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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 12 (1884)

Die Katastrophe in der Sunda-Strafse. 
und mehr den Namen von Steers- und Calmeyer-Felsen verdienen, liegen da als 
niedergeworfene Klumpen von Stoffen, welche in geschmolzenem und glühendem 
Zustand mit der Seo in Kontakt gekommen sind; sie geben mit grofser Wahr- 
scheinlichkeit eine getreue Darstellung des benachbarten Meeresbodens, Man 
sieht von diesen Felsen anhaltend kleine Rauchwolken aufsteigen, von nahebei 
gesehen aber wird es deutlich, dafs diese Wolken vornehmlich aus Wasserdampf 
bestehen, welcher den Spalten und Rissen der noch nicht erkalteten Massen 
entsteigt. 
Die bedeckende Schicht besteht gröfstentheils aus Bimsstein, welcher leicht 
mit Messer oder Beil entfernt werden kann, und von dem die heftig brandende 
See stets Bimssteingrus abspült, welcher denn auch in Feldern um Krakatau 
herumtreibt. Alles war noch zu sehr erhitzt, um untersuchen zu können, ob 
sich unter der bedeckenden Lage auch festes Gestein befinde, denn beim Ab- 
schlagen gröfserer Stücke waren die Matrosen öfters genöthigt, vor plötzlich 
aufsteigenden beängstigenden Gasen die Flucht zu ergreifen. Der erste Bericht, 
nach welchem zwischen Krakatau und Sebesie sechzehn ') neue Vulkane ent- 
standen sein sollten, ist darauf zurückzuführen, dafs die wirklich rauchenden 
Steinhaufen in gröfserem Abstande gesehen wurden. Auch das Emporsteigen 
von Verlaten- und Lang-Insel bestärkt die Annahme, dafs die Veränderungen 
im Norden davon durch die Eruptionsstoffe entstanden sind. Obwohl es an den 
abgebröckelten Seiten dieser Inseln deutlich sichtbar ist, daß grofse Uferstücke 
nach kurzem Liegen weggeschlagen sind, sieht man doch keine Veränderungen 
in der Form, welche an heftige Erdbewegungen oder Schüttelungen denken 
Jassen. Sie sind ganz bedeckt mit einer grauen Schicht, welche augenscheinlich 
in geschmolzenem Zustand über die Inseln gestürzt ist und wovon der Haupt- 
bestandtheil wiederum aus Bimsstein besteht. Dieselben gleichen jetzt formlosen 
Klumpen von gebackenem Lehm mit zahllosen Spalten und Rissen in der 
Aufsenkruste, welche ganz die Kennzeichen tragen, durch Abkühlung von aufsen 
entstanden zu sein, während weiter nach innen die Temperatur noch sehr hoch 
sein mufs, In den Spalten entwickelt sich auch hier und da Wasserdampf, 
welcher nach überfluthendem Regen so stark sein kann, dafs die Inseln aus der 
Ferne als bergiges Terrain erscheinen, auf welchem stellenweise Schnee liegt. 
Durch das Fernrohr wurde es klar, dafs die weifsen Felder durch eine grofse 
Anzahl weilser Wolken geformt wurden, welche als Dampf aus den Spalten 
hervortraten. Die Aufnahme ergab auch, dafs Verlaten-Insel den doppelten 
Raum von früher einnimmt; der Unterschied ist zu grofs, als dafs er einer nicht 
genauen Darstellung auf der alten Karte allein zugeschrieben werden kann. 
Dieselbe Wasserdampfbildung sieht man auch in den Spalten und Rissen der 
abgerissenen Bergwand des Pik von Krakataw besonders am Morgen; der 
Wasserdampf steigt hier an dem steilen Bergabhange in die Höhe und ver- 
einigt sich an der Spitze zu einer weißsen Federwolke, welche gewöhnlich des 
Morgens den scharfen Gipfel dem Auge entzieht. Als ein riesiger Spitzkegel, 
von welchem die eine Hälfte der Länge nach durch einen gewaltigen Stols 
abgetrennt ist, erscheint die nördliche Seite des Bergdurchschnitts in der ganzen 
Höhe, und es ist deutlich sichtbar, wie die Dicke der graugelben Schicht, 
welche den übrigen Bergabhang wie mit einem Mantel bedeckt, allmählich nach 
oben zu abnimmt. Kaum wird hier und da durch eine leicht gefärbte Spur die 
Stelle angedeutet, wo die flüssigen Stoffe nach dem Absturz des halben Berges 
längs der steilen abgebröckelten Wand herabgeflossen sind. Im übrigen sind 
die verschiedenen Erdlagen, wie brauner Tuffstein, eisen- und kohlenhaltende 
Dildungen, mit dem Granit des geborstenen Gesteins scharf abwechselnd 
zu sehen. 
Es wird wohl Jahre beanspruchen, bevor diöse grofse Masse von mehr 
als 800m Höhe sich ganz abkühlt. 
Zur Zeit entstehen durch die Gas- und Dampfbildung in den Spalten 
noch immer kleine Explosionen, durch welche Wolken von braunem Staub nach 
aufsen geblasen und Steine nach unten geworfen werden, welche das Wasser 
am Fuß des Berges in Aufregung bringen. 
205 
') S, „Nature“, 1888, pag. 32,
	        
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