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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 12 (1884)

Ergebnisse der meteorologischen Beobachtungen der deutschen Polarstationen, 
Wind. Es ist, wie bereits erwähnt, nicht anzunehmen, dafs die aus 
den Stationsbeobachtungen sich ergebenden Verhältnisse der Windrichtung und 
Windstärke genau den thatsächlichen Verhältnissen, wie sie an einem freier 
yelegenen Punkte dieser Gegend der Erde herrschen mögen, entsprechen, 
([mmerhin geht aber aus den Beobachtungen über die Windstärke hervor, dal, 
selbst wenn wir die gefundenen Mittelwerthe derselben verdoppeln, die Ge- 
schwindigkeit und Stärke der Luftbewegung in jenen Gegenden durchaus nicht 
der landläufigen Vorstellung entspricht, welche man sich von denselben zu 
machen pflegt, als seien jene Regionen mit ganz besonderer Vorliebe der Schau- 
platz häufiger und heftiger Stürme. 
Möglich ist es, dafs die erst später nach Ermittelung der genauen Kon- 
stanten der Instrumente zu erfolgende Diskussion der Anemometerbeobachtungen 
eine etwas höhere mittlere Windgeschwindigkeit ergeben werden, als die Re- 
sultate der Schätzung nach der Beaufort-Skala, weil hierbei die Böon, welche 
auf Süd-Georgien sehr häufig waren und ihr Einflufs auf die mittlere Wind- 
stärke besser zur Geltung gelangen mag, als dies bei der blofsen Schätzung 
der Windstärke nach der Beaufort-Skala der Fall ist. 
Jedenfalls aber spricht die nicht ganz unbedeutende Anzahl der Kalmen 
in vielen Monaten dafür, dafs in der That durch die Beobachtungen auf Süd- 
Georgien die Erfahrung, welche bereits aus Diskussion zahlreicher Schiffsjournale 
yewonnen worden ist, dafs nämlich die Gebiete in der Nachbarschaft des Kap 
Horn durchaus nicht in dem Maße stürmisch sind, wie man bisher gewöhnlich 
annahm, eine Bestätigung erhält, obwohl andererseits es durch diese Unter- 
suchungen auch festgestellt worden ist, dafs in diesen Gebieten der Sommer 
wesentlich reicher an Stürmen ist, als die gleiche Jahresperiode der Nord- 
hemisphäre. Die vorliegenden Resultate lassen nicht klar erkennen, 0b .sich 
gewisse Jahreszeiten durch besonders stürmische Witterung auszeichnen, aller- 
dings weisen die Monate September und April eine höhere Anzahl Stunden mit 
stürmischen Winden auf, als die Nachbarmonate, aber das Maximum der Stunden 
mit starken und stürmischen Winden fällt auf den August (nämlich 96 Stunden). 
Die Winde wehen hauptsächlich aus dem südwestlichen Quadranten, reine 
Westwinde sind in allen Monaten am häufigsten, sodann WSW- und NW-Winde. 
Kalmen kommen durchschnittlich 3,5% auf jeden Monat. Andererseits weisen 
im ganzen 6,2 % aller Beobachtungsstunden eine Windstärke von 6 und mehr 
auf, Der allgemeine Verlauf einer Sturmperiode wird von Herrn Dr. Schrader, 
dem Führer der Expedition, in seinem Berichte, wie folgt, geschildert: 
„Bei gleichmäfsig schnell fallendem Barometer und zunächst noch auf der 
Station ruhigem Wetter und klarem Mimmel traten an den Kuppen der Hoch- 
gebirge kleine föhnartige Wolkenansätze auf, welche einen West- oder WSW- 
Überwind angaben, jedoch beim Losreifsen vom Gebirge und Weiterziehen sich 
im Anfange stets auflösten. 
Nach einiger Zeit wurden diese Wolken stärker, es bildeten sich eigen- 
thümlich wirbelartig gedrehte, das Aussehen von Spiral-Nebelfßlecken habende 
Cirrostratuswolken, stets charakteristisch für das Heraunahen eines Sturmes, 
Am Südufer unserer Bucht wurde durch das Kräuseln der Wellen schon 
cin frischer Westwind bemerkbar; das Barometer erreichte seinen niedrigsten 
Stand und fing schon nach kurzer Zeit an unregelmäfsig zu steigen. Der 
Himmel bewölkte sich mehr und mehr, und jetzt fingen einzelne kräftige Böen 
aus WSW an sich bemerkbar zu machen. Diese Böen folgten in immer kürzeren 
Intervallen, zuweilen mit schwachen Niederschlägen verbunden. Endlich brach 
der Sturm aus WSW los und dauerte ununterbrochen 6—12 Stunden, zuweilen 
noch beträchtlich länger. Bei weiter steigendem Barometer pflegte dann der 
Wind allmählich nach W und NW umzugehen und flaute dann manchmal plötz- 
lich ab. Oestliche Winde von irgend welcher Bedeutung waren äufserst selten.“ 
Erdtemperatur. Die Erdtemperatur-Beobachtungen konnten leider erst 
am 27. Oktober begonnen werden und umfassen also blofs 10 Monate, Die 
Thermometer befanden sich 0,5, 1,0 und 1,5m unter der Oberfläche eines etwa 
2—3 m im Durchmesser haltenden, mit Thonschichten durchsetzten Torfhügels 
von 1m Höhe. 
Bei dem 0,5m tiefen Erdthermometer trat das Maximum der Temperatur 
im Februar ein, bei den übrigen Tiefenstufen im März. Bei dem Fehlen der 
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