Einige. Bemerkungen über Chronometer,
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Einige Bemerkungen über Chronometer. > ;
Von Prof, Dr. C, F, W. Peters in Kiel, a
Die während der letzten Jahrzehnte in Bezug auf die Vervollkommnung
der Chronometer erreichten Resultate sind in mehrfacher Beziehung überaus
günstig zu nennen, und namentlich die Vollendung der Kompensationsvorrichtungen
ist, wie. die Berichte der Greenwicher, Hamburger und anderer Sternwarten
zeigen, bei vielen Chronometern, wenigstens zeitweilig, vollständig auf der Höhe
dessen, was nur gewünscht werden ‚kann, gewesen. Die Schwierigkeit, ein
Chronometer- unempfindlich gegen Temperaturdifferenzen zu machen, ist mit der
verhältnifsmäfsig leichten Art, die Kompensirung einer Pendeluhr herzustellen;
gar nicht zu vergleichen; während bei der Pendeluhr mit vollständiger Sicher-
heit die Konstruktion des kompensirten Pendels sich durch Rechnung finden
läfst, wenn nur. die Wärmeausdehnung der einzelnen Theile desselben bekannt
ist, so kommen bei dem Chronometer Verhältnisse in Betracht, welche sich
durchaus der Rechnung entziehen. Vor Allem ist der Umstand, dafs die
Elasticität der bei der Unruhe befindlichen Spiralfeder von der Temperatur ab-
hängig ist, die Gröfse dieser Abhängigkeit abor wieder. mit der Zeit veränderlich
ist, der Ausführung einer für längere Zeit wirkenden Kompensationsvorrichtung
hinderlich gewesen. Diese Verhältnisse, welche noch überdies für jedes Chrono-
meter verschieden liegen, und dadurch noch komplieirter werden, dafs die
Schwingungsdauer der unkompensirten.Unruhe nicht nur von der ersten, sondern
in der Regel auch von der zweiten, zum Theil auch wohl von noch höhern
Potenzen der Temperatur merklich beeinflufst wird, haben zu der Ausführung
verschiedener mehr oder weniger vollkommener Vorrichtungen geführt, welche
unter der‘ Bezeichnung der Hülfekompensationen bekannt sind. Bis zu welcher
hohen Vollkommenheit dieselben gebracht werden können, zeigen die Gänge
mancher in den letzten Jahren untersuchten Chronometer, die .sich zeitweilig
zum Theil fast vollständig unempfindlich gegen Temperaturdifferenzen von selbst
grofsem Betrage gezeigt haben. Die Erfahrung indessen, dafs der Einfluß der
Temperatur auf den. Chronometergang mit der Zeit etwas veränderlich ist, und
zum ‚Theil erhebliche Aenderungen durch nothwendige Reparaturen :an . den
zarteren Theilen des Werks erleidet, hat dahin geführt, dafs in der Deutschen
Marine jedes Chronometer vor einer gröfseren Reise in Bezug auf die Abhängig-
keit des Ganges von der Temperatur untersucht, und ihm eine Tabelle, welche
dazu dient, den von. der Temperatur abhängigen. Theil der auf der Reise ent-
stehenden Gangänderung in Rechnung zu ziehen, mitgegeben wird. Hierdurch
ist während der letzten sieben Jahre eine wichtige Quelle von Unregelmäfsig-
keiten im Chronometergange insoweit unschädlich gemacht, als die: kleinen noch
aus derselben Quelle stammenden Unsicherheiten als verschwindend erscheinen
gegen andere Einflüsse, welche theils plötzlich bei der Einschiffung, theils im
Verlauf der Reise sich zeigende Gangänderungen hervorrufen. Die Ursachen
derselben. können von mancherlei Art sein, und es. wird immer schwierig er-
scheinen, bei den völlig veränderten Verhältnissen, in welche die Chronometer
bei der Einschiffung gelangen, Gangänderungen gänzlich zu vermeiden; — es
ist aber von Wichtigkeit, die einzelnen Ursachen der Aenderungen zu ergründen
und . soweit als möglich ihre Wirkung auf ein Minimum zu reduciren. Wenn
mehrere Umstände gleichzeitig den Gang beeinflussen, so können sich ihre
Wirkungen bisweilen theilweise aufheben, bisweilen aber auch summiren, ‘ und
es können. im_ letzteren Falle überraschend grofse Gangänderungen bei sonst
guten Chronometern. eintreten, wie sie während der letzten Jahre bisweilen
beobachtet sind (s. „Ann. d. Hydr. etc.“, 1881, pag. 649#). -
. Unter den Ursachen der bei der Einschiffung der Chronometer eintreten-
den Gangänderungen sind in der letzten Zeit folgende besonders hervorgehoben
worden:
i. Der Transport von der Sternwarte ‚nach den Schiffen. In
Wilhelmshaven sowohl wie in Kiel ist der Weg von der Sternwarte bis zum
Hafen ein ziemlich weiter, und es wird selbst bei dem’ vorsichtigsien Tragen
der Chronometer nicht ganz zu vermeiden sein, dafs die Schwingungsweite der
Unruhen etwas geändert wird; bei sehr unvorsichtigem Tragen kann es selbst
vorkommen, dafs die Unruhe entweder überschwingt, d. h. nahezu zwei volle
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