Skip to main content

Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 12 (1884)

Die Katastrophe in der Sunda-Strafse, 
957 
Himmel auf und nieder; Wind dabei böig aus SSW und WSW, glühend heifse 
Luft, St. Elms-Feuer auf Masten und Rasen; das Getöse nicht so kontinuirlich, 
aber mehr explosiver Natur; der Himmel in einer Sekunde intensiv schwarz, in 
der nächsten ein einziger Feuerschein. 
Am 27. August Morgens 6 Uhr wird von Binuangan (Semangka-Bai) 
plötzliches Fallen des Wassers berichtet, so dafs die sonst unter dem Meere 
verborgenen Felsen sichtbar. wurden; gleich darauf kam eine Welle, der eine 
zweite folgte, welche viel Schaden anrichtete, Weitere Wellen folgten diesen 
bis zum Abend. 
Von Anjer wird ebenfalls gemeldet, dafs die dasselbe zerstörende Welle, 
wie eine schwarze Mauer heranrollend und auf mehr als 10m Höhe geschätzt, 
um ungefähr 6 Uhr Morgens eintrat, welcher mehrere andere Wellen folgten. 
Eigenthümlich ist es, dafs das erwähnte Schiff „Charles Bal“, welches um 
8 Uhr Morgens den Vierten Punkt und bald darauf Anjer in kurzer Entfernung 
passirte, weder von dieser Fluthwelle, noch von der Zerstörung Anjers etwas 
berichtet. Dagegen berichtet der Dampfer „Gowverneur General Loudon“, welcher 
am 26, August 2% 4" p. m. Anjer verlassen hatte, um mit 111 dort an Bord 
genommenen Passagieren nach der gegenüber auf Sumatra gelegenen Rhede von 
Telok Betong zu gehen, woselbst er geankert hatte, dafs er am 27. 7 Uhr Morgens 
dort einige enorm hohe Seen ankommen sah, welche den Platz zerstörten und 
den Regierungsdampfer „Beroww“, der schon Abends gestrandet war, sSowio 
einen Zollkutter einen Kilometer weit aufs Land zwischen die Kokosbäume 
warfen. Da der Dampfer infolge der Fluthen keine Kommunikation mit dem 
Lande haben konnte, beschlofs der Kapitän, wieder nach Anjer zu gehen, mulste 
aber 10" a. m. nochmals in der Lampong-Bai ankern, weil die Luft immer 
schwärzer und die Aschen- und Steinregen immer stärker wurden, Um 10'% Uhr 
Vormittags hatten sie totale Finsternifs, wie in einer dunklen Nacht, dabei mit 
dichtem Muddregen einen westlichen Wind, der allmählich die Stärke eines 
Orkans annahm. Vor zwei Ankern mit halb Dampf gegen die See angehend, 
wurden ‚die enorm hohen Wellen abgeritten. Nach einer halben Stunde fingen 
die Wellen an, niedriger zu werden, und der Wind hörte gegen Mittag anf, 
während der Muddregen und die Finsternifs noch anhielten; das Barometer 
stand 763,25 mm. Nachmittags 2 Uhr ging der Muddregen in Aschenregen 
über: erst am 28, August Morgens wurde die Luft sichtiger. 
Der Steuermann der ebenfalls bei Telok Betong ankernden holländischen 
Bark „Marie“ berichtet, dafs: am Morgen des 27. die See ruhiger geworden 
war; da der Himmel drohend aussah, machte man den dritten Anker fertig. 
Plötzlich sah man eine ungeheure Welle am Horizont, die sich mit grofser 
Geschwindigkeit näherte. Kaum waren die Luken geschalkt, als die erste Welle 
auch schon das Schiff auf den Strand warf. Nachdem das Wasser abgelaufen 
war, saßls die „Marie“ auf trockenem Sand. Um ungefähr 10* a. m. kamen drei 
andere schwere Wogen; gleichzeitig hörte man eine fürchterliche Detonation; 
der Himmel schien dabei in Flammen zu stehen. Um 3% p. m. kamen wiederum 
drei Wellen, dann wurde die See ganz ruhig. Es war finster bis zum Morgen 
des 28., wo man fand, dafs die „Marie“ durch eine der Wellen wieder flott 
gemacht worden war. - ; 
Ein Berichterstatter aus den auf dem Talang-Hügel gelegenen Baracken 
von Telong-Betong erzählt, dafs er am Morgen des 27, 6* 20” nach dem Dorfe 
Kankong ging, um dort die Zerstörungen anzuschen, welche in der vergangenen 
Nacht angerichtet waren. Eben angekommen, sah er eine neus Flüthwelle 
anstürmen und rettete sich auf einen Hügel, während das Dorf Kankong zer- 
stört wurde. 4 
Bei dem genannten Talang-Hügel lief die See um 10* a, m.’ so hoch auf, 
dafs sie nur noch 1.bis 2m unter dem Gipfel desselben stand; es entspricht 
dies einer ungefähren Höhe von 23 bis 24m. Ve 
Auf Merak sah man eine grofse Welle um ungefähr 9 Uhr Morgens des 
27. von West kommen und nach Ost verlaufen, : Diejenigen Personen, welche 
in die Hügel eilten, wurden allein gerettet; Finsternifs umhüllte sie daselbst. 
Die Höhe der Welle wird hier auf 30 bis 40m ‚geschätzt. 
Vom „Charles Bal“ wird um 11* 15“.a.m. des :27. eine schreckliche 
Explosion in der Richtung auf Krakatau gemeldet, welches damals über 30 Sm 
‚
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.