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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 12 (1884)

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Die Katastrophe in der Sunda-Strafse. 
Stück Land sei plötzlich geborsten. Bald darauf hielten sie mit dem Schiff 
etwas mehr unter Land, und als sie im Einlauf zur Sunda-Strafse waren, wurde 
es augenscheinlich, daß die Insel Cracketoww einen Ausbruch erlitten; diese 
Beobachtung war richtig, deun er und alle Schiffesgefährten bemerkten die stark 
schweflige Atmosphäre, und auch die See war mit Bimsstein bedeckt, welchen 
sie als Seltenheit auffischten.“ — So lauten die Berichte von Augenzeugen über 
die ersten bekannten Ausbrüche; wir haben sie des allgemeinen Interesses 
wegen, welches sie wohl beanspruchen dürfen, ausführlich mitgetheilt. Krakatau 
mit seinem tropischen Grün ist für Jeden, welcher nach langer ermüdender 
Seefahrt durch den Atlantischen und Indischen Ocean zuerst wieder das Land 
erblickt, immer ein Anblick von überraschender Schönheit gewesen. 
Nachdem nun seit 200 Jahren die plutonischen Mächte geruht hatten, 
nahmen sie im Mai vorigen Jahres mit erneuten Kräften ihre Thätigkeit wieder 
auf, S.M.S. „Elisabeth“ beobachtete, wie wir in den vorjährigen Annalen 
berichtet haben, den Ausbruch am 20. Mai. Merkwürdigerweise geht aus den 
von Java über diesen Ausbruch eingesandten Berichten hervor, dafs man in 
Anjer und Merak, obgleich beide Orte nur 29 resp. 35 Sm von dem Herd der 
Katastrophe entfernt sind, weder etwas hiervon fühlte noch hörte, während 
man sich in Batavia und dem 30 Sm südlich davon liegenden Bwitenzorg infolge 
der eingetretenen Tremulationen, wenn sie auch nur in vertikaler Richtung 
stattfanden, und eines betäubend einsetzenden Getöses wegen in grofser Auf- 
regung befand. Dieser Umstand ist zur Zeit noch nicht genügend aufgeklärt, 
Die Ausbrüche im Mai fanden nicht in dem Krater auf dem Gipfel von 
Krakatau, sondern auf dem niedrigeren Lande nördlich von demselben statt. 
Die auf der Tafel gegebene Ansicht giebt ein Bild von dem Ausbruch; sie ist 
theilweise photographisch ‚aufgenommen, theilweise nach der Natur gezeichnet. 
Zu den Ereignissen vor der Hauptkatastrophe gehört auch 
Das Vorkommen von Bimssteinfeldern im Indischen Ocean. 
In der Zeit zwischen der ersten und zweiten Eruption wurden an verschiedenen 
Stellen im Indischen Ocean ungeheure Mengen von Bimsstein, zum Theil 
aus Stücken von 20 bis 30cm bestehend, von passirenden Schiffen gesehen, 
welche zuweilen dem Fortgang Hindernisse entgegensetzten und die Veranlassung 
zu Vorsichtsmafsregeln wurden. Man lothete und fand, dafs Tiefen von 2000m 
und mehr keinen Grund zur Besorgnifs gaben. Der Dampfer „Siam“ von der 
„Peninsular and Oriental Company“ segelte auf der Reise von King George’s 
Sound nach Colombo in 6° S-Br und 89° O-Lg am 1. August vier Stunden lang 
durch einen lavaartigen (Bimsstein-) Streifen. Das nächste Land, die Küste von 
Sumatra, war 700 Sm entfernt, und der Strom setzte ostwärts 15 bis 30 Sm 
in 24 Stunden. Die Lothungen auf dieser Stelle ergaben Tiefen von 2000 m. 
Der englische Reisende H. 0. Forbes kehrte im Juli von einer wissenschaft- 
lichen Expedition nach 7imor Laut nach England zurück. Am 10. Juli Mittags 
befand sich der Dampfer, auf dem er sich befand, in 6° 2) S-Br und 
102° 25‘ O-Lg. Bis zum Abend des 10. wurde Bimsstein nirgends beobachtet. 
Am 11. und 12. Juli fuhr der Dampfer durch derart über den Ocean aus- 
gebreitete Bimssteinfelder, dafs das Auge sie nicht zu übersehen vermochte. 
Am 12. Juli Mittags, in 93° 54‘ O-Lg und 5° 53‘ S-Br, nachdem noch kurz 
vorher die dichtesten Stellen passirt waren, hörten die Felder ziemlich unver- 
rauthet auf, Die Bimssteinklumpen waren bereits sehr mitgenommen, doch 
einzelne Stücke hatten die Gröfse eines Kinderkopfes. Mehrere Klumpen wurden 
aufgefischt, sie zeigten sich mit Muscheln von 25 bis 36 mm Länge besetzt, 
welches einem Wachsthum von 4 bis 5 Wochen entspricht. Einzelne Stücke 
sind der Royal Society zur Untersuchung überwiesen. Am 11. und 12. August 
passirte die „Zdomene“ in 6° und 8° S-Br und 88° O-Lg durch Felder von 
Bimsstein. 
In der Januar-Sitzung der Geographischen Gesellschaft in London, wo 
Forbes seine Wahrnehmungen vortrug, sprach er die Vermuthung aus, dafls 
nicht Krakatau die Ursache dieser Bimssteinmassen sei, sondern dafs dieselben 
einem submarinen Ausbruch im Indischen Ocean, etwa südwestlich von Java 
Head, ihre Entstehung verdanken. Es ist nun zwar bekannt, dafs vom Meeres- 
boden ausgeworfener Bimsstein an die Oberfläche steigt, indessen ist damit die 
Frage zu (Junsten der Forbes’schen Hypothese noch nicht gelöst. Die Bims-
	        
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