Bericht über die Prüfung von Beobachtungsuhren im Winter 1883—84. . 313
4) Der Durchmesser des Sekundenzifferblattes mufls möglichst gro(s,
jedenfalls nicht kleiner als 1,75 cm sein. Jede fünfte Sekunde
ist durch einen längeren Strich, jede zehnte Sekunde durch einen
längeren oder dickeren Strich und mit der entsprechenden Ziffer
zu kennzeichnen. Punkte dürfen zur Markirung nicht verwendet
werden. »
Der Minutenzeiger mufs bis in die Minutentheilung, der Sekunden-
zeiger bis in die Sekundentheilung hineinragen.
Der Minutenzeiger darf keine Excentricität haben, d.h. er mufs
in jedem Theile des Zifferblattes über einem Minutenstrich stehen,
wenn der Sekundenzeiger auf 0 einspringt. Abweichungen hier-
von dürfen in keinem Theile des Zifferblattes 10 Sekunden
übersteigen.
JT. Anforderungen an Konstruktion und Gang.
a) Die Uhr ist mit Kompensationsunruhe und Breguet-Spirale zu
versehen.
Die Uhren sind für die vertikale Lage zu reguliren: der tägliche
Gang darf sich bei Aenderung der vertikalen in die horizontale
Lage bei gleichbleibender. Temperatur um nicht mehr als
4 Sekunden ändern. ;
[nnerhalb eines Zeitraumes von 20 Tagen, bei gleichbleibender
Temperatur und vertikaler Lage, dürfen zwei aufeinanderfolgende
tägliche Gänge nicht mehr als 2 Sekunden von einander ab-
weichen. Die ganze Gangänderung in diesem Zeitraume darf
5 Sekunden nicht übersteigen.
Nach der Temperaturprüfung werden die Uhren nochmals
während 20 Tagen in gleichmäfsiger Temperatur beobachtet,
und darf der Gang von dem in der ersten 20tägigen Periode
gefundenen nicht mehr als 15 Sekunden abweichen,
Zwischen den Temperaturen 10° und 30° C, darf sich der Gang
um nicht mehr als 10 Sekunden ändern.
Auf Grund der vorstehenden Anforderungen wurde der Prüfungsmodus
in folgender Weise festgesetzt:
1. 20 Tage Prüfung bei Temperatur 15° C.; Bedingung II. c.
2. 75 Tage Prüfung bei Temperaturen zwischen 10° und 30° C. (lang-
sam steigend und fallend); Bedingung II. d.
3. 20 Tage Prüfung bei Temperatur 15° C.; Bedingung II. c.
4. 20 Tage Prüfung auf Lage; Bedingung IL b.
Es wurde nun eine Anzahl Uhrmacher aufgefordert, Uhren einzusenden,
von welcher sich folgende Herren mit der daneben bemerkten Zahl von Uhren
betheiligt haben: Schnoor in Kiel mit 3, J. H. Martens Nachf. in Freiburg
in Baden mit 5% und Denker in Hamburg mit 2 Uhren. Es waren noch
weitere. Uhren angemeldet, dieselben sind aber nicht eingeschickt worden; es
hatte dies aber zur Folge, dafs das obige Programm nicht genau inne gehalten
werden konnte, indem die erste 20tägige Prüfung bei 15° C. wegfallen mufste,
weil auf die Einsendung der Uhren so lange gewartet wurde, bis die Temperatur-
prüfung beginnen mufste. Auch diese ist nicht ganz programmmäfsig verlaufen,
indem sie zunächst in Verbindung mit der Chronometerprüfung bei von 30° C,
an fallender Temperatur und dann bei steigender nur bis zu 15° C. ausgeführt
wurde: Die Zeit war nun aber so weit vorgeschritten, dafs es dringend noth-
wendig war, die Anmeldung der zu empfehlenden Uhren bei den Werften zu
bewirken, so dafs davon abgesehen werden mufste, die Prüfung weiter zu
führen.
a}
Die nachfolgende Tabelle giebt die Resultate der Prüfung. Sie enthält
den täglichen Gang der eingesandten Uhren unter den verschiedenen Bedingungen,
und entnehmen wir derselben das Folgende,
Was zunächst die äufseren Anforderungen anlangt, so ist zu konstatiren,
dafs bei den dieses Mal eingesandten Uhren die Bedingungen I, a. und I. b.
1) Eigentlich 6 Uhren, eine derselben zeigte aber so erhebliche Sprünge, dafs sie von der
Konkurrenz ausgeschlossen wurde.
Ann, d. Hydr. ete., 1894, Heft VI.