452 Ergebnisse der meteorologischen Beobachtungen der deutschen Polarstationen,
vor, so vom 6. zum 7. Novembor 1882, wo die Temperatur von —2,5° um
10% p.m, auf —20,0° um 6" a. m. fiel, am 9. Dezember, wo das Thermometer
zwischen 9 und 10" a, m. von —18,0° auf —4,3° oder um 14,7° stieg, und, wie
bereits oben erwähnt, vom 8. auf den 9. März. Der Eintritt milden Wetters
im Winter war gewöhnlich mit dem Wehen von NE-Wind verbunden, beim
weiteren Umgehen des Windes nach SE oder S trat wieder kälteres Wetter
ein. Die stärkste Kälte trat gewöhnlich bei Windstille und heiterm Wetter ein.
Bewölkung. Die mittlere Bewölkung war im ganzen eine ziemlich
starke, 6,5. Die heitersten Monate waren die Wintermonate Januar und
Februar, die trübsten die Sommermonate, besonders der Juni, der nur 16 wolken-
lose Stunden aufweist.
Wind. Die Windverhältnisse an der Station waren, wie bereits gesagt,
durch die Lage derselben stark beeinflußt. Es ist zwar versucht worden, durch
Errichtung eines von der Station aus mit Hülfe eines Fernrohrs beobachtbaren
Wimpels auf einem 214m über der Station liegenden Punkte diesem Uebel-
stande thunlichst abzuhelfen, allein naturgemäfs mufste auch dieser Wimpel
durch die in dem Fjorde vor sich gehende lokale Lufteirkulation, da er dicht
am Bergabhang aufgestellt und von nicht fernen höheren Bergzügen überragt
war, stark beeinflußt werden, uud andererseits war in wichtigen Fällen bei
Sturm dieser Wimpel infolge des Schneetreibens oder der nächtlichen Dunkel-
heit häufig nicht zu beobachten.
Bemerkenswerth ist die Geringfügigkeit der atmosphärischen Bewegung
an der Station. Die mittlere Windstärke erreicht kaum den ersten Grad der
Beaufort-Skala. Die aus den vorläufig ohne Rücksicht auf die Reibung und
mit dem gewöhnlichen Robinson’schen Faktor berechneten Anemometerbeobach-
lungen sich ergebende mittlere Windgeschwindigkeit ist ebenfalls nur 2,7 m.
Kalmen sind während des Winters durchaus vorwaltend, im Januar sogar mit
54% 0; während der ganzen Beobachtungsperiode herrschte an 33,1 °%o aller
Beobachtungsstunden Windstille. Im übrigen zeigt der Wind unten im Thale,
wie oben auf der Borgstation, ein monsunartiges Umsotzen seiner Richtung vom
Sommer zum Winter. Während der letzteren Jahreszeit waren, wenn überhaupt
sine Luftbewegung zu konstatiren war, Winde aus dem Nordostquadranten, auf
der Bergstation auch aus dem Nordwestquadranten, durchaus vorwaltend, wäh-
vend vom April ab sehr vorwiegend Süd- bis südwestliche Winde zur Beobach-
tung gelangten und gleichzeitig auf der Bergstation um diese Jahreszeit reine
SE -Winde stark vertreten waren.
Betreffs der Windrichtung und der Art und Weise der Drehung der
Windfahne ist man auf die stündlichen Beobachtungen angewiesen. Dieselben
liefern indessen in dieser Hinsicht ein wenig befriedigendes Resultat, indem
das infolge vorüberziehender atmosphärischer Störungen erfolgende Umgehen
der Windfahne, der Thallage der Station wegen, so sprungweise erfolgte, dafs
der Wind in der kritischen Periode von Stunde zu Stunde entweder als aus
genau entgegongesetzten Richtungen wehend, oder zur Windstille abgeflaut ge-
funden wurde, so dafs es im allgemeinen nicht möglich ist, den Sinu der Drehung
der Windfahne unzweifelhaft zu konstatiren. Einige Angaben sprechen jedoch
dafür, dafs die Bewegung der Windfahne meistens eine rechtsdrehende war, so
dafs also die bezüglichen Depressionen aın häufßgsten westlich der Station
vorüberzogen. Die Zahl der beobachteten Stürme war überhaupt eine sehr
geringe, nur am 9. Dezember 1882 und am 16,, 19., 20. und 23. März 1883
wurde die Stärke 6 der Beaufort-Skala erreicht bezw. überschritten.
Im Laufe der letzteren Periode wurden auch zu Goodthaab an der West-
küste von Grönland von der dänischen Polarstation heftige Stürme beobachtet,
während am oder um den 5. März, wo dort auch ein starker Sturm auftrat, in
Kingawa das Vorhandensein einer beträchtlichen atmosphärischen Störung nur
an dem bereits oben geschilderten Verhalten des Barometers zu bemerken war
and ein stärkerer Wind als 4 der Beaufort-Skala in dieser Periode trotz der
grofsen Unruhe des Barometers nicht zur Beobachtung kam.
Niederschläge. Die ungewöhnlich geringe Gesammtniederschlagsmenge,
Welche während der Beobachtungsperiode gemessen worden ist, legt die Ver-
Muthung nahe, dafs die in gewöhnlicher Weise geschehene Aufstellung des
Regenmessers nicht genügt hat, um die wirklich erfolgten Niederschläge in