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Ergebnisse der meteorologischen Beobachtungen der deutschen Polarstationen.
Vorläufiger Bericht über die Ergebnisse der meteorologischen
Beobachtungen der deutschen Polarstationen.
(„Meteorologische Zeitschrift“, 1884, Heft 3—4.)
(Schlufs.}
I. Kingawa-Fjord im Cumberland-Golf, Baffinsland.
Die Lage der Station am Ausgange eines engen, etwa 2km breiten, von
Nord nach Süd sich erstreckenden und von 3—500m hohen Bergen umgebenen
Thales, wo dasselbe mit dem ungefähr ost—westlich verlaufenden und etwa
4 Sm breiten Kingawa-Fijord zusammenstöfst, war für meteorologische Beobach-
tungen, besonders in Bezug auf Windbeobachtungen, nicht sehr geeignet; weshalb
aber die Station hier und nicht an einem besser geeigneten Punkte errichtet
wurde, das näher auseinander zu setzen, wird Aufgabe des späteren definitiven
Berichtes über den Verlauf und die Ergebnisse der Expedition sein, au welcher
Stelle zugleich eine genaue Beschreibung der Lage der Station gegeben werden
wird. Einige Angaben über die letztere nebst einer Situationsskizze findet man
bereits in den „Deutsch, Geogr. Blättern“, Bd. VI, Heft 4, pag. 347 u. f. Es
mag an dieser Stelle über diesen Punkt blofs so viel gesagt sein, dafs die
zerklüftete, von Fjorden zerschnittene Steilküste von Labrador und Baffinsland
in der Nähe ‚des Meeresniveaus überhaupt schwerlich einen freigelegenen Punkt,
an dem der Wind durch die benachbarten Bergwände und Höhenzüge nicht
beeinflufst wird, bieten dürfte; dafs ferner der Expedition infolge der ungünstigen
Eisverhältnisse, die zuerst im Cumberland-Golf getroffen wurden, und welche
die Ankunft der Expedition am Bestimmungsorte sehr verzögerten, nicht die
Zeit und in keiner Weise auch die Arbeitskräfte zur Verfügung standen, um
Aufbau der Station auf einer die Umgebung beherrschenden Höhe vorzunehmen.
Der Transport des gesammten Häuser-, Heiz- und Proviantmaterials dahinauf
würde unüberwindliche Schwierigkeiten verursacht haben,
Die geographischen Koordinaten der Station waren:
=— 66° 36’ N-Br
A = 4» 29” oder 67° 14‘ W-Lg.
Die Höho des Barometers über Mittelwasser betrug ca 9m.
Die regelmäfsigen stündlichen Beobachtungen begann die Expedition am
16. September 1882, und wurden dieselben am 9. September 1883 abgebrochen.
Infolge dessen umfassen die Beobachtungen nur 359 volle Tage oder 8616 Beob-
achtungsstunden, doch konnte die Abfahrt der Expedition keinen Tag verzögert
werden, weil sich bereits neues starkes Eis im Fjorde bildete, welches das
Schiff jeden Augenblick . einzuschliefsen drohte. Die Beobachtungen der mag-
netischen und meteorologischen Elemente erfolgten stündlich zu mittlerer Orts-
zeit ohne Unterbrechungen, und liegen von letzteren die Daten über Luftdruck,
Lufttemperatur, Luftfeuchtigkeit, Strahlungsthermometer, Windrichtung und
Windstärke, Menge, Form und Zugrichtung der Bewölkung, Hydrometeore und
Niederschlagsmenge vor, Das Klima der Station mufs nach den Ergebnissen
der Beobachtungen als ein durchaus arktisch-kontinentales bezeichnet
werden. Der im Winter fest zufrierende (/umberlandsund wirkt dann wie das
umgebende Festland und entrückt die Station dem die Temperatur-Extreme
mildernden und eine starke Luftbewegung begünstigenden Einflufs des Meeres,
Luftdruck. Die Veränderungen im Barometerstande waren im ganzen
mäfsig und gingen im allgemeinen nicht rapide vor sich. Fälle, in denen das
Barometer um 1,5mm und mehr pro Stunde stieg oder fiel, kamen nur selten
vor. Die geringsten Veränderungen des Luftdruckes zeigten die Sommermonate
Juni bis August, die stärksten die Wintermonate, namentlich der Monat März.
Besonders in der Periode vom 3.—14. dieses letzteren Monats befand sich das
Barometer in grofser Unruhe. Dasselbe fiel von 770,5 mm um 5* a.m. des 5.
bis 740,9 mm um 0* 45” a.m. des 6., um dann bis 11” 45° a.m. wieder auf
769,1mm, in 11 Stunden also um 28,2mm, zu steigen. Die absolute Schwankung
des Luftdrucks während der Beobachtungszeit betrug 55,2mm, und zwar kamen
die dieselben erzeugenden extremen Barometerstände in einem und demselben
eben erwähnten Monate, März 1883, vor. Der niedrigste beobachtete Luftdruck