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Reiseberichte S. M. S. „Sophie“.
Die Bewegungen des Schiffes vor Anker waren verschieden, je nachdem
die Land- und Seebriese wehte oder der Strom das Schiff so hielt, dafs es
breitseits zur Dünung lag. Der höchste Grad wurde erreicht mit 13° St-B.,
12° B-B. und betrug durchschnittlich 5—6° St-B., 5—6° B-B.
Die Strecke von Whydah nach Lagos legt man am günstigsten während
der Nacht zurück, so dafs man mit Tagwerden die Küste westlich von Lagos
ansteuern kann. Vortheilhaft ist es in allen Fällen, von West kommend, seinen
Kurs dermafsen zu setzen, dafs man einen Punkt an der Küste ansteuert, welcher
um die Gröfse des vorherrschenden Stromes westlich von dem zu erreichenden
Punkt liegt; umgekehrt, wenn man von Ost kommt.
Bis zu einer Entfernung von 4 Sm westlich von Lagos bietet die Küste
keinerlei Anhaltspunkte; erst hier findet man ein ziemlich hohes viereckiges
weils angestrichenes Haus mit dunklem Dach (Landsitz des Gouverneurs von
Lagos) und bald hernach den besten Anhalt in der hohen Brandung, welche
auf der Barre von Lagos steht.
Ein günstiger Ankerplatz wurde gefunden in 16,5m Wasser, „Le Greslie Pt.
(Ostseite der Einfahrt) mw. N'A£O 2 Sm ab“. Wenn auch im allgemeinen an
der Küste kein Einflufs von Ebbe und Fluth auf Richtung uud Stärke der Strö-
mung gefunden wurde, so ist hier durch das Ausströmen des Lagunenwassers
bei Ebbe eine Strömung vorhanden, welche insofern von Einflufs ist, als sie das
Schiff nicht genau auf dem Winde und steif in der Kette liegen läfst.
In dem „Africa Pilot“, Part I, pag. 284 sind für die Bezeichnung der
Barre drei Tonnen angegeben, und zwar eine weifse in 10 m Wassertiefe und
zwei schwarze. Von diesen ist augenblicklich nur die äufsere thatsächlich vor-
handen, jedoch von keiner bestimmbaren Farbe; die beiden inneren sind nach Aus-
zage des Hafenmeisters schon seit einer Reihe von Jahren vertrieben. Die äufsere
Tonne liegt ca %/s Sm von der Mitte der Barre entfernt und dient zum Ansteuern
derselben. An der Westseite des Fahrwassers lag eine Spierentonne flach auf dem
Wasser und war bei der hohen Dünung nur in nächster Nähe zu sehen; der
Hafenmeister mufste selbst zugeben, dafs dieselbe ihren Zweck keineswegs
aırfülle. Auf der Westseite, Beecroft Pt., stehen zwei weiße Marken; dieselben
bezeichnen den westlichen Rand der passirbaren Barre und werden zeitweilig
geändert. Ohne Lotsen ist es höchst ungerathen, die Barre zu passiren, da
dieselbe oft ändert; für die Gefährlichkeit der Passage sprechen drei auf der
Westseite am Strande liegende Wracks, darunter dasjenige eines kleinen deut-
schen Dampfers. Ebenso wie zum Passiren der Barre bedarf man auch inner-
halb derselben auf der Lagune eines Lotsen.
Das über Boat Entrance im „Africa Pilot“ Part I, pag. 284 Gesagte ist
jetzt ganz hinfällig geworden, da Bar-Boote, seitdem hier gewöhnlich fünf
Dampfer am Orte sind, gar nicht mehr zur Verwendung kommen.
Ueber die östliche Bootseinfahrt nahe Le Greslie Pt. konnte vom Hafen-
meister nichts Genaueres in Erfahrung gebracht werden, da dieselbe lange nicht
mehr benutzt und deshalb nicht ausgelothet worden ist,
Als Signale für die Barre sind nur noch Flagge S und B mit den im
„Africa Pilot“ Part I, pag. 283 angegebenen Bedeutungen in Gebrauch; die
Wimpel sind seit 2'/s Jahren in Fortfall gekommen. Sehr zuverlässig sollen die
Signale über die Beschaffenheit der Barre nicht sein, da der Signalmann von
seinem Posten aus die Barre gar nicht sehen kann. Der zum Signalisiren früher
benutzte Mast auf der Ostseite der Einfahrt, welcher so hoch war, dafs die
Flaggen über den dahinter liegenden Bäumen und Büschen sichtbar wurden,
ist, durch Unterspülungen der See und durch Witterungsverhältnisse beeinflufst,
ampgefallen; der jetzige kleine Hülfsmast ist so niedrig, dafs Signale kaum
erkannt werden können.
In Betreff der in Lagos vorhandenen Dampfer (s. „Africa Pilot“ Part I,
pag. 283) mufs noch erwähnt werden, dafs von den beiden Regierungsdampfern
nur noch einer vorhanden ist, und zwar ein Raddampfer, welcher seitens des
Gouvernements nur zum Verkehr auf der Lagune benutzt wird, die Barre hin-
gegen niemals passirt. Von den übrigen vier Dampfern ist der eine englischer,
die übrigen drei deutscher Nationalität. Aus Vorstehendem konnte konstatirt
werden, dafs für alle Hafeneinrichtungen für den Verkehr nach und von den
ankommenden Postdampfern seitens der Kolonialregierung sehr wenig gethan