Magnetische Einflüsse auf den Gang der. Chronometer;
317
Als besonders merkwürdig verdient eine von Airy im Jahre 1839 ge-
machte Beobachtung erwähnt zu werden. KEin Chronometer von Brockbank
(No. 425) zeigte Gangänderungen in der Nähe einer eisernen Thür und wurde
deswegen bezüglich seiner Empfindlichkeit gegen magnetische Einflüsse näher
untersucht. Es wurde täglich verglichen und nach jeder Vergleichung um 90°
im Azimut gedreht. Die täglichen Gänge waren dabei folgende:
Nord
78
Richtung der Zahl XII.
Ost Süd West
‘4 3,3 — 6,1
a0 9,6 — 6,0
‘13 A
a1 48
, ® — 6,0
95 —53
—99 —57
A
F,4)
4
EP
— RS
Mitiel: — 164 zZ 960 — 571
Die Unterschiede der Gänge in den verschiedenen Lagen des Chrono-
meters sind demnach höchst auffallend; die Gänge lassen sich durch folgende
Näherungsformel darstellen:
g= —7,16° + 2,48° cos A — 1,50° sin A,
wo g den täglichen Gang und A das Azimut der Zahl XII, von dem Drehungs-
mittelpunkt der Zeiger aus gerechnet, bedeutet; und es ergiebt sich, dafs der
gröfste, von der Stellung des Chronometers abhängende Gangunterschied 5,80°
beträgt.
Eine derartige Empfindlichkeit eines Chronometers gegen die Wirkung
der erdmagnetischen Kraft ist offenbar sehr selten; in der l’hat bemerkt Airy,
dafs unter den Hunderten von Chronometern, welche von ihm untersucht sind,
nur ein einziges, und zwar das oben genannte, eine merkliche Abhängigkeit
von dem Erdmagnetismus gezeigt habe. Dagegen ist aus noch weit früherer
Zeit eine Beobachtung von Varley bekannt, der bei einer Uhr mit stark
wagnetischer Unruhe Gangdifferenzen bis zum Betrage von mehr als 12 Minuten
bei verschiedenen Stellungen der Uhr in Bezug auf den magnetischen Meridian
beobachtete,
Die zahlreichen Beobachtungen aus früherer Zeit über den Einflufs von
Magneten auf den Uhrgang, über welche der Verfasser berichtet, haben nur
geringen Werth, da in den meisten Fällen die Magnete übermäfsig nahe an die
Werke gebracht sind, und dadurch Verhältnisse entstanden, welche selbst nicht
annähernd unter gewöhnlichen Umständen vorkommen. Von etwas gröfserer
Wichtigkeit sind Untersuchungen, die Peter Barlow um das Jahr 1826 über
den Einflufßs gröfserer Eisenmassen auf Chronometergänge ausführte. An der
Anordnung seiner Beobachtungen ist mancherlei auszusetzen} es geht aus ihnen
indessen mit einiger Wahrscheinlichkeit hervor, dafs der Gang der von ihm
untersuchten Chronometer in sehr geringem Mafsc durch die Nähe des Eisens
verändert wurde,
Eine merkliche Einwirkung gröfserer Eisenmassen auf den Chronometer-
gang kann in der That nur dann stattfinden, wenn die Unruhe oder die Spiral-
{eder in sehr stark magnetischem Zustande sind, im solchem Falle wird aber
ein Chronometer überhaupt schwerlich einigermalsen regelmäfsige Gänge zeigen,
selbst wenn sich keine Eisenmassen oder Magnete in der Nähe befinden; bei
einem Chronometer, welches bei regelmäfsiger Beobachtung gute Gänge zeigt,
Jürfie es sehr wenig wahrscheinlich sein, dafs die Stahltheile im Innern des
Werkes einen erheblichen Grad von Magnetismus besitzen.
Airy hat ferner mit Recht früher darauf aufmerksam gemacht, dafs wohl
niemals ein Chronometer an Bord eine solche Aufstellung erhalten wird, dafs
die Wirkung des Schiffsmagnetismus gröfser wird, als am Lande die Wirkung
des Erdmagnetismus ist. Es giebt zwar an Bord in der Nähe gröfserer Eisen-
massen Plätze, an denen die Nadel eines Kompasses so kräftig abgelenkt wird,
dafs sie völlig den Bewegungen des Schiffes folgt, aber nicht dort, wo man ein