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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 12 (1884)

Kleine hydrographische Notizen, 
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in einer Höhe von nicht über 30m (100 Fufßs) über dem Wasser heran gezogen 
kam. Es sah ganz schrecklich aus, ähnlich, als wenn das Wasser wie bei einer 
Wasserhose in die Höhe gesogen würde, oder als wenn der Dampf dos Wassers 
die Wolkenmasse herunterzöge, Die Temperatur der Luft betrug zur Zeit 5,4° C., 
die der Meeresoberfläche dagegen 16,6°C, HEin starker Wind wurde nicht 
beobachtet. Der ganze Vorgang dauerte ungefähr eine Viertelstunde, dann 
wälzte sich die Wolkenmasse, nachdem sie hinter dem Schiff umgegangen war, 
nach Süden fort. Bald darauf begann es aber von neuem aus N und NNW zu 
stürmen, begleitet von Hagel und Schnee. Am Abend des 9. Dezember wehte 
es orkanartig bei beständigem Blitzen am nördlichen und nordöstlichen Himmel,“ 
Da an Bord von „Jason“ regelmäfsige. meteorologische Beobachtungen 
zur Zeit nicht gemacht wurden, so ist es nicht wohl möglich, den Vorgang 
genau festzustellen. Es ist jedoch anzunehmen, dafs die Erscheinung ihrem 
Wesen nach nichts anderes als eine plötzliche Wolkenbildung in einer ver- 
hältnifsmäfsig niedrigen Luftschicht war, und dafs die Ursache derselben in dem 
grofsen Unterschiede zwischen der Temperatur des Wassers ünd der der Luft 
bestand. Vermuthlich hatte sich vor dem Eintritt der Erscheinung die unterste, 
mit dem warmen Wasser in nächster Berührung stehende Luftschicht bei dem 
abflauenden Nordwinde wieder ziemlich stark erwärmt, während die etwas höher 
gelegenen Schichten verhältnifsmäfsig kalt geblieben waren. Auf diese Weise 
entstand ein Zustand labilen Gleichgewichts, der bei dem ersten kalten Wind- 
stofse vom Lande her zu einem plötzlichen Aufsteigen der unteren warmen und 
feuchten Luft.und zu der plötzlichen Wolkenbildung führte. Auf einen solchen 
Vorgang deutet auch das bald darauf folgende Hereinbrechen des Nordsturmes 
hin. Dieses wurde wahrscheinlich hervorgerufen durch die Bildung einer baro- 
metrischen Depression, womit das plötzliche Aufsteigen der Luft begleitet sein 
mufste. Im vorliegenden Falle: würde dies die Bildung eines Theilminimums 
am Westrande einer gröfseren Depression gewesen sein. Das Centrum der 
letzteren lag den Wetterkarten der Seewarte zufolge am 9. Dezember Morgens 
südlich von Sardinien. Sie hatte sich an den beiden vorhergehenden Tagen 
von Norwegen her durch Deutschland etc. südwärts fortbewegt. Wahrscheinlich 
war die Temperatur der Luft über dem Hochlande Spaniens, von woher der 
Nordwind wehte, am Morgen des 9. Dezember ungewöhnlich niedrig. Genaue 
meteorologische Beobachtungen sind von dieser Zeit von den spanischen Stationen 
bei der Seewarte nicht eingegangen, doch lassen ein von dorther vorliegender 
allgemeiner Bericht, sowie die Meldung über die Temperatur von Biaritz, welche 
für 8* a, m. —2° C. ergiebt, diese Annahme als gerechtfertigt erscheinen. 
Das starke Dampfen des Wassers, wovon Kapt. Schumacher berichtet, 
wird von Seeleuten sehr oft im Wiuter im Golfstrome beobachtet, wenn ein 
vom Lande kommender kalter NW-Wind über das warme Wasser hinstreicht, 
und infolge der ähnlichen Temperaturverhältnisse zeigen sich, wenp jener Wind 
herrscht, auch dort nicht selten Erscheinungen, welche auf plötzliche Bildungen 
aufsteigender Luftströme hindeuten. _ 
3. (D. S) Notizen über Seebeben. Kapt. R. Niejahr von der 
deutschen Brigg „Hermann Friedrich“ beobachtete am 24. Oktober 1883 8 Uhr 
Abends auf 23° 8’ N-Br und 34° 38‘ W-Lg eine Erschütterung seines Schiffes, 
ähnlich als ob dasselbe über den Boden geschleilt würde. Im Kielwasser war 
indefs nichts Fremdartiges zu entdecken. 7 
Von Kapt. A. Hansi, Führer der deutschen Bark „Levuka“, wird der 
Seewarte Nachstehendes berichtet: 
„Am 28, Januar 1883 um 7 Uhr 47 Minuten Abends, auf 1° 38‘ N-Br 
und 27° 40‘ W-Lg, hörten wir plötzlich bei sehr schönem klarem Wetter, leichter 
östlicher Briese und schwach bewegter See ein eigenthümliches unterseeisches 
Geräusch, einem entfernten Donner nicht unähnlich, aber besser zu vergleichen 
mit dem Donner beim Abfeuern schwerer Geschütze. Zu gleicher. Zeit ver- 
spürten wir eine Erschütterung des Schiffes, als ob der Anker fallen gelassen 
würde, oder als ob man auf dem Hinterdeck eines in Fahrt befindlichen 
Schraubendampfers stände. Die ganze Erscheinung dauerte etwa 1 Minute, 
Uns alle überkam ein sonderbares Gefühl, so, als wenn man elektrisirt wird, 
Die Mannschaft, in ihrem Gesange gestört, stürzte aus dem Logis an Deck. 
Einige derselben glaubten, es müsse ein grofses Stück Holz an der Schiffsseite
	        
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