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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 12 (1884)

Ueber Gewitter- und Hagelbildung. 
20 Proc. in der Schicht zwischen 200m und 4800 m absorbirt.) Ferner ver- 
lieren durch die bedeutende nächtliche Strahlung, besonders über einer Schnee- 
schicht, gerade die untersten Schichten eine beträchtliche Wärmemenge. Diese 
Umkehrung. der Wärmeverhältnisse im Winter bei heiterem Wetter ist cinc 
yanz ähnliche Erscheinung wio diejenige, die wir im Sommer bei längerem 
heiterem Wetter beobachten, Auch dann ist die Luft in der Höhe relativ sehr 
warm, besonders gegen Abend. Die Höhe nimmt an der nächtlichen Strahlung 
viel weniger Theil. Das sieht man z. B. sehr deutlich an dem schon erwähnten 
Beispiel von Chaumont und Neuchätel, wo während der achttägigen Wärme- 
periode die Morgentemperatur in Neuchdätel niedriger. war als in Chaumont, 
trotzdem letzterer Ort 660m höher liegt. Die direkte Absorption der Sonnen- 
wärme in den höheren Schichten spielt hier ebenfalls eine ähnliche Rolle, wie 
im Winter. So wie aber der Prozefs der Erwärmung der höheren Schichten 
der Luft bei heiterem, warmem Sommerwetter sich nur langsam vollzieht, so 
kann auch der umgekehrte Prozefs des Herabsteigens kalter Luft aus der Höhe 
nur sehr langsam sich vollziehen. Findet er trotzdem in rascher Weise statt, 
wie das bei Gewittern, Hagelstürmen, Böen, Tornados etc. der Fall ist, so ist 
dies eben nur mit Hülfe der Wirbelbewegung möglich. 
Die relativ sehr ‘niedrige Temperatur und die grofse Trockenheit der 
Luft, die man so häufig nach Gewittern, überhaupt nach kleinen oder grofsen 
Wirbelstürmen; bemerkt, ist so auffallend, dafs sie sich dem Beobachter un- 
willkürlich aufdrängt. Beide Erscheinungen werden aber durch die eben an- 
gestellten Betrachtungen vollständig erklärlich. Was den Wechsel der Wind- 
richtung betrifft, so ist dieser bei unserer Annahme selbstverständlich, ebenso, 
dafs häufig der Wind nach dem Vorübergange der Erscheinung zur früheren 
Richtung zurückkehrt. Wenn nach der Schilderung Prof. Hann’s bis zum un- 
mittelbaren Ausbruch des Gewitters unten heftiger Ostwind, oben Wolkenzug 
aus SW herrscht, das Gewitter selbst aber mit NW hereinbricht, so sind das 
dieselben Erscheinungen, nur in kleinerem Mafsstabe, wie bei den Cyklonen, 
deuten also auch auf eine Wirbelbewegung. Dabei ist hier noch hervorzuheben, 
dafs solche Sturmgewitter häufig am südöstlichen Rande einer gröfseren 
Cyklone auftreten; die Abfuhr der aufgestiegenen warmen Luft findet dann in- 
folge des Einflusses der Cyklone annähernd in der Richtung nach dieser hin 
statt. Dann muß von S oder SW her eine Strömung nach dem Orte des Ab- 
flusses hin sich entwickeln oder war schon vorhanden, und die Kreuzung solcher 
Strömungen führt unmittelbar zur Wirbelbewegung. Darauf beruhen auch die 
kontrastirenden Windrichtungen, die in fast allen Fällen nach Prof. Hann nahe 
senkrecht auf einander stehen. 
Was den Wolkenaufbau betrifft, so glaube ich, dafs dieser ebenfalls bei 
Annahme der Wirbelnatur der Gewitter sich am besten und leichtesten erklären 
läfst. Die Bildung der gethürmten Haufenwolke von innen heraus, ihre deutlich 
and kühn abgegrenzte Form, ähnlich den schneebedeockten Gipfeln hoher Berge, 
das Streben kleiner scharf begrenzter Wölkchen von unregelmäfsiger aber heftiger 
Bewegung, gleich als ständen sie unter dem anziehenden Eindufs der grofsen 
Wolke, nach dieser letzteren hin (was auch Prof. Colladon beobachtete, siehe 
ferner hierüber das oben angeführte, von Oersted erwähnte Beispiel von Eu), 
alle diese Erscheinungen lassen sich, wie mir scheint, mit der Wirbelbewegung 
vereinigen. Ich betrachte die gethürmten Haufenwolken als das untere Ende 
des Wirbels; sie entsprechen dem Kranz von Wasser und Wasserdämpfen au 
Fufßse der Wasserhosen. Als obere Grenze des Wirbels betrachte ich die 
Cirrostratusschicht. Zur Bestätigung dessen verweise ich auf das oben angeführte 
Beispiel von C. Fritsch, der ebenfalls .die Wirbelnatur der Gewitter resp. 
Hagelwetter schon vor vielen Jahren vertreten hat. Auch die zahlreichen Bei- 
spiele aus den Tropen, wo das unvermuthete Erscheinen einer kleinen Wolke 
am sonst wolkenlosen Himmel als Anzeichen eines sich entwickelnden :Sturmes 
gilt, deuten darauf hin. Oersted führt eine Beobachtung Holm’s an, wonach 
vom oberen Theile der Wottersäule weiße Wolken ausgingen, die eine wirbelnde 
Bewegung wie die Wettersäule selbst hatten. Dafs sich ferner unterhalb. der 
gethürmten Haufenwolken eine dichte schwere Cumulostratusschicht infolge der 
Wirbelbewegung bilden kann, dürfte aus den ebenfalls oben angeführten 
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