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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 12 (1884)

Reiseberichte der deutschen Bark „Speculant“, 
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des Flusses mit dem Boote nur schwierig zu beschaffen ist, muß man einen 
genügenden Vorrath von demselben von Corinto mitbringen. 
Am Morgen des 28, April um 6 Uhr traten wir die Rückreise von 
Corinto nach Cadix an, indem wir unter Anleitung eines Lotsen mit der Land- 
briese nach See gingen. Um 7 Uhr verliefs uns der Lotse, eben aufserhalb 
Cardon Island. 
Aus den Reiseberichten des.Kapitän 0. Kampehl, Führer der 
deutschen Bark „Speculant“. 
(Mittheilung von der Deutschen Seewarte.) 
Nach einer Reise, deren Dauer von Lizard 96 Tage betrug, ankerte 
„Speculant“ am 21. Januar 1883 um 7 Uhr Abends auf der Rhede von Port 
Adelaide. 
Je mehr man sich dem Eingange zur Znvestigator-Straflse nähert, desto 
stärker wird die nördliche Strömung. Ich hatte am Mittage des 20. Januar 
eine gute astronomische Beobachtung zur Breitenbestimmung, derzufolge Kap 
Borda, nachdem mw. Ost 76 Sm zurückgelegt waren, in ONO'!A40 in Sicht 
kommen mufste; statt dessen aber erblickten wir um 11 Uhr Abends das Feuer 
in S0z0°%40. Der Strom hatte uns demnach in 11 Stunden 22 Sm nach Nord 
versetzt. Vielleicht hatte die hohe südliche Dünung mit zu der Versetzung bei- 
getragen. Immerhin scheint es mir das Vortheilhafteste zu sein, zum Ansegeln 
des Landes den Parallel von 36° Süd zu wählen; denn auf diese Weise ist 
man gegen die nachtheiligen Folgen einer nördlichen Versetzung gesichert, und 
im Falle, dafs keine Strömung vorhanden ist, läuft man auf diesem Parallel 
mit einem rw. Ostkurs immer in Sicht des Feuers von Kap Borda. Das An- 
segeln von SW ist deshalb nicht zu empfehlen, weil nach einer langen Reise 
leicht die Länge mehr oder weniger falsch sein kann, und weil die Südküste 
der Kängeru-Insel von gefährlichen Bänken und Felsen umgeben ist. 
Am 23. Februar 1883 versegelte „Speculant“ von Port Adelaide nach 
Madras, welch letzterer Hafen am 14. April nach einer Reise von 50 Tagen 
erreicht wurde. 
Während unseres 19tägigen Aufenthaltes auf der Rhede von Madras war 
daselbst der Wind am Tage SSE, Stärke 4—5, bei klarem Himmel. Gegen 
Sonnenuntergang flaute der Wind bedeutend ab und wurde schliefslich ganz 
stille. Um 10 oder 11 Uhr Abends kam dann leichte Briese aus SSW durch, 
die bis 8 oder 9 Uhr am nächsten Morgen anhielt, worauf nach einer kurzen 
Windstille der SSE-Wind wieder einsetzte, 
Die Strömung, welche längs der Küste nach Nord setzte, war von un- 
gleicher Stärke und schwankte zwischen 1 und 2,5 Sm die Stunde. Der See- 
gang und die Dünung waren in dieser Zeit nicht so hoch, dals dadurch das 
Löschen oder Laden unterbrochen werden mufste, wohl aber rollte das Schiff 
zeitweise ganz beträchtlich. . 
Vom 15. April bis zum 15. Juni wird hier als die Orkanzeit angesehen. 
Die einkommenden Schiffe erhalten vom Hafenmeister die Order, die Bram- 
raaen und Stengen an Deck zu nehmen und sich zu jeder Zeit seebereit zu 
halten, um auf ein gegebenes Signal die Ankerketten schlippen und in. See 
gehen zu können. Das Barometer sollte in dieser Zeit stets sorgfältig beob- 
achtet werden, 
Die erst vor kurzer Zeit dem Verkehr für Segelschiffe übergebenen Hafen- 
anlagen und Wellenbrecher sind bereits Ruinen, zerstört durch die gewaltigen 
Grundseen; bei einigermafsen unruhiger Seo liegen die Schiffe innerhalb der- 
selben unsicherer als aufserhalb. Nur die Dampfer löschen und laden in dem 
von den Ruinen umschlossenen Bassin, 
Ann. d. Hydr. ete., 19884, Heft IV.
	        
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