrenzt. Hier ist ein geschützter Anker-
platz mit 3,7 und 2,7m Wasser, der von dem 2,1m tiefgehenden Dampfer bis
zum Eintritt von Hochwasser benutzt wird. Die Barre liegt zwischen der Bank
und dem östlichen Ufer der genannten Sandbank und hat je nach den Gezeiten
1,5—3,4m Wasser. Die Tiefe im Fluls übersteigt diese Zahlen nicht wesentlich,
und sollen aufserdem Steine vorhanden. sein. Im leichten Bogen führt nun das
Fahrwasser längs der Nehrung bis zur Faktorei, wo sich der Flufls seeartig
erweitert und in mehrere Wasserläufe theilt.
Bei der Faktorei befindet sich eine primitive Brücke für die kleinen
Dawmpfer, . .
Der Strom läuft 1!/2—2 Sm aus, mit ca 1 Sm ein.
3. Plantation (3° 3,8‘ N-Br). Diese Niederlassung besteht nur aus
einer von einem Farbigen verwalteten Faktorei des Hauses Woermann, in
welcher lediglich Elfenbein eingetauscht wird, Der Ort ist gut gewählt, im
innersten Theil der Panavia-Bucht, hat einen geschützten Ankerplatz in ver-
hältnifsmäfsig geringer Entfernung vom Strande. Die Landung am Strande ist
durch Schiffsboote unschwer zu bewerkstelligen. Es läfst sich daher erwarten,
dafs der Ort später gröfseren Aufschwung nehmen wird. Der auf der Karte
angegebene River Good Water war hier nicht vorhanden und mag sich etwas
nördlich von der Faktorei befinden.
4. Kribby. Diese etwa 3—4 Sm nördlich vom Batonga- Wasserfall gelegene
Niederlassung war 1880 der Schauplatz einer militärischen Aktion seitens eng-
lischer Kriegsschiffe (Bombardement of Batonga, Parlamentary Paper Slave
trade No. 4). Ankerplatz und Landung sind gleich günstig wie bei Plantation.
Man landet in der kleinen Mündung eines Flüfschens, vor welchem sich eine
ganz ungefährliche Barre befindet. . Der Flufs ist vom Ankerplatz aus nicht zu
unterscheiden. Unmittelbar südlich von der Woermann’schen Faktorei sieht
man eine grün bewachsene Anhöhe, welche das Aussehen einer verfallenen
Schanze hat.
5. Batonga (2° 53‘ N-Br). Der Ankerplatz vor Batonga ist tief bis
nah an Land, Auch hier befinden sich hinter den Bäumen schanzenartige Hügel
südlich von den Faktoreien,
Die Ansegelung wird erleichtert durch den gut sichtbaren, einem liegenden
Elephanten gleichenden Elephantenberg, welchen man in SO peilen muß. Der
Landungsplatz am Strande wird gekennzeichnet durch das Wrack eines eisernen
Dampfers. Vorliegende Steine schützen denselben vor der Brandung, so dafs
man. auch hier des Nachts ohne Gefahr mit Brandungsbooten landen kann.
Der Wasserfall befindet sich etwa 2 Sm (also weniger als die Karte an-
giebt) nördlich von den Fakioreien. Er ist 8—10m hoch, ziemlich breit und
wasserreich und fällt in ‚einen kreisrunden Kessel tiefen Wassers. Dieser Kessel
hat einen Ausflußs in einer Einbiegung der Küste und wird zum Theil durch
eine vorliegende Barre geschützt. Die Kürze des Aufenthalts gestattete eine
Untersuchung der Tiefen nicht, aber allem Anschein nach ist hier eine günstige
Gelegenheit, bei nicht zu starker Dünung Wasser mit den Schifisbooten zu
holen. Die Umgebung des Wasserfalls ist eine der landschaftlich anmuthigsten
Gegenden dieser Küste,
6. Campo-Flufs. Die Rhede vor dem Campo-Flufs ist ganz offen und
flach, so dafs man ca 3 Sm weit entfernt auf 9m Wasser liegt und Pt. Campo
keinen Schutz gegen die SW-Dünung bietet. Das Riff von Pt. Campo soll sich
bedeutend weiter hinaus erstrecken, als die Karte angiebt. Die Barre des
Flusses gilt für besonders gefährlich, war jedoch zur Zeit des Aufenthaltes
S. M. Kbt. „Möwe“ mit dem Dampfkutter bei Hochwasser zu passiren. Innerhalb
der Barre ist der Flufs tief und geräumig.
7. Bird Rock. $S.M.Kbt. „Möwe“ ankerte für eine Nacht in 1lm
Wasser nordöstlich von Bird Rock. Die Beschreibung im „Africa Pilot“ ist
ganz unverständlich. Es sind drei niedrige flache Felsen vorhanden, die man
mit den Rücken auftauchender Walfische, aber niemals mit einem Segelschiff
vergleichen kann. Der Ankergrund ist schlecht und steinig. Man kann nur
mit Brandungsbooten am Strande landen.
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