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Port Arthur im nördlichen China,
Für längere Schiffe, als S. M. Kbt. „Hydne“, kann dieser Ankerplatz nicht
empfohlen werden.
Metleck und Licki Licki-Bucht. Die Bucht hat flaches Ufer, die Halb-
insel Metleck fällt ganz steil zum Meere ab. Die Ansteuerung ist sehr einfach,
da sich keinerlei Riffe oder Untiefen in der Nähe des Ankerplatzes befinden.
Geankert wurde in folgenden Peilungen: Blossville Rock NO%/sN und Kap
Bougainville S'/sO, auf schwarzem Sandgrund. Schiffe, welche zu Handels-
zwecken hierher kommen, ankern auf 10m Tiefe, dicht vor der kleinen Bucht,
wo sie auch vor dem SE-Passat geschützt liegen sollen. Siehe Plan auf Taf. 10.
Port Arthur im nördlichen China an der Korea-Bai. Von Kapt.
J. G. Gefken, Führer der deutschen Bark „Inca‘.
(Mittheilung von der Deutschen Seewarte,))
Auf unserer Reise von Hamburg nach Port Arthur erblickten wir am
13. Mai 1883 um 1* p. m. das Kap Liaw-ti-shan. Bis 6'/e* p. m. herrschten
Mallung und Windstille, worauf frische Briese aus ESE durchkam. Wir kreuzten
während der Nacht in Sicht der Küste und erreichten am Morgen des 14. um
81/3 Uhr die Bai von Port Arthur, woselbst wir aufserhalb der Barre ankerten.
Port Arthur oder Lü-Chan-Kau ist ein im Entstehen begriffener chine-
sischer Kriegshafen und wird für Handelsschifffahrt wohl kaum von Bedeutung
werden. Der Hafen wird an und für sich sehr gut sein, sobald die schon
erwähnte Barre vor demselben, welche aus Kieselsteinen besteht, weggeschafft
sein wird, zu welchem Zweck vier Baggerfahrzeuge thätig sind. Bei meiner
Ankunft war die Tiefe auf der Barre mit Hochwasser 455m — 15 Fuß —,
weshalb ich erst aufserhalb derselben ankern mufste, um zu leichten.
Port Arthur selber ist ein recht trauriger Platz. Aufser Schweinen,
Hühnern und Eiern war dort nichts zu kaufen. Der einzige Europäer in Port
Arthur, ein Deutscher, Namens von Hanneken, leitete die Fortifikationsarbeiten
und die Aufstellung der Geschütze. Das Fort wird auf dem an der rechten
Seite der Einfahrt liegenden Hügel 120 m — 400 Fufßs — über der Meeres-
oberfläche gebaut. Von der See aus wird dasselbe als eine gute Landmarke
dienen, besonders wenn es durch die beabsichtigte Errichtung eines Flaggen-
mastes noch leichter erkennbar gemacht werden wird. Es ist im Hafen um
10 Uhr bei Neu- und Vollmond Hochwasser, Der Unterschied zwischen Hoch-
und Niedrigwasser beträgt 1,8m — 6 Fuß —.
Eine Postverbindung zwischen Port Arthur und anderen Häfen existirt
nicht. Im Bedarfsfalle wird dieser Dienst durch Dschunken oder auch durch
shinesische Kanonenboote versehen. Während meines dreiwöchentlichen Auf-
anthaltes hierselbst traf kein einziger Brief oder irgend welche Nachricht von
auswärts ein, so dafs wir ganz abgeschlossen von der übrigen Welt lebten.
Eine obrigkeitliche Behörde war noch nicht eingerichtet. Kin Mandarin ist
nominell Chef in Port Arthur, während in Wirklichkeit alle Arbeiten von Herrn
von Hanneken abhängen. Diesem Herrn bin ich für seinen Rath und seine
Hülfe, die er mir angedeihen liefs, zu grofsem Dank verpflichtet; besonders auch
deshalb, weil er der einzige war, mit dem ich verkehren konnte, da alle Andern
nur chinesisch sprachen. Die Zahl der Arbeiter (Soldaten) belief sich z. Z.
auf 7000, welche gröfstentheils mit dem Austragen eines Bassins beschäftigt
waren. Die Leute leben recht erbärmlich. Ein aus Matten und Stricken her-
gestelltes Zelt ist ihre Behausung, und doch arbeiten sie fleifsig wie die Ameisen
von Tag- bis Dunkelwerden ununterbrochen, um sich dann für den nächsten Tag
zu erholen. Eine andere Zeiteintheilung ist ihnen unbekannt.
„Inca“ wurde wie ein Wunder angestaunt, denn es war das erste fremde
Segelschiff, welches in Port Arthur einlief, und die armen Teufel konnten nicht
begreifen, dafs es außer Dschunken noch andere Schiffe mit Segeln gäbe.