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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 12 (1884)

Reiseberichte der Elsflether Schonerbrigg „Felix“. 
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es auch nur von Vortheil sein, wenn man später die polare Grenze des Passat- 
gebietes — etwa 26° bis 27° N-Br — anstatt in 25° W-Lg iu 40° oder einer 
noch westlicheren Länge überschreitet, denn auf diese Weise bringt man den 
Wind mehr von der Seite ein und das Schiff also unter eine günstigere Segel- 
stellung, und da der NE-Passat in der in Rede stehenden Jahreszeit ganz bis 
au die Küste von Guayana weht, braucht man auch nicht .zu befürchten, den 
Bestimmungsort bei einer westlichen Stellung nicht erreichen zu können. 
Eine Wetterlage, wie die eben besprochene, traf „Felix“ auf der Aus- 
reise im November 1879. Da Kapt. Behrens damals, wie auch wohl nicht 
anders möglich, über die wirklichen Verhältnisse nicht genau unterrichtet war, 
verfolgte er bei den stürmischen östlichen Winden, die schon in Kanalbreite 
angetroffen wurden, die gewöhnliche Route. Infolge dessen wurde er durch 
die schralen westlichen Winde in der Südhälfte der Depression, welche in diesem 
Falle von 33° bis nach 18,5° N-Br anhielten, weit nach Osten gedrängt und 
lange aufgehalten, und dies war der Grund,. weshalb diese Reise, : trotz ihres 
anfänglich und auch später recht günstigen Verlaufes, die verhältnifsmäfßsig 
lange Zeit von 37 Tagen in Anspruch nahm. Desgleichen war ‘diese Wetter- 
lage im November und Dezember 1878 und im Januar 1881 längere Zeit vor- 
handen. Aus dem letzteren Monate liegt der Bericht über eine Reise nach 
Key West vom Schiffe „Savannah“ vor, welches, einer speciellen Sogelanweisung 
der Seewarte folgend, die oben empfohlene Route einschlug und auf diese Weise 
dem ebenfalls nach dem Golf von Mexico bestimmten Mitsegler „Admiral Prinz 
Adalbert“, der die gewöhnliche Route verfolgte, auf der Strecke von Lizard 
nach Kap Sar Antonio (Cuba) 17 Tage abgewann. 
Für den ‚Frühling und: Sommer, wenn das Gebiet hohen Luftdrucks in 
der Umgebung der Azoren eine grofse Beständigkeit zeigt, ist die westliche 
Route; da sie nach dem windstillen Gebiet in der Nähe des Maximums und 
nach dem Strich südlicher Winde an der Westseite desselben führt, nicht zu 
ampfehlen. Vielmehr wird es in dieser Jahreszeit oft von Vortheil sein, sich 
auf der ersten Hälfte des Weges östlich von der angegebenen Mittelroute zu 
halten; denn wenn schon der Weg dadurch verlängert wird, so dürfte dies doch 
mehr als ausgeglichen werden durch den günstigen Umstand, dafs der Passat in 
größerer Nähe der afrikanischen und europäischen Küste früher einsetzt und 
frischer zu wehen pflegt, als weiter landabwärts. Dies frühe Einsetzen des 
Passats in der Nähe der Küste, wo er als „Portugiesischer Nord“ im Sommer 
sehr oft schon bei Kap Finisterre beginnt, ist am ehesten zu erwarten, wenn 
vor dem Kanal und der Bucht von Biscaya westliche Winde herrschen, wenn 
alsö gerade die Veranlassung da ist, zunächst nur Süd zu machen. 
Wie schon vorher bemerkt worden, reicht im Spätsommer und Herbst- 
anfang das NE-Passatgebiet nicht bis an die Küste von Gwayana, sondern nur 
bis nach 10° oder 12° N-Br. Man hat.den Kalmengürtel zu überschreiten und 
dann mit dem SE-Passat die Reise zu vollenden. KErsteres darf natürlich nicht 
in einer zu westlichen Länge geschehen; man würde sonst Gefahr laufen, bei 
schraler Richtung des Passats und dem gewöhnlich starken Strom den Be- 
stimmungsort nicht erreichen zu können, Andererseits kann aber auch das 
Ueberschreiten des Kalmengürtels in einer zu östlichen Länge nachtheilig werden, 
and zwar aus dem Grunde, weil man hier die leichten Winde nicht aus östlicher, 
sondern vorwiegend aus südwestlicher Richtung hat. Man sollte deshalb die 
äquatoriale Grenze des NE-Passats nicht westlicher als in 45°, aber auch nicht 
östlicher als in 38° W-Lg ansteuern. Sobald. das Abflauen des Windes anzeigt, 
dafs man den Kalmengürtel thatsächlich erreicht bat, nehme man etwa SSW- 
Kurs, um so rasch wie möglich den SE-Passat zu erfassen, . 
Hinsichtlich der Ansegelung von Nickerie und. anderen in der Nähe ge- 
legenen Plätzen möge hier noch auf die diesbezüglichen Bemerkungen im Hand- 
buch von Jülfs und Balleer (siehe die Fufsnote pag. 21) hingewiesen werden. 
Ann. d. Hydr. ete., 1884, Heft LI.
	        
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