Kleine hydrographische Notizen.
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eine empfindliche Abkühlung brachte. Die Temperatur der Luft im Schatten
betrug am Tage 24° C. In Ponta da Lenha war es meistens bis Mittag sehr
warm, im Schatten 27—28° C., dann setzte aber regelmäfsig die den Fluß
heraufkommende Seebriese ein, welche mitunter recht frisch war. Gegen 5 Uhr
Nachmittags trat dann Windstille ein.
Wenngleich ich den Leuten strenge Verhaltungsmafsregeln gegeben hatte,
so fand ich dennoch verschiedene Male des Nachts den wachehabenden Mann
bei schwerem Thau und kühler Luft schlafend auf Deck oder mit zu leichter
Bekleidung‘ und gar barfufs umhergehen. Aufserdem hatten sich zwei Mann
von dem so sehr gesundheitsschädlichen Negerrum zu verschaffen gewufst und
betrunken. Wie sich später herausstellte, trat gerade bei diesen beiden Leuten
das Fieber am hartnäckigsten und anhaltendsten auf, Es ist also die gröfste
und strengste Aufsicht des Kapitäns über seine Mannschaft geboten, eine Pficht,
die ihm seitens der letzteren nur zu oft sehr erschwert wird.“
3. (D.S.) Ueber die Witterungs- und Schiffahrtsverhältnisse in
Mn berichtet Kapt. H. 0. Löser von der deutschen Brigg „Seenymphe“
wie folgt:
Während meines Aufenthalts auf der Rhede von Macassar, vom 25. Juni
bis zum 30, Juli 1883, liefßsen die Witterungsverhältnisse für das Entlöschen
and Beladen der Schiffe nichts zu wünschen übrig. Der gegen 10 Uhr Vor-
mittags frisch von S bis SW einsetzende Seewind holte gegen 4 Uhr Nach-
mittags, bei abnehmender Stärke, durch W nach N, worauf sich gegen 8 Uhr
Abends die Landbriese aus E einstellte. Diese wehte von 12 Uhr bis 4 Uhr
Morgens am frischesten und flaute dann allmählich zur Windstille ab, welche
gewöhnlich von 8 Uhr bis zum Einsetzen der Seebriese dauerte. Kurz vor dem
Eintreten der Seebriese wurde in der Regel die höchste Lufttemperatur des
Tages beobachtet. Gewitter sind hier während meiner Anwesenheit nicht vor-
gekommen; aber gegen das Ende des Monats Juli wurde die Witterung schon
anbeständig, und die Landbriese gelangte dann nur zu einer schwachen Ent-
wickelung. Aus dem oben angeführten Grunde ist schon von Ende Juli an,
besonders aber noch später, das Verlassen dieses Hafens mit Schwierigkeiten
verknüpft. Im Uebrigen ist die günstigste Zeit für den Besuch eines Schiffes
in Macassar von März bis Ende August, denn später beginnt nach Aussage der
hier lebenden Europäer die stürmische und regnerische Witterung.
Die Einsegelung zur Rhede von Macassar ist sehr leicht, denn der Wind
ist am Tage immer so, dafs man dieselbe beholen kann. Lotsen sind- daher
auch nicht vorhanden. Will man die Rhede wieder verlassen, so mufls man dies
recht früh am Morgen thun, um noch den Rest der Landbriese benutzen zu
können, denn zum Auskreuzen ist das Fahrwasser zu eng. Wenn Glieung Island
in einer Entfernung von 5 Sm und SSO peilend passirt ist, läuft man mit einem
SWzW- bis WSW-Kurse die nördlichste der Drei Brüder-Inseln in Sicht. Wenn
diese Insel etwa 7 Sm entfernt Süd peilt, ist man frei von allen Untiefen.“
4. Unterschied zwischen der Luft- und Meerestemperatur bei
Island und an der West- und Ostküste von Schottland. In dem
VI. Bande (1883) des „Journals der Schottischen Meteorologischen Gesellschaft“
hat Mr. Alexander Buchan, gestützt auf die Beobachtungen von 1857 bis
1882 an 329 Orten, eine Abhandlung über die Wärmevertheilung auf den
Britischen Inseln veröffentlicht, welche im Auszuge in der „Oesterreichischen
Zeitschrift für Meteorologie“, 1883, November, pag. 401—411, mitgetheilt worden
ist. In dieser Ahhandlung sind u. A. auch von sieben Orten (zwei Orte auf
Island und den Faröern, drei an der Westküste und zwei an der Ostküste von
Schottland) die Unterschiede zwischen der Luft- und Meerestemperatur auf-
geführt, welche wir in nachstehender kleinen Tabelle wiedergeben.
) Die Zahl in Klammern neben dem Orte bedeutet die Anzahl der Jahre
der Beobachtung, und das Minuszeichen zeigt an, dafs in dem betreffenden Monat
das Meer kälter ist als die Luft,