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Typische Witterungs-Erscheinungen.
weitern. Um z. B. entscheiden zu können, welche Bahn eine im Westen auf-
tauchende Depression einschlagen, und wie sich das Wetter für unsere Gegenden
ginrichten wird, ist es nothwendig, Luftdruck- und Temperaturvertheilung auch
auf dem Atlantischen Ocean, wenigstens auf seiner östlichen Seite, zu kennen.
Vor Allem ist das Hauptaugenmerk zu richten auf das Verhalten der grofsen
barometrischen Maxima und Minima, welche gewisse Gegenden unserer Erde
charakterisiren, und auf deren Verschiebungen. Teisserenc de Bort hat
es wahrscheinlich gemacht, dafs diese das Bedingende sind für das Auftreten
und für die Fortpflanzung unserer kleineren Depressionen und also für die
Witterungszustände unserer Gegenden.') Auch von diesen Gesichtspunkten aus
gewinnt das Hoffmeyer’sche Projekt eine ganz bedeutende Stütze, so dafs mit
der Durchführung desselben das Sturmwarnungswesen und der Prognosendienst
in ein neues Stadium treten würden.
Aus den obigen Darstellungen folgt auch die Wichtigkeit der Wolken-
studien, insbesondere in Beziehung auf die oberen Wolken, welche uns Auf-
schlufs geben über die Bewegungen der Luft in den höheren Regionen und die
im allgemeinen den Depressionen am Himmel ihre Zugrichtungen vorzeichnen.
Allein ebenso einleuchtend ist, dafs die Bewegungen der Wolken nur sehr
unvollkommen verstanden und gedeutet werden können, wenn man dabei die
allgemeine Wetterlage, die jenen Bewegungen zu Grunde liegt, aufser Acht läfßst.
Beispielsweise ist es in diesem Falle wohl nicht möglich, die grofsen aus-
gedehnten atmosphärischen Bewegungen von kleineren Störungen, z. B. Rand-
bildungen, Theilminima, Gewitterphänomenen, zu unterscheiden.
Würden wir auch in jedem einzelnen Falle darüber ganz gewifs sein,
welchen Weg eine Depression für die nächste Zeit einschlagen wird und wie
rasch sie sich fortpflanzt, so würden, trotz der hohen Wichtigkeit dieser
Erkenntnifs für die ausübende Witterungskunde dennoch viele Fragen zu lösen
sein, die sowohl für Sturmwarnungen als Wetterprognosen überhaupt von sehr
gewichtiger Bedeutung sind, so dafs das langersehnte und vielverheifsende Ziel
auch dann noch lange nicht erreicht wäre. Ueber die Entstehung, Entwickelung,
Umwandlung und Wirkung der Depressionen, über die vielen, manchmal schein-
bar unbedeutenden Modifikationen in der Wetterlage, die jedoch häufig aufßser-
ordentliche Aenderungen des Wetters hervorbringen, sind wir meistens ‘noch
im Unklaren, und nur ganz allmählich dürften wir hier durch fortgesetztes
systematisches Studium in unserer Erkenntnifs weiter fortschreiten.
Aus den Reiseberichten S. M. S. „Leipzig“, Korv.-Kapt. Herbig.”
(Mit Tafel No. 3: Rhede von Roze-I. und Hafen von Tschi-mul-po. 1:20 000.)
Während der Reise S. M. S. „Leipzig“ von Nagasakt nach Tschi-mul-po
(Sai-mots-fo) an der Westküste von Korea, vom 21. bis 24, Oktober 1883, des
Aufenthaltes daselbst vom 24. Oktober bis 1. Dezember und der Rückreise von
da über Fusan, an der Südküste Korea’s, nach Nagasaki, vom 1. bis 4. De-
zember, hat der Kommandant S. M. S. „Leipzig“, Korv.-Kapt. Herbig, mehrere
interessante Notizen über hydrographische Verhältnisse und einige Plätze auf
Korea gesammelt, denen wir Nachstehendes entnehmen:
1) Annales du bureau central meteorologique de France. Annee 1881. Teisserenc de Bort
Etude sur l’hiver de 1879/1880.
2) Vgl. diese Annalen, 1883, pag. 391, 561, 622.