Skip to main content

Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 12 (1884)

Einige. Bemerkungen über Chronometer, 
>47 
Einige Bemerkungen über Chronometer. > ; 
Von Prof, Dr. C, F, W. Peters in Kiel, a 
Die während der letzten Jahrzehnte in Bezug auf die Vervollkommnung 
der Chronometer erreichten Resultate sind in mehrfacher Beziehung überaus 
günstig zu nennen, und namentlich die Vollendung der Kompensationsvorrichtungen 
ist, wie. die Berichte der Greenwicher, Hamburger und anderer Sternwarten 
zeigen, bei vielen Chronometern, wenigstens zeitweilig, vollständig auf der Höhe 
dessen, was nur gewünscht werden ‚kann, gewesen. Die Schwierigkeit, ein 
Chronometer- unempfindlich gegen Temperaturdifferenzen zu machen, ist mit der 
verhältnifsmäfsig leichten Art, die Kompensirung einer Pendeluhr herzustellen; 
gar nicht zu vergleichen; während bei der Pendeluhr mit vollständiger Sicher- 
heit die Konstruktion des kompensirten Pendels sich durch Rechnung finden 
läfst, wenn nur. die Wärmeausdehnung der einzelnen Theile desselben bekannt 
ist, so kommen bei dem Chronometer Verhältnisse in Betracht, welche sich 
durchaus der Rechnung entziehen. Vor Allem ist der Umstand, dafs die 
Elasticität der bei der Unruhe befindlichen Spiralfeder von der Temperatur ab- 
hängig ist, die Gröfse dieser Abhängigkeit abor wieder. mit der Zeit veränderlich 
ist, der Ausführung einer für längere Zeit wirkenden Kompensationsvorrichtung 
hinderlich gewesen. Diese Verhältnisse, welche noch überdies für jedes Chrono- 
meter verschieden liegen, und dadurch noch komplieirter werden, dafs die 
Schwingungsdauer der unkompensirten.Unruhe nicht nur von der ersten, sondern 
in der Regel auch von der zweiten, zum Theil auch wohl von noch höhern 
Potenzen der Temperatur merklich beeinflufst wird, haben zu der Ausführung 
verschiedener mehr oder weniger vollkommener Vorrichtungen geführt, welche 
unter der‘ Bezeichnung der Hülfekompensationen bekannt sind. Bis zu welcher 
hohen Vollkommenheit dieselben gebracht werden können, zeigen die Gänge 
mancher in den letzten Jahren untersuchten Chronometer, die .sich zeitweilig 
zum Theil fast vollständig unempfindlich gegen Temperaturdifferenzen von selbst 
grofsem Betrage gezeigt haben. Die Erfahrung indessen, dafs der Einfluß der 
Temperatur auf den. Chronometergang mit der Zeit etwas veränderlich ist, und 
zum ‚Theil erhebliche Aenderungen durch nothwendige Reparaturen :an . den 
zarteren Theilen des Werks erleidet, hat dahin geführt, dafs in der Deutschen 
Marine jedes Chronometer vor einer gröfseren Reise in Bezug auf die Abhängig- 
keit des Ganges von der Temperatur untersucht, und ihm eine Tabelle, welche 
dazu dient, den von. der Temperatur abhängigen. Theil der auf der Reise ent- 
stehenden Gangänderung in Rechnung zu ziehen, mitgegeben wird. Hierdurch 
ist während der letzten sieben Jahre eine wichtige Quelle von Unregelmäfsig- 
keiten im Chronometergange insoweit unschädlich gemacht, als die: kleinen noch 
aus derselben Quelle stammenden Unsicherheiten als verschwindend erscheinen 
gegen andere Einflüsse, welche theils plötzlich bei der Einschiffung, theils im 
Verlauf der Reise sich zeigende Gangänderungen hervorrufen. Die Ursachen 
derselben. können von mancherlei Art sein, und es. wird immer schwierig er- 
scheinen, bei den völlig veränderten Verhältnissen, in welche die Chronometer 
bei der Einschiffung gelangen, Gangänderungen gänzlich zu vermeiden; — es 
ist aber von Wichtigkeit, die einzelnen Ursachen der Aenderungen zu ergründen 
und . soweit als möglich ihre Wirkung auf ein Minimum zu reduciren. Wenn 
mehrere Umstände gleichzeitig den Gang beeinflussen, so können sich ihre 
Wirkungen bisweilen theilweise aufheben, bisweilen aber auch summiren, ‘ und 
es können. im_ letzteren Falle überraschend grofse Gangänderungen bei sonst 
guten Chronometern. eintreten, wie sie während der letzten Jahre bisweilen 
beobachtet sind (s. „Ann. d. Hydr. etc.“, 1881, pag. 649#). - 
. Unter den Ursachen der bei der Einschiffung der Chronometer eintreten- 
den Gangänderungen sind in der letzten Zeit folgende besonders hervorgehoben 
worden: 
i. Der Transport von der Sternwarte ‚nach den Schiffen. In 
Wilhelmshaven sowohl wie in Kiel ist der Weg von der Sternwarte bis zum 
Hafen ein ziemlich weiter, und es wird selbst bei dem’ vorsichtigsien Tragen 
der Chronometer nicht ganz zu vermeiden sein, dafs die Schwingungsweite der 
Unruhen etwas geändert wird; bei sehr unvorsichtigem Tragen kann es selbst 
vorkommen, dafs die Unruhe entweder überschwingt, d. h. nahezu zwei volle 
3%
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.