Eingänge von meteorologischen Journalen ete,, November 1883.
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10. Reise der Rostocker Bark „Lorenz Hansen“, Kapt. HM. Dillwitz.
Am 21. Februar 1883 verliefs die Bark „Lorenz Hansen“ den Hafen von
Pirie in Süd-Australien, um nach der Kapstadt zu segeln. Dieselbe rückte in
jangsamer, in der Nähe der Südküste des Festlandes verlaufender, Fahrt bis
zum 3. März nach 36° S-Br in 120° O-Lg vor und gelangte am 6. März westlich
von der Länge des Kap Leeuwin. Nachdem man dasselbe bei südöstlichem
Winde umsegelt hatte, wurden später noch wieder schwache Westwinde ange-
troffen und schliefslich, obgleich nördlich von 29,5° S-Br die Winde schon
meistens aus südlicher oder östlicher Richtung kamen, am 23. März das unweit
26° S-Br in 95° O-Lg beginnende Passatgebiet betreten. Da das sich in dem-
selben anscheinend zu südlich haltende Schiff in der Folge einen wiederholt
gestört auftretenden Passat beobachtete, war der Verlauf der Reise kein sehr
befriedigender. Am 13. April. überschritt die Bark die unweit 28° S-Br in
57° O-Lg gelegene Passatgrenze zum zweiten Male, und nachdem die umlaufenden,
der Richtung nach jedoch meist günstigen, Winde den „Lorenz Hansen“ his
zum 24, April nach 34° S-Br in 28° O-Lg geführt hatten, stellten sich West-
winde ein. Am 27. April überstand die Bark unweit 35,5° S-Br io 25,5° O-Lg
einen orkanartigen Weststurm, der aus NW begann, aus SW endete und welcher
von einem niedrigsten Luftdrucke von 747,2 mm begleitet war. Am 30. April
kam wieder ein leichter Ostwind durch, und nachdem während der folgenden
Tage leichte, oft von Stille unterbrochene Mallung beobachtet worden war,
erblickte die Bark am. 3. Mai das Feuer von Agulhas. Am 8. Mai wurde
schliefslich in der Tafelbai geankert. Zur Vollendung der Reise waren 76 Tage
erforderlich gewesen. Während der Fahrt über den Indischen Ocean hatte das
Schiff 30° S-Br zum ersten Male in 110,5° O-Lg am 13. März und zum zweiten
Male in 47° O-Lg am 17. April; wie 90° O-Lg in 25,4° S-Br am 24. März,
60° O-Lg in 27,1° S-Br am 11. April und 30° O-Lg in 32,8° S-Br am 23. April
gekreuzt.
Nachdem „Lorenz Hansen“ später von der Kapstadt nach der, unweit
26° S-Br an der afrikanischen Küste gelegenen kleinen Insel Zchaboe versegelt
und dort beladen worden war, trat derselbe am 12. August die Heimreise nach
dem Kanale an. Man verfolgte bei dem auf See gleich angetroffenen leichten
SSW-Winde zunächst einen gut westlichen Kurs und beobachtete, sowie man
auf demselben fortschritt, eine allmählich erfolgende Veränderung der Wind-
richtung nach links. Die Windstärke nahm in gleicher Weise zu, und nachdem
21° S-Br in 4,5° 0-Lg am 18. August erreicht worden war, förderte ein frischer
beständiger SE-Wind die Reise. Man kreuzte: 20° S-Br in 3° O-Lg am
19. August, 10° S-Br in 11,1° W-Lg am 25, August und den Aequator in
19,8° W-Lg am 1. September. Der 1. September war der 20. bis ‘dahin auf
See zugebrachte Tag. In nördlicher Breite ging der SE-Passat ohne vorher-
gehende‘. Störung unmittelbar in den SW-Monsun über, Die Bark sogelte bei
demselben bis zum 7. September nach 12° S-Br in 24° W-Lg, bevor Mallung
angetroffen wurde. Aus dieser entwickelte sich am 10. September in der Nähe
von 14° N-Br und 24,8° W-Lg der NE-Passat, der zunächst nur noch flau und
unbeständig, später zwischen 20° und 26° N-Br aber in befriedigender Stärke
auftrat. Der nördlich von .dem letzteren Parallel zur flauen Briese herab-
gesunkene Passat endete als die Bark sich am 20. September in der Nähe von
28,5° N-Br in 32° W-Lg befand. Der Luftdruck erreichte, nicht weit von
diesem‘ Punkte entfernt, einen höchsten Stand von 769,6 mm. Nachdem der
nördlich von 30° N-Br für mehrere Tage frisch aus SW wehende Wind die
Bark nach 36° N-Br geführt hatte, endete derselbe, und es trat ein mäfsiger
NE-Wind an dessen Stelle. Oestliche Winde blieben nach dieser Veränderung
vorherrschend, und legte man bei denselben fast den ganzen noch vorliegenden
Theil der Reise zurück, Aus diesem Grunde konnte die Bark nicht früher als
am 15. Oktober die Kanal-Mündung erreichen. Zur Vollendung der Reise
waren 64 Tage erforderlich gewesen. Von diesen waren 44 Tage in nördlicher
Breite zugebracht worden. 10° N-Br hatte man in 23,3° W-Lg am 6. Sep-
tember, 20° N-Br in 30° W-Lg am 16. September, 30° N-Br in 30,8° W-Lg
am 21. September und 40° N-Br in 22,4“ W-Lg am 1. Oktober gekreuzt.
Ann. d. Hydr. etc., 1884, Heft II.