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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 12 (1884)

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Eingänge von meteorologischen Journalen etc., Dezember 1883. 
waren. Die zum Theil verwundete Mannschaft pumpte mit aller Macht weiter, 
trotzdem nahm aber das Wasser im Schiffe zu; man peilte bald 5% Fufs, und 
als sich am 14. November ein Schiff in der Nähe zeigte, entschlofs man sich, 
die in sinkendem Zustande befindliche „Betty“ zu verlassen. Man zog also die 
Nothflagge auf und suchte sich dem anderen Schiffe zu nähern. Allein obgleich 
dasselbe gar nicht weit entfernt war, kehrte es sich doch gar nicht an die 
Nothsignale der schwerfällig segelnden, auf Deck stets vom Wasser überflutheten 
„Betty“. Glücklicherweise nahte sich bald, von Westen her kommend, ein anderes 
Schiff, welches hülfebereiter war. Dasselbe bemerkte das Nothsignal bald, 
veränderte seinen Kurs und befand sich nach kurzer Zeit in der Nähe der 
„Betty“, Es war das Bremer, von New-York nach Bremen bestimmte Schiff 
„Gefsner“. Beide Schiffe drehten bei, und die Besatzung der „Betty“ rettete 
sich in zweimaliger gefährlicher Fahrt nach jenem Schiffe. Die Ausrüstung der 
Mannschaft ging verloren, und als das Boot zum zweiten Male zum „Gefsner“ 
zurückgekehrt war, zertrümmerte auch dieses längsseit des Schiffes. 
il. Reise der Hamburger Schonerbrigg „Seenymphe“, Kapt. H. 0. Löser. 
Am 24, Februar 1883, 18 Tage später als von Rotterdam aus eine Reise 
nach Macassar angetreten worden war, befand sich der Schoner „Seenymphe“ 
in der Nähe von Zizard. Auf die bis dahin angetroffenen ungünstigen Winde 
folgte an diesem Tage ein leichter SE-Wind, der sich langsam nach links ver- 
änderte und auffrischte. Die Reise nahm dann einen günstigen Verlauf, und 
obgleich aus diesem Ostwinde der Passat nicht unmittelbar hervorging, so 
wurden ungünstige Winde doch nicht wieder beobachtet. Das Passatgebiet selbst 
betrat „Seenymphe“ am 14. März in der Nähe von 22,5° N-Br und 25,1° W-Lg. 
Erst dort veränderte sich der frische Wind, bei einem höchsten Barometerstande 
von 767,5 mm, von NNW durch N nach NNE und wurde Passat. Derselbe 
dehnte sein Gebiet südwärts aus bis nach 1° N-Br in 26° W-Lg, während der 
in diesem Punkte am 24. März betretene Stillengürtel sich bis in südliche 
Breite hinüber erstreckte. Bei leichter Mallung verliefls „Seenymphe“ am 26. März 
in 26,2° W-Lg die nördliche Halbkugel. Es waren dann 30 Tage seit der 
Abfahrt vom Kanal verflossen. Während dieser Zeit hatte man: 40° N-Br in 
18,6° W-Lg am 4. März, 30° N-Br in 22,8° W-Lg am 10. März, 20° N-Br in 
25,5° W-Lg am 15. März und 10° N-Br in 24,7° W-Lg am 19. März gekreuzt. 
Am 23. März war in 24,2° W-Lg die nach Hongkong bestimmte Apenrader Bark 
„Friedrich“ von der nördlichen zur südlichen Halbkugel übergegangen. Dieselbe 
hatte 50° N-Br am 28. Februar verlassen. Am 8. März Mittags, als „Seenymphe“ 
sich in 33,8° N-Br und 21,9° W-Lg befand, stand „Friedrich“ gleichzeitig in 
34° N-Br und 21,5° W-Lg. Im Südatlantischen Ocean erreichte „Seenymphe“ 
Jas Gebiet des in etwa 1,7° S-Br und 27,1° W-Lg beginnenden SE-Passats erst 
am 29. März. Man wurde in demselben von frischem beständigem Winde, der 
den Schoner bis zum 10. April nach 29° S-Br in 29,5° W-Lg führte, begünstigt. 
Als der Wind sich in geringer Entfernung von diesem Punkte nach NE veränderte, 
zeigte das Barometer auf einen Stand von 763,8 mm, Dagegen war unweit 
24° S-Br ein höchster Stand von 765,3 mm beobachtet worden und wurde am 
il. April in etwa 32° S-Br ein solcher von 767,0 mm abgelesen, Nachdem der 
Wind sich südlich von der polaren Passatgrenze durch N nach NW verändert 
hatte, nahm derselbe bald bis zur Stille ab, und auf diese folgte sehr rasch wieder 
SE-Wind, Später bewegte sich der Wind in mehreren unregelmäfsigen Rund- 
{äufen nach links, während deren die Winde verhältnifsmäfsig lange aus ungünstiger 
Richtung wehten. Bei kräftigem NE-Winde überschritt „Seenymphe“ am 29. April 
in 40° S-Br den ersten Meridian. Der 29. April war der 34. bis dahin in süd- 
licher Breite verbrachte Tag. Während dieser Zeit hatte man: 10° S-Br in 
31,.1° W-Lg am 1, April, 20° S-Br in 32,9° W-Lg am 6. April und 30° S-Br in 
29,3° W-Lg am 10. April gekreuzt,. Am 19. April hatte das Schiff sich in Sicht 
der Insel Tristan da Cunha befunden. Der Mitsegler „Friedrich“ hatte westliche 
Länge in 37,6° S-Br am 15. April verlassen. 
Während der Zeit, in welcher die erforderliche Länge zurückgelegt wurde, 
hielt sich „Seenymphe“ meistens zwischen 42° und 43° S-Br. Die dort herrschenden 
Winde waren vorherrschend westliche oder hoch nördliche, doch beobachtete 
man auch an mehreren Tagen östliche Winde und selbst Stillen. Durch Stürme
	        
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