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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 12 (1884)

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Bekanntlich ist das spanische Mafs noch kleiner als das hamburgische. Für 
das Löschen einer schweren Ladung, beispielsweise Steinkohlen, sind ebenfalls 
75 Cents Silber für eine Tonne von 2000 Pfund spanisch zu zahlen. Jedes 
Schiff ist von der See bis zur Rhede lotspflichtig und hat das Lotsgeld zu 
zahlen, einerlei ob ein Lotse an Bord gewesen ist oder nicht. In den meisten 
Fällen kommt der Lotse erst an Bord; wenn das Schiff schon auf der Rhede 
vor Anker liegt. Es sind gegenwärtig nur zwei von der chilenischen Regierung 
angestellte Lotsen am Platze. Jedes Schiff mufs eine Luckenbesichtigung nehmen, 
denn ohne dafs diese erfolgt ist, wird der Kapitän nöthigen Falls keinen Protest 
beim deutschen Konsul notiren lassen können. Obgleich für diese Besichtigung, 
sowie für die spätere über die Stauung der Ladung Zahlung geleistet werden 
muf, finden es die dazu ernannten Personen doch nicht immer für nöthig, die 
Besichtigung wirklich vorzunehmen. Alles in Allem ist Callao, seitdem die 
Chilenen Herren des Landes sind, ein theurer l’latz. Früher sollen die Schiffs- 
unkosten viel geringer gewesen sein als jetzt. 
Am 3. Oktober verliefsen wir um 6 Uhr Nachmittags die Rhede von 
Callao, um nach Huacho zu versegeln, woselbst wir am folgenden Tage Nach- 
mittags 3 Uhr anlangten, 
Huacho, 60 Sm nördlich von Callao liegend, wird von Segelschifen wenig 
besucht, denn die nur unbedeutende Ein- und Ausfuhr wird hauptsächlich durch 
Dampfschiffe vermittelt, die auf ihrem Wege von Callao nach Eten und zurück 
dort anlaufen. Die kleine Bai gewährt nur kleinen Fahrzeugen (Booten von 
3—5 Tonnen Gröfse) Schutz; gröfsere Schiffe haben weiter aufsen, auf otwa 
14,4m (8 Fad.) Tiefe, zu ankern. Die Ansegelung der Hwacho-Bai bietet 
keinerlei Schwierigkeit. Um zum Ankerplatze zu gelangen, bringe man die 
südlichsten Häuser der Stadt in mw. NO und zwei kleine zusammenhängende 
und etwa 1,5m (5 Fufs) über den Mecresspiegel sich erhebende Klippen, welche 
etwa eine Schiffslänge nördlich vom Fufs des die Bai abschliefsenden Kaps 
liegen, in mw. SzO. Der Ankerplatz, über ziemlich gut haltendem Grunde, ist 
etwa 1% Kbig von diesen Klippen entfernt. Weiter nach aufsen zu ankern 
ist schon deshalb nicht gut, weil die Entfernung von der Stadt zu grofs ist, 
besonders aber deshalb, weil dort der steinige Ankergrund schlecht hält. Am 
besten liegt das Schiff hinter einem Anker mit ziemlich langer Kette, besser 
als hinter zwei Ankern mit weniger Kette, weil sich mitunter eine hohe Dünung 
einstellt. Ich lag während der ganzen Zeit, vom 4. Oktober bis 22. November, 
hinter einem Anker mit 108m (60 Fad.) Kette sicher und bequem. In Huacho 
nahm ich eine Ladung Guano für Arica ein, welcher von den benachbarten, 
etwas südlicher liegenden kleinen Inseln geholt wird. 
In der Zeit meiner Anwesenheit auf der Rhede von Huacho war der 
Wind von Morgens 9 Uhr bis Nachmittags 5 Uhr SSW bis SW, worauf der- 
selbe am Abend auf S bis SSE holte, um aus dieser Richtung bis zum nächsten 
Morgen zu wehen. Gäuzliche Windstille kam nur selten vor. Wenn die- 
selbe aber eintrat, so geschah es am Morgen vor dem Einsetzen der Soebriese. 
Gewöhnlich aber vollzog sich der Wechsel von Land- und Seebriese ohne 
zwischenliegende Windstille. Die Temperatur der Luft stieg am Tage nicht 
über 24° C., während sie des Nachts bis auf 18° C. herunterging. Krankheiten 
an Bord gehören zu den gröfsten Seltenheiten. Da, wie eben angeführt, die 
Nächte empfindlich abkühlen und infolge dessen keine Veranlassung zum Schlafen 
an Deck in der freien Luft vorhanden ist, und vor Allem, weil keine Anreizung 
da ist, an Land zu gehen, ist der Gesundheitszustand an Bord ein ganz vor- 
züglicher. Das Trinkwasser ist sehr gut und bedeutend billiger, als in Callao. 
Man mufs es aber selber holen, was indefs nicht schwierig ist, indem man die 
leeren Wasserfässer den Strand hinauf rollt, um sie von der Mannschaft füllen 
zu lassen, wobei das Wasser nur eine kurze Strecke in Pützen getragen zu 
werden braucht. Es giebt auch eine Röhrenleitung bis unmittelbar an den 
üntersten Strand, aber das Rohr war verstopft und konnte daher nicht benutzt 
werden. Die vollen Fässer werden dann längsseits des Schiffes bugsirt. Da 
der Wind immer so ist, dafs man mit raumem Winde vom Strande nach dem 
Schiff segeln kann, ist diese Arbeit mit einem Segelboote eine leichte. 
Für ein von einem peruanischen Hafen einkommendes Schiff sind die 
Unkosten in Huacko gering. Aufser Ankergeld, Gebühr für Ausklarirung ete.
	        
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