Skip to main content

Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 12 (1884)

Gemeinsamer Ausgangs-Meridian und Universalzeit, 
Fidschi-Inseln, durchschneidend. Ein oceanischer Meridian, wie der der Insel 
Ferro, hätte hingegen die mifsliche Folge, das Datum von Nex-Holland und 
Neu-Seeland zu wechseln. 
Für einen Theil Europa's wüsden allerdings infolge dieses Systems die 
Morgenstunden noch dem kosmopolitischen Tage angehören, dessen Datum um 
1 zurücksteht hinter dem Datum des betreffenden bürgerlichen Tages; diese 
Verschiedenheit würde sich jedoch nur für die Verwaltungen fühlbar machen, 
welche überhaupt genöthigt sind, mit der Universalzeit zu rechnen, und denen 
man leichter als dem Publikum zumuthen kann, sich auf diesem Gebiete zurecht 
zu finden und mit einer Formel vertraut zu machen, welche das Verhältnifs 
zwischen der universellen und lokalen Zeit ausdrückt, nämlich: Universalzeit 
— Ortszeit — (12° +2). In den Vereinigten Staaten hätte man dagegen den 
Vortheil, dafs der bürgerliche Arbeitstag mit dem Universaltage von gleichem 
Datum zusammenfällt. 
Seitens der französischen Bevollmächtigten Oberst Perrier, Vorstand 
des militärgeographischen Dienstes in Paris, und Yvon Villarceau wurde 
noch der Antrag gestellt, in Zukunft anzunehmen als Einheit der Zeit: den Tag, 
als Einheit des Bogens: den Kreis, wobei Tag und Kreis nur decimale Unter- 
abtheilungen haben sollen. Die Decimaltheilung der Winkel wurde mehrfach 
als vortheilhaft anerkannt; indefs bringt die Annahme derselben auch mehrfach 
Nachtheile mit sich. So ist die Verwandlung des Sexagesimalwinkels in Zeit 
und umgekehrt viel leichter mit dem einfachen Verhältnis von 1 zu 15 oder 
von 4 zu 1, wie mit der Centesimaltheilung. Auch für die Schiffahrt ist das 
einfache Verhältnifs zwischen der Seemeile und der in Minuten ausgedrückten 
Länge höchst werthvoll. 
Eine Decimaltheilung des Tages in 10 Stunden zu je 100 Minuten u. 8. w. 
vorzunehmen, hatte man in Frankreich bereits zur Zeit der ersten französischen 
Revolution beschlossen. Wie Professor Förster in dem oben angegebenen 
Vortrage ausführt, besteht für eine solche Eintheilung des Tages im bürger- 
lichen und praktischen Leben kein Anlafs, aufser denjenigen Uebelständen, 
welche die gleiche Bezeichnung der Vor- und Nachmittagsstunden mit sich 
bringt; diese liefsen sich indefs leicht durch eine Einigung in den Unter- 
scheidungsbezeichnungen beseitigen. Bei einer Theilung des Zifferblattes in 
LO Stunden dagegen würde wenigstens für alle Fernablesungen, bei denen man 
nur auf die Bestimmung der Winkel der Zeiger mit einander und mit der loth- 
rechten Richtung angewiesen ist, eine sehr große Schwierigkeit erzeugt werden; 
denn die Abschätzung der Lage eines Zeigers auf den zehnten Theil des Um- 
kreises oder den fünften Theil des Halbkreises ist eine bedeutend schwierigere 
Sache, als die gegenwärtige Abschätzung jener Winkel bis auf ein Drittel des 
Viertelkreises. Eine Devimaltheilung wenigstens der Stunde verbietet sich von 
selbst durch die Einrichtung des jetzt gebräuchlichen Zifferblattes. 
Aus vorwiegend praktischen Gründen fand der Antrag der beiden ge- 
nannten Bevollmächtigten nicht die Zustimmung der übrigen Mitglieder der 
Konferenz. 
n Unter den von letzterer gefafsten Resolutionen sind nachstehende hervor- 
zuheben: 
1. Die Vereinheitlichung der Zählung von Länge und Zeit ist im Interesse 
sowohl der Wissenschaften, als der Schiffahrt, des Handels und internationalen 
Verkehrs wünschenswerth. Der wissenschaftliche und praktische Nutzen dieser 
Reform überwiegt weitaus den Aufwand an Arbeit und die Schwierigkeiten der 
Angewöhnung, welche die Einführung derselben im Gefolge hätte. 
Diese Reform mufs daher den Regierungen aller betheiligten Staaten zur 
Annahme und gesetzlichen Feststellung mittelst eines internationalen Ueberein- 
kommens empfohlen werden, damit fortan in allen geodätischen Instituten und 
Bureaus — wenigstens für die geographischen und hydrographischen Karten — 
und in allen astronomischen und nautischen Ephemeriden nur ein und dasselbe 
System der Zählung von Länge und Zeit Geltung habe. Für Angaben, welche 
wie etwa die Durchgangsephemeriden mit Vortheil auf den Ortsmeridian oder 
wie die Hafenzeit auf die Ortszeit bezogen werden, wird es vortheilhaft sein, 
die lokale Zählweise beizubehalten. 
160
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.