Reiseberichte S. M. S. „Prinz Adalbert“,
Gefahren bildenden Untiefen oder dergleichen nicht entdeckt werden; bei den
Lothungen mit dem unausgesetzt in Gebrauch gehaltenen Handloth wurde bei
langsamer Fahrt an keiner Stelle Grund gefunden. Stellenweise war die
Wasseroberfläche auf weite Strecken mit dichten Bimssteinmassen bedeckt.
Von Krakatauw und den anliegenden Inseln sind aus verschiedenen Rich-
tungen, soweit dies häufig vorüberziehende Regenböcn gcestatteten, Vertonungen
aufgenommen. Die auf der neuerdings erschienenen Skizze „Veränderungen in
der Sunda-Strafse, Berlin, D. Reimer“ enthaltene Vertonung der Insel Krakatau,
in West 10 Sm, ist nach Vergleich der Bilder mit dieser als ganz falsch be-
Funden, was sich aus dem Vergleich derselben mit den diesseits aufgenommenen
Veıtonungen ergiebt.!)
Die neu entstandenen Inseln Steers und Calmajer müssen so niedrig soin,
dafs sie in dom Abstande, in welchem das Schiff passirte, nicht zu schen sind;
dagegen wurde Sebesie und Seboekoe gesichtet, und scheinen diese unverändert
zeblicben zu sein.
Auf Fourth Point ist, wie in den „Nachr. f, Seef.“ 1883 No. 45, 1733,
angegeben, an Stelle des alten zerstörten Louchtthurms auf dem stehen-
gebliebenen Fundament dieses, provisorisch eine durch Diagonalverzimmerung
abgestützte, mit cinem kleinen Dach verschene weifs gestrichene Leuchtbake
errichtet, die am oberen Rande unter der Kuppe durch einen rothen Streifen
besonders gekennzeichnet ist. Die Leuchtbake ist am Tago schr schlecht und
erst in gröfster Näho als solche erkennbar. Nachts zeigt dieselbe ein weilßses
festes Licht von geringer Helligkeit.
Dem Vernehmen nach soll der zerstörte Thurm nicht wieder aufgebaut,
sondern an Stelle dieses ein entsprechend konstruirtes Eisengerüst zum Tragen
des Leuchtfeuers errichtet werden.
Der nördlich von Fourth Point in den Karten noch angegebene Ort
Anjer, einst ein freundlicher, inmitten angenchmer Gärten und Palmenwaldungen
zelegener, von 3—4000 meist malayischen Einwohnern bevölkerter Platz, der
sich um ein kleines Fort gruppirte und neben einer für 500 Sträßinge be-
nessenen Korrektionsanstalt und Schiffsbedürfoifshandlungen zwei kleine Hötels
and eine Teolegraphen- und Poststation besals und den zahlreich passirenden
Schiffen ebensowohl temporär als Erfrischungshafen, wie auch zur Ausrüstung
mit frischem Proviant sehr bequem lag, ist durch die die Eruptionen des
Krakatau begleitenden Fluthwellen nicht allein völlig zerstört, sondern vom
Erdboden wie weggefegt. Man erkennt die Stelle, an welcher es einst stand,
von See aus trotz des durch Fourth Point-Leuchtbake gegebenen Anhalts nicht
wieder. Nur sehr wenige der Einwohner konnten sich bei der zur Zeit dieser
Katastrophe — trotz des Tageslichtes — herrschenden, durch Aschenregen ver-
arsachten Finsternißs nach den nicht überflutheten Landtheilen retten.
In ähnlicher Weise wie bei Anjer mul, sowohl den Darstellungsangaben
der holländischen Karte, wie auch nach dem Anblick urtheilend, welchen sowohl
das Aussehen des zwischen First- und Fourth Point liegenden Küstensaumes,
sowie auch der Strand der um Krakataw liegenden Inseln bietet, die Zer-
störung der durch die Eruptionen verursachten Fluthwellen eine radikale gewesen
sein. Die Schilderung der Katastrophe durch einzelne, inzwischen auf der
Trümmerstätte Anjers wieder angesiedelte Javaner, die Zeugen dieser grofs-
artigen Naturereignisse waren, klang angesichts der angerichteten Verwüstungen
wahrhaft erschütternd.
Die Fluth stieg, nachdem der Krakatau mit unbeschreiblichem Getöse
ausgebrochen und der helle Morgen durch Aschenregen in undurchdringliche
Finsternifßs verwandelt, mehrfach — nach den Schilderungen der Einwohner
ürei Mal — und zwar nach der noch sichtbaren Fluthhöhengrenze 12—15 m
hoch langsam ins Land, schwemnmte alles auftreibende Material hoch, lockerte
den fetten stark gelagerten Kulturboden und ist dann viel schneller, wie sie
aufs Land übergetreten war, abgelaufen, alles mit sich in die See hinaustreibend,
Bei der so plötzlich und überraschend eingetretenen gewaltigen Katastrophe
müssen sich entsetzliche Scenen abgespielt haben, denn die den überflutheten
Küstensaum insgesammt bewohnende Bevölkerung zählte nach Hunderttausenden,
43.
ı Auch die Darstellung der Insel Dwrars in den Weg ist auf dieser Skizze gänzlich falsch.