Die Küste von Ober-Guinea,
der Eingeborenen in fast ununterbrochener Reihenfolge hinziehen. Der Boden
besteht aus einem gelben, weiter oberhalb röthlichen Lehm. Das Land ist mit
üppiger Vegetation bedeckt, zwischen welcher die gelben Wege und Plätze vor
den Häusern aus der Entfernung einen sehr freundlichen Eindruck machen.
Man ist daher bei der Annäherung von See aus geneigt, hier ein wohl kultivirtes
Land mit parkähnlichen Anlagen zu vermuthen, während in Wirklichkeit es an
gangbaren Wegen namentlich in der Regenzeit gänzlich mangelt,
An europäischen Handelshäusern finden sich zwei deutsche und sieben
englische, meist kleinere Firmen, vertreten. Die Deutschen haben : angeblich
mehr als die Hälfte des Handels in der Hand. Die Europäer leben zum
gröfseren Theil auf den im Flufßs verankerten Hulks, so dafs nur drei deutsche
und zwei englische Faktoreien, sowie zwei Missionsstationen am Lande den
Ort bilden, welchen man Camerun nennen könnte, der in Wirklichkeit aber
noch durch die Eifersucht der beiden Oberhäupter King Bell und King
Aqua so scharf in zwei Theile getheilt ist, dafs das Haus Woermann für
jeden derselben eine Faktorei und die Baptist-Mission je eine Station. haben
errichten müssen.
Die Bewohner des Landes, dem Stamm der Dualla angehörig, leben
ausschliefslich von dem lebhaften Tauschverkehr, welchen sie zwischen. den
Europäern und den Bewohnern des Innern vermitteln. Sie wachen streng
darüber, dafs ein direkter Handelsverkehr zwischen Europäern und dem Hinter-
lande unterbleibt, und finden dabei ziemlich mühelos reichen Erwerb. Infolge
dessen sind alle Lebensmittel, wenn überhaupt zu haben, aufserordentlich theuer.
Geldeswerth ist ein sehr unbestimmter Begriff, fast Alles muß durch Ver-
mittelung der Faktoreien im Tauschhandel erworben werden. Selbst diese
waren nicht im Stande, regelmäßige Lieferungen von frischem Fleisch zu über-
nehmen, weil die Preise zu hoch und die Quantitäten zu gering waren. Ebenso
waren Früchte, Eier und dergleichen kaum zu erlangen,
Eine staatliche Ordnung existirt hier wie fast an der ganzen Guinea-
Küste, Dahomei ausgenommen, nicht, Die Oberhäupter King Bell, King
Aqua ete. haben über die andern Häuptlinge sehr wenig Gewalt und thun
nichts Wichtiges ohne deren Zustimmung. Ihr Ansehen ist begründet in ihren
starken Familien und ihrem Reichthum an Sklaven. King Bell gab an, dafs
er etwa 350 Frauen habe, einschliefslich solcher, welche. er seinen erwachsenen
Söhnen gegeben ete. Unter diesen Frauen werden Sklavinnen nicht eingerechnet,
sie sind alle aus freien Familien gekauft, Diese Oberhäupter sind eifrige
Händler mit entsprechend höherem Kredit als die kleineren Leute. Sie begeben
sich mit ihren Kanoes auf Wochen in das Innere, um Landesprodukte einzutauschen
gegen die Tauschartikel, welche ihnen von den Faktoreien auf Kredit über-
geben sind. Unter solchen Verhältnissen sind Arbeitskräfte aus dem Lande
selbst gar nicht zu haben. Die Faktoreien verfügen über zahlreiche Kruneger
als Arbeiter, welche von Lideri@a kommen und nach 1 bis 2 Jahren wieder in
ihre Heimath zurückgehen.
II. Die Küste vom Camerun bis Kap St. John.
Das Küstengebiet kann nach den Bewohnern eingetheilt werden in drei
Abschnitte:
1. Der nördliche Theil vom Camerun bis ca 3° N-Br, bewohnt . von
demselben Stamm, welcher am Camerun ansässig ist, den Dualla’s. In dem-
selben befinden sich die Handelsplätze Malimba, Small Batonga 3° 10,6‘ N-Br
und Plantation 3° 3,8‘ N-Br.
2, Der mittlere Theil von 3° N-Br bis zum Campo-Flufs 2° 22,7’ N-Br,
bewohnt von den Stämmen der Banoko und Wapuko, mit den Handelsplätzen
Kribby, Batonga 2° 53‘ N-Br und Campo-Flufs 2° 22,7“ N-Br.
3, Der südliche Theil vom Campo-Fluls bis Kap St. John, bewohnt von
den Kumbe-Stämmen, mit den Handelsplätzen Campo-Land (Bird Rock 2° 13,3“),
Awuni, Bata 1° 52,7‘, Bemito. Südlich vom. Benito finden sich vereinzelt
wieder Wapuko-Ortschaften.
Europäer (Agenten) sind nur vorhanden in Malimba, Small Batonga,
Batonga, Bata, Benito. Aufser den deutschen befinden sich noch englische
Faktoreien in Batonga und Bata. Die ganze Küste hat ein sehr gleichartiges,
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