Reiseberichte der Elsflether Schonerbrigg „Felix“,
NE-Passatgebiet sich nicht, wie sonst der Fall, gauz bis an die Küste, sondern
nur bis nach 10° oder 12° N-Br erstreckt und erst ein Gürtel leichter ver-
änderlicher Winde von mehreren Graden Breite überschritten werden muls,
bevor man die stetigero Briese des SE-Passats, der jetzt an der Küste herrschend
ist, erhält. - Wie die Tabelle zeigt, trug Kapt. Behrens diesen Verhältnissen
insofern Rechnung, als er auf den in Rede stehenden Reisen für die Strecke
von 40° nach 50° W-Lg, wo er den Gürtel der Mallungen zu durchsegeln
hatte, einen südlicheren Kurs wählte und den Schnittpunkt des letzteren Meridians
2° bis 4° südlicher als zu anderer Jahreszeit nahm. Auf der dritten langen
Reise wurde der längere Aufenthalt durch die ungewöhnlich südliche Lage der
polaren Passatgrenze verursacht. Man erhielt den Passat erst in etwa 18° N-Br.
Die anhaltenden‘ westlichen Winde, welche vorhergingen, drängten das Schiff
weit nach Osten, so dafs 20° N-Br etwa 6° weiter östlich als wie sonst ge-
schnitten wurde, und dementsprechend wurde die Segeldistanz auf diesem Theile
des Weges erheblich vergrößert,
Die beiden kürzesten Reisen im April und im Dezember 1881, die erste
von 25,9, die zweite von 29,8 Tagen Dauer, wurden durch ausnahmsweise rasche
Fahrt vom Kanal nach 20° N-Br begünstigt. Man crreichte diesen Parallel
das erste Mal in 15, das zweite Mal in 17 Tagen, während sich für die übrigen
Reisen für diese Strecke eine durchschnittliche Fahrzeit von 22 Tagen ergiebt.
Die mittlere Route, welche auf der Rückreise eingehalten wurde, schneidet
10° N-Br in 58,1° W-Lg, 20° N-Br in 58,1° W-Lg und 30° N-Br in 54,2° W-Lg,
ferner 50° W-Lg in 33,4° N-Br, 40° W-Lg in 39,4° N-Br, 30° W-Lg in 44,1° N-Br
und 20° W-Lg in 47,3° N-Br. Die Segeldistanz von 6° N-Br und 57° W-Lg
längs dieser Route nach 50° N-Br und 10° W-Lg ergiebt sich, gleich wie für
die Ausreise, zu ungefähr 3800 Sm. Die mittlere Dauer der Rückreise war
etwa zwei Tage gröfser, wie die der Ausreise, nämlich 35,8 Tage. Die mittlere
tägliche Distanz berechnet sich demnach zu 106 Sm. Die Reisedauer und das
durchschnittliche Etmal variirten zwischen 28,8 Tagen bezw. 132 Sm (im Juli
1882) und 40,3 Tagen bezw. 94 Sm (im Juni und Juli 1879). ;
Die Resultate der Rückreisen müssen, wenn man sie mit den auf dem
Wege von der Linie nach dem Kanal erzielten vergleicht, auf den ersten Blick
als ziemlich unbefriedigende erscheinen. Die mittlere tägliche Distanz — 106 Sm —
ist auf dem Wege von Guayana nicht größer, als auf dem Wege von der Linie,
und die Verhältnisse sind dort insofern bedeutend günstiger, als die Reise von
Guayana aus in den allermeisten Fällen gleich mit dem NE-Passat angetreten
wird, während die Schiffe, welche von der Linie kommen, immer erst den
Kalmengürtel, der meistens die schwierigste Strecke des ganzen Weges bildet,
zu überschreiten haben.
Die Tabelle zeigt, dafs die Verzögerung vornehmlich im Passat, und be-
sonders an der polareu Grenze desselben, zwischen 20° und 30° N-Br stattfand.
Zwischen 10° und 20° N-Br, also im Herzen des Passatgebiets, betrug das
mittlere Etmal nicht mehr als 100 Sın. Zwischen 20° und 30° N-Br wurden
im Mittel täglich gar nur 75 Sm zurückgelegt.!') An dieser Stelle war es auch,
wo die Unterschiede in der Dauer der ausnahmsweise kurzen und langen Reisen
zum gröfsten Theile entstanden. Beiläufig möge hier noch bemerkt werden, dafs
die Richtung des NE-Passats auf dem Rückwege des „Felix“ — in 50° bis
60° W-Lg — durchschnittlich etwa 2'/ Strich östlicher. gefunden‘ wurde, als
in 30°—40° W-Lg, wo die Schiffe von der Linie das Passatgebiet durchstechen.
Der Kurs, den „Felix“ im Mittel einhielt, war zwischen 10° und 20° N-Br
rw. Nord, zwischen 20° und 30° N-Br NNO, während er sich für den Weg
von der Linie nach dem Kanal zu NNW!AW. bezw. N%*/4W ergiebt. Die polare
Grenze des Passatgebietes fand man auf der Rückreise durchschnittlich in 25°,
auf der Ausreise dagegen gewöhnlich in 32° N-Br. Dieser Unterschied in: der
Richtung und Ausdehnung des Passats auf der östlichen und‘ der westlichen
Hälfte des Nordatlantischen Oceans entspricht den Folgerungen aus der mittleren
Vertheilung des Luftdrucks und zeigt sich in ähnlicher Weise auf allen Meeren,
6 1) Aus einer Zusammenstellung der Reisen, die in den Jahren 1877 und 1878 gemacht
wurden, ergeben sich die mittleren Etmale für die entsprechenden Abschnitte des Weges von der
Linie nach dem Kanal zu bezw. 128 und 92 Sm.