Die Boca von Buenos Aires.
Diesen rastlosen Arbeiten ist es zu danken, dafs jetzt bereits Schiffe bis zu
öm Tiefgang in die Boca einlaufen, dort völlig sicher ankern und am Kai fest-
machen können, um ihre Ladung schnell und unbeschädigt zur Stadt schaffen
zu können. — Das Einlaufen eines Schiffes in die Boca ist im allgemeinen sehr
einfach und völlig gefahrlos, da die in die Barre eingebaggerte Rinne durch
zwei Reihen von Tonnen genau bezeichnet ist, dennoch dürfte es sich empfehlen,
einen Lotsen zu nehmen, namentlich für Kauffahrteischiffe, um mit Hülfe eines
solchen einen passenden Platz in der Boca aufzusuchen und von Anfang an auf
denselben hinsteuern zu können. — Der Einsegelungskanal, welcher von den
beiden Molen aus in der Richtung rw. N 72,5° O0 in den La Plata hineinführt,
ist ca 100m breit und 3 Sm lang;!) der Endpunkt desselben wird bezeichnet
durch eine grofse, in dem Wasser errichtete hölzerne Bake, welche also zunächst
angesteuert werden mul, wenn ein Schiff in die Boca einlaufen will. Diese
Bake liegt in folgenden mw. Peilungen: Kirche von Quilmes S22° O0 (? W), —
Sant Elmo-Kirche S 76° W.
An demselben lothet man bei mittlerem Wasserstand 6,5 m, und wird
danach im Stande sein, stets annähernd die Höhe des augenblicklichen Wasser-
standes über oder unter dem normalen berechnen zu können. Bei Niedrig-
wasser beträgt zur Zeit im Einsegelungskanal die größte Wassertiefe 6,59 m,
die geringste 5m, die mittlere 5,65 m,
Von dieser Bako an, ist, wie bemerkt, das Fahrwasser in die Boca
durch zwei Reihen von Tonnen bezeichnet, und zwar an der Nordseite durch
rothe, an der Südseite durch schwarze Tonnen, welche je 500m aus einander
liegen; aufser diesen Tonnen wird die Markirung des Kanals noch unterstützt
durch weitere drei hölzerne Baken, welche das Fahrwasser begrenzen und
beim Einlaufen angesteuert werden; os sollen später im Ganzon zehn errichtet
werden. — Beim KEinsegeln läfst man die äufserste, erste Bake an St-B.
liegen, die zweite ebenfalls an St-B., die dritte an B-B., die vierte wieder
an St-B. Ein in die Boca einlaufendes Schiff thut gut, schon vor dem Er-
reichen der ersten Bake die Rasen über einen Bug scharf anzubrassen,
da sonst beim Passiren anderer auskommender Schiffe in dem engen Fahr-
wasser leicht Kollisionen vorkommen können; ebenso sind vor dem Eintritt
in die Molen die Buganker vor die Klüsen zu fieren. Das Ausweichen der
Schiffe, welche sich im Kanal passiren, unterliegt keinen speciellen Bestim-
mungen oder Gebräuchen, sondern lediglich den allgemeinen Gesetzen des
Strafsenrechtes auf See; das Ausweichen mufßs jedoch mit Vorsicht geschehen,
und darf man keinenfalls dabei aus den Tonnenlinien ausscheeren, da direkt
neben dem Fahrwasser die flache Barre liegt; es ist ferner beim Ein- und
Auslaufen auf die im Kanal arbeitenden Bagger zu achten; dieselben liegen
verankert; es mufs ihnen daher gut aus dem Wege gegangen werden. Kin
Segelschiff darf nicht ganz in die Boca hineinsegeln, sondern mufs die Segel
bergen, nachdem die Eingangsmolen halb passirt sind; von da an mulfs es
sich verholen oder einen Schleppdampfer nehmen. — Die beiden Molen, welche
den Eingaug zur Boca bilden, liegen, wie das Fahrwasser, in der Richtung
vw. N 72,5° O; dieselben liegen 70m auseinander und laufen parallel; an dem
Endpunkt jeder Mole ist ein Hafenfeuer aufgestellt, welches mit je einem rothen
und einem weißen Lichtscktor von 79° versehen ist; die weißen Lichtsektoren
beleuchten den inneren, die rothen den äufseren Theil des Kanals. KEin von
Norden kommendes Schiff, welches die Molen ansteuert, wird rechts ein rothes,
links ein weifses Licht sehen, ein von Süden kommendes links ein rothes und
rechts ein weißes; sieht ein Schiff beide Lichter weils, so befindet es sich
1) Nach der durch die Kaiserlich Deutsche Minister-Residentur für die La Plata-Staaten
eingesandten Zeitung „The Standard“ No. 6331 aus Buenos Aires vom 26. Juli 1883 (vgl. No. 1378
d. „Nachr, f. Seef.“ 1883) sind am 14. Juli 1883 bei dem ca 1 Sm südlich von Buenos Aires
erbauten neuen Hafen am Flusse Riachuelo zwei roth- und weilse feste Hafenfeuer angezündet
worden. Die Einfahrt zwischen den 460m langen Molen ist 70m breit, Die Breite der Molen
jeträgt an der oberen Kante 7,5m. Das Einsegelungs-Fahrwasser ist 100m breit und ca 13km lang;
die Richtung desselben ist N 73° 30’ 0 — S 73° 30‘ W (nicht angegeben, ob recht- oder milsweisend),
Die Höhe der auf den Molenköpfen befindlichen Feuer beträgt 13m über der Meeresfläche, die
Sichtweite ungefähr 71% Sm.