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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 12 (1884)

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Die Katastrophe in der Sunda-Strafse. 
also im Mittel 10* 14”, qd. h. eine ziemlich befriedigende Uebereinstimmung 
mit der vom Gasindikator in Batavia um 10% 5” registrirten Lufterschütterung, 
Die vorstehenden Diskussionen der Wellen auf Grund der Barometerkurve 
von Süd-Georgien tragen mehr oder weniger den Charakter einer künstlichen 
Kombination an sich und wohnt daher ihren Resultaten eine überzeugende 
Realität nicht bei; immerhin ist es wichtig erschienen, den Nachweis zu führen, 
dafs die Aufzeichnungen der atmosphärischen Störungen durch den Barographen 
in Süd-Georgien in einem Gegensatz zu den Angaben des Gasindikators in 
Batavia nicht stehen, wie es anscheinend hinsichtlich der Indicirungen der Luft- 
welle in Europa der Fall ist. Vielleicht gelingt es bei genauerer Diskussion 
der letzteren auch noch eine befriedigendere Uebereinstimmung zu erzielen. Es 
mag dabei bemerkt werden, dafs, wenn man als in Betracht kommende Erhebung 
dieser Barometerkurven für Welle II diejenigen wählt, an deren linker Seite 
das stark gekennzeichnete Thal sich befindet, man spätere Abgangszeit von 
Krakatau erhält, z. B. für Greenwich 10* 0“, für Aberdeen 9 52”, für Valencia 
10* 5“, also bessere Uebereinstimmung mit dem Gasindikator in Batavia. 
Freilich steht dies im Gegensatz mit der Wahl der Erhebung für Welle II, 
welche für Süd-Georgien das diesem ähnliche Resultat ergab. 
In jedem Falle dürfen die Aufzeichnungen des Barographen im Moltke- 
Hafen ein besonderes Interesse beanspruchen, weil die Aufzeichnung Euro- 
päischer Barometer Wellen registrirte, welche einen Weg verfolgten, auf dem 
flaches Land, Gebirge und Meer wechselten, so dafs sie in ihrem Fortschreiten 
wechselnder Reibung ausgesetzt gewesen sein werden, während die nach 
Moltke-Hafen von Ost gelangte Luftwelle nur über Meer und vielleicht in der 
Gegend des südlichen Polarkreises über Eis wanderte. 
Mehrfach ist vermerkt worden, dafs die errechnete Geschwindigkeit der 
Wellen mit der Schallgeschwindigkeit übereinstimmte; bei der nach Süd-Georgien 
gelangten Welle würde dies am meisten für die zuerst berechnete und als un- 
wahrscheinlich bezeichnete zutreffen. Auch bei den andern Wellen scheint dies 
Ergebnifs gerade für die weniger genau verzeichneten oder berechneten zuzu- 
treffen bezw. nur, wenn man die Geschwindigkeit des Schalles bei einer unter 
dem Gefrierpunkt liegenden Temperatur zum Vergleiche heranzieht. 
Sowohl die Diskussion des General-Lieutenant Strachey, wie die aus 
den Süd-Georgier Wellen erhaltenen wahrscheinlichen Geschwindigkeiten ergeben 
eine langsamere Bewegung, und es wird dies auch der Natur der Sache ent- 
sprechen, da wohl anzunehmen ist, dafs die verschiedenen Luftströmungen und 
die Reibung, mit welcher die Welle bei ihrer Fortbewegung zu thun hatte, eine 
verlangsamende Wirkung auf ihren Gang ausübten. 
Das Gesammtfacit dieser Betrachtung ist, dals das gegenwärtig uns zur 
Verfügung gestandene Beobachtungsmaterial noch nicht ausreicht, um in einer 
oder der andern Richtung positive Schlüsse zu ziehen. Was speciell die Be- 
ziehung der in Süd-Georgien registrirten Meereswellen zu den Störungen der 
Barometerkurven anbetriflt, so spricht einiges dafür, dafs die starken Meeres- 
oscillationen, welche im Moltke-Hafen um 2* p, m. begannen, nicht der grofsen 
Explosion des Krakatau-Vulkans um 10 resp. 11 Uhr, welche die steile Luft- 
weile erzeugte, sondern den am 27. früh in der Sunda Strafse stattgehabten 
Revolutionen ihren Ursprung verdanken, dafs diese letzteren aber das Gleich- 
gewicht der Atmosphäre nicht in .dem Mafse afßcirten, um eine Luftwelle zu 
erzeugen, die auf den entfernten Barometerstationen noch deutlich wahrnehmbar 
gewesen wäre. Es zeigt sich zwar bei der Barometerkurvo Süd-Georgiens, wenn 
man die steile Welle als um 10 Uhr Vormittags entstanden annimmt, für die 
dem frühen Morgen bei Krakatau entsprechende Zeit ein Anschwellen der Kurve, 
wie ein solches auch andere Kurven, z. B. die des Barometers in Glasgow, 
Aberdeen, Armagh, namentlich aber Toronto, erkennen lassen, indefs liegen 
diese Anschwellungen nicht alle gleich weit ab von der steilen Welle, so dafs 
eine sichere Beziehung der Meereswelle zu den Luftwellen zur Zeit — soweit 
unser Material reicht — nicht nachzuweisen ist. Von allergröfstem wissen- 
schaftlichen Werthe würde die Vornahme von weiteren Lothungen, sowohl im 
Indischen Ocean zwischen der Sunda Strafse und der von S. M. S. „Guzelle“ 
südlich von 20° S-Br gelegten Lothungslinien, wie zwischen Süd-Georgien und 
den Mac Donald-Inseln sein.
	        
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