Die Küste von Ober-Cuinea.
A89
26°. Von Kap Palmas bis jenseits Kap Three Points lief der Oststrom 2 Kn
in der Stunde und wurde dann schnell schwächer... An mehreren Küstenpunkten
wurde mittelst des Tiefsee-Thermometers die Temperatur am Grunde gemessen
und fand sich bei Oststrom auffallend niedrig:
Temperatur
an der Oberfläche
Zwischen Kap Coast Castle und
Accra (starker Oststrom) . . 24,7°
Little Popo (kein Strom) . . 23°
Dagegen bei Bagida 4. Juli
bei Weststrom 0,4Kn . . . 24°
L.
24,4° (in 14m)
Der Dampfer „Ella Woermann“ hatte am 4. Juni auf Accra-Rhede eben-
falls Weststrom angetroffen.
Der Wind war durchweg südwestlich, nördlich von Monrovia etwas süd-
licher, südlich davon etwas westlicher. An der Südküste Lome bis Whydah
wurde an den regenlosen Tagen der Einflufs des Landes dadurch bemerklich,
dafs der WSW-Wind regelmäfsig Nachmittags auffrischte und in der Nacht
wieder abnahm. An dieser Küste herrschte dauernd schwere SW-Dünung mit
starker Brandung am Strande. Der Regen war am stärksten bei den Los-Inseln
und Sierra Leone wit fast täglich mehrmaligem Gewitter. Bei Monrovia und
südlich davon herrschte trübes regnerisches Wetter, aber ohne elektrische
Erscheinungen. Jenseits Kap Three Points nahm der Regen sehr ab, es regnete
fast nur Nachts und auch dann wenig. Gewitter blieben über dem Lande stehen.
Nach den an Land eingezogenen Erkundigungen wird bei den Los-Inseln und
Sierra Leone der Juni noch vorwiegend als die Zeit der Tornados, welche hier
aber nicht stark auftreten, betrachtet, erst Juli-August ist die eigentliche
Regenzeit, welche aber in diesem Jahr früher eingetreten war. In Monrovia
wird Juli-August als die kleine Trockenzeit (middle-dry) angesehen. An der
Südküste, in der Bucht von Benin, wird dasselbe beobachtet, scheint aber dort
weniger hervorzutreten, weil die Regenzeit überhaupt nicht sehr schwere Regen
zu bringen pflegt. Der letzte Tornado war dort Anfang Mai beobachtet; die
Tornados sind nicht sehr häufig, aber dadurch gefährlich, dafs sie zuweilen auf
die Küste zu wehen (namentlich zwischen Little Popo und Kap St, Paul).
Auf der Fahrt von Whydah nach Camerun nahmen die Regen wieder
stark zu, es regnete fast unaufhörlich. Der Strom setzte westlich der Niger-
mündungen nördlich in die Bucht von Benin hinein, in der Bucht von Biafra
schien schwacher Weststrom zu laufen. Die Luft war merklich durch die
Regengüsse abgekühlt und erreichte niemals 26°C, (stets kühler als das Wasser).
Auch hier war der Wind stetig SW; bemerkenswerth war, dafs der Zug der
oberen Wolken stets aus östlicher Richtung beobachtet wurde. Besonders lästig
für die ganze Dauer der Reise und noch jetzt macht sich der abnorm hohe
Feuchtigkeitsgehalt der Luft bemerklich. Selbst an den sonnigen Tagen bei
Little Popo und Bagida war die aufgehängte Wäsche noch nicht trocken, wenn
3ie 6—8 Stunden der Tropensonne ausgesetzt war. Unter Deck stockt und
schimmelt Alles, Abhülfe zu schaffen ist ganz ausgeschlossen, denn selbst in
den Häusern am Lande geht es nicht besser.
An Wahrnehmungen im Einzelnen ist hervorzuheben:
1. Sierra Leone. Die Einfahrt nach Freetown ist so einfach, dafs die
sich anbietenden Lotsen nicht abgewartet wurden. Jedoch mufs man sich beim
Ankern daran erinnern, dafs der Strom gerade vor der Stadt sehr heftig läuft.
Wenn andere Schiffe auf der Rhede liegen, ist daher Vorsicht geboten. Da
des heftigen Stromes wegen das Anbordbringen der Kohlen mit kleinen Prähmen
sehr zeitraubend ist, so wurde der Ankerplatz östlich von der Stadt verlegt,
dicht vor die Susanbay, in welcher sich das Kohlenlager befindet, Der Anker-
platz dort ist aber nicht zu empfehlen wegen des unebenen Grundes bei be-
trächtlichem Fluthwechsel und starker Stromkabbelung, vielmehr sollte man den
Angaben des „Africa pilot“ hier folgen.
2. Monrovia. Während der Regenzeit ist zwar die SW-Dünung un-
angenehm, jedoch die Barre, welche gegen NW offen ist, gut zu passiren. An
der besten Stelle der Barre lag zur Zeit eine kleine Holzboje. Die Schiffsboote
Ann. A. Hyar. ete., 1884, Heft IX. .