Eingänge von meteorologischen Journalen etc., Dezember 1883. 219
gesunken. Bei diesem Schiffe erfolgte die Veränderung des Windes von S
nach NW, indem die Windstärke nicht unter 10 sank. Nach Ausweis der
Wetterkarten der Seewarte lag der Mittelpunkt des Orkans am Morgen des
3. September in der Nähe der SW-Spitze von Wales; und indem nun, wie es
in so vielen ähnlichen Fällen geschieht, die Bahn des Sturmes eine nordöstliche
Richtung annahm, mäfsigte sich auch dessen Stärke. Am 3, September lag das
Sturmcentrum etwas östlich von der Küste von Schottland und am 4. September
befand es sich westlich in geringer Entfernung von der SW-Küste Norwegens.
Doch hatte die Depression sich nun bedeutend verflacht, und die Stärke der sie
umkreisenden Winde war eine verhältnilsmäfsig schwache geworden. Betrachtet
man die Bahn dieses Orkans, der zu den so seltenen, ganz über den Atlantischen
Ocean herüber deutlich zu verfolgenden gehört, so sieht man, dafs deren Anfangs
hoch nördliche Richtung später eine wenig nördlich von O liegende und erst in
Europa wieder eine hoch nördliche wurde. Die Schnelligkeit der Fortbewegung
des Centrums scheint während der Zeit, dafs dieselbe in beinahe östlicher Rich-
tung erfolgte, etwa 33 Sm in der Stunde gewesen zu sein. Der Orkan erschien
und verschwand fast überall rasch, verursachte aber eine außerordentlich
grofse Zahl von Unglücksfällen, deren Beschreibungen damals die Seeberichte
der Zeitungen füllten.
Der östliche Wind, welcher nach dem Orkane bei „Caroline“ herrschte, war
nur von kurzer Dauer, Da indessen die Richtung der später wehenden Winde
doch häufig eine günstige war, konnte man in ziemlich befriedigender Weise
nach Westen hin vorrücken. Man vollendete den noch übrigen Theil der Reise,
ohne dafs sich Erwähnenswerthes ‚während derselben ereignete, bis zu der am
22. September erfolgten Ankunft der Bark im Bestimmungshafen. Es waren
damals 49 Tage nach der Abreise vom Kanal vergangen. Während dieser
Zeit hatte man: 30° W-Lg in 44,7° N-Br am 21. August, 50° W-Lg in 43° N-Br
am 3, September, 60° W-Lg in 40,8° N-Br am 13. September, und 70° W-Lg
in 40,1° N-Br am 21. September geschuitten.
_ Nachdem „Caroline“ in New- York eine für Bremen bestimmte Ladung
erhalten hatte, trat sie am 20. -Oktober die Reise nach diesem letzteren Platze
an. Dieselbe verlief in ihrer westlichen Hälfte, infolge dort wiederholt auf-
tretender Ostwinde, nur in langsamer Weise. Erst nachdem man westlich von
52° W-Lg gekommen war, ermöglichte der sich dort beständig im westlichen
Halbkreise haltende Wind einen rascheren Fortgang. Ein heftiger Sturm be-
unruhigte die Fahrt. Derselbe wehte am 12. November in der Nähe von 45° N-Br
und 38° W-Lg aus NW. Man beobachtete während seiner Dauer einen nie-
drigsten Barometerstand von 743,3 mm. Nachdem derselbe sich gemäfsigt hatte,
hielt der Wind sich noch ferner in westlicher Richtung, die Bark bis zum
20. November zur Kanal-Mündung führend. Es waren dann 31 Tage seit der
Abreise von New-York vergangen. 70° W-Lg hatte man in 39,3° N-Br am
31. Oktober, 60° W-Lg in 39,3° N-Br am 4. November, 50° W-Lg in
42,4° N-Br am 9. November, und 30° W-Lg in 46,2° N-Br am 14. November
geschnitten.
2. Reise der Braker Schonerbrigg „Franz“, Kapt. L. Lichtenberg,
Am 9, Januar 1883, dem neunten Tage einer Reise von Hamburg nach
Lagos, befand sich der Schoner „Franz“ im Sicht von Lizard. Stürmische
Gegenwinde, die in nächster Zeit angetroffen wurden, erschwerten den Fortgang
des Schiffes in solcher Weise, dafs am 23. Januar der Schiffsort noch 47,8° N-Br
in 15° W-Lg war. Nach dieser Zeit konnte man in etwas rascherer Weise
vorrücken, und segelte „Franz“ nun bis zum 6. Februar zur Insel Madeira.
Als man sich am 8, Februar in der Nähe von 31,5° N-Br und 17,5° W-Lg
befand, drehte dort der kräftige Wind, bei einem höchsten Barometerstande
von 773,0 mm, von NNW durch N nach NNE und wurde Passat, Nach dem
Einsetzen desselben verlief die Reise in ungestörter Weise, bis man am
17. Februar nach 12° N-Br in 20,3° W-Lg gelangt war. Südlich von dieser
Position sank der Passat zum ganz leisen Zuge herab, und erst nach zwei
Tagen gewann derselbe wieder gröfsere Stärke. Die äquatoriale Passatgrenze
erreichte „Franz“ am 25. Februar in der Nähe von 2,9° N-Br und 14,7° W-Lg.
Nachdem sie überschritten worden war, beobachtete man zunächst eine fast