Skip to main content

Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 12 (1884)

Reiseberichte S. M. S. „Leipzig“. 
1. Stromversetzungen zwischen Nagasaki und Korea. Es wurden beob- 
achtet: 
[91 
Strom 
Datum Ort Richtung Stärke _ 
1884 Okt. 22 32° 49,7‘ N-Br, 126° 55,5‘ O-Lg S20,0°W 14,4 Sm in 13,5 Stunden 
, „ 23 35° 25,9% „ 124° 04 „ S205°W 166 „ » 24 » 
s „ 24 36° 58,6‘ „ 125°528' „ 8S3362°W 263 „ » 175 
Diese, an sich ziemlich beträchtlichen Stromversetzungen sind zum grofsen 
Theil wahrscheinlich den zur Zeit herrschenden nördlichen Winden zuzuschreiben. 
2. Ansegelung der Einfahrt in den Salde- Flufs, Als werthvollstes 
Matorial für diese erwiesen sich die Brit. Adm,-Karte „Approaches to Seoul, 
corrig. to 1882“ und die von dem Kommandanten des englischen Kanonenboots 
„Flying Fish“ ausgeführten berichtigten Positionsbestimmungen der Ferrüidres- 
Inseln (für die Ansteuerung von West her) und der Cliford-Insel (für die An- 
steuerung von Süd her). Hiernach liegt die Südspitze von West-Cliford in 
36° 37’ 38“ N-Br und 125° 33‘,31” O-Lg. 
Das Nichtvorhandensein einer Vertonung der Inseln Roze, Boisee und 
Bochet und des seitlich und hinter ihnen liegenden Hauptlandes mit dem Berg 
Zoe von Round-T. aus wurde als Mangel empfunden, da diese Inseln nur, wenn 
man dieselben kennt, von dem dahinterliegenden Lande zu unterscheiden sind, 
und auch der Berg Zo& sich weder durch Formation noch durch in die Augen 
fallende Höhe von den übrigen Bergen kenntlich macht. Diese Inseln und der 
genannte Berg sind aber. auf der Strecke Round-I. bis Roze-I. die einzigen 
Öbjekte, mit Hilfe deren man die Position des Schiffes durch Peilung bestimmen 
und auf den Ankerplatz dampfen kann. 
3. Tschi-mul-no (Sai-mots-fo), der kleine im Entstehen bogriffene Ort, 
der gegenüber von Boze-1. auf dem Festlande gelegen ist, wird demnächst als 
Vorhafen von Seoul einige Bedeutung erlangen, da Seoul, zwar ebenfalls am 
Salöe-Flufs gelegen, etwa 50 Meilen weiter stromaufwärts sich befindet, jedoch 
der Flufs dort selbst für kleine Fahrzeuge nicht mehr schiffbar ist. 
Der eigentliche Hafen von Tschi-mul-po, zwischen Roze-I. und dem Fest- 
lande gelegen, ist nur bei Hochwasser zugänglich und bietet nur wenig Raum 
für einige wenige und nicht tief gehende Schiffe; es können etwa vier bis sechs 
der kleinen japanischen Dampfer, welche den Verkehr zwischen Japan und Korea 
bisher vermittelt haben, dort vertäut zu Anker liegen. Der aufserordentlich 
hohe Unterschied zwischen Hoch- und Niedrigwasser, 9 bis 10m, gestattet aller- 
dings auch den gröfsten Schiffen ein zeitweiliges Einlaufen, und hat man daher 
in Aussicht genommen, bei schnellem Emporblühen des Handels durch Anlage 
von grofsen Schleusen einen genügenden Wasserstand im Hafen zu halten und 
so das Verbleiben auch der gröfsten Schiffe während der Ebbe zu ermöglichen, 
Ob und wann dieser Plan zur Ausführung gelangen wird ist davon abhängig, 
welche Bedeutung der Handel Korea’s annehmen wird, so lange aber müssen 
gröfsere Schiffe in der Mündung des Salde-Flusses westlich von Roze-I, etwa 
1'/2 Sm von Tschi-mul-po entfernt ankern, wo sie guten Ankergrund und ge- 
nügenden Schutz gegen Wind und Seegang finden. 
Für ein Aus- und Einschiffen von Waaren ist natürlich dieser Ankerplatz 
besonders bei dem starken Strom und weil man bei Niedrigwasser selbst mit 
Booten nur .auf grofsen Umwegen in den Binnenhafen gelangen kann, sehr 
ungünstig. Während des Aufenthaltes S. M. S. „Leipzig“ daselbst ist es zum 
Beispiel vorgekommen, dafs ein Dampfer mit Kohlenladung dieselbe nicht hat 
landen können und, nachdem ein vollgeladener Prahm mit Inhalt gesunken war, 
wieder hat in See gehen müssen, da für sein weiteres Verbleiben im Hafen 
hätten täglich 300 Doll. Wartegeld bezahlt werden müssen. Als Handelsartikel 
werden von Korea folgende exportirt: Menschenhaare, Wachs, Felle, Hufe und 
Horn, sowie einige natürliche Produkte des Ackerbaues; dagegen werden 
importirt chinesische Seiden- und Baumwollenstoffe für die Bekleidung der 
Koreaner. ; 
Die Verpflegungsverhältnisse in Tschi-mul-po sind keine besonders guten, 
da es mit Ausnahme von frischem Rindfleisch nicht möglich ist, Proviant zu 
erlangen. Das frische Rindfleisch ist gleichfalls nicht von guter Qualität, da es 
Ann, a. Hyär, etc., 1884, Hoft IV.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.