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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 12 (1884)

Anomalien bei der Hörbarkeit von Schalleignalen. 
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hinterlassen. Mittlerweile aber wird derselbe durch die seitliche Ausdehnung 
der Schallwellen wieder ausgefüllt oder infolge der Ablenkung dieser Wellen nach 
unten, welche von einem oberen Gegenwinde oder — in geringerem Grade — 
von einer oberen Schicht mit ruhiger Luft herrühren, verschwinden. Unter 
diesen Umständen kann es Zonen der. Nichthörbarkeit des Schalles geben, ein- 
geschlossen von solchen, in denen der Schall gehört wird. 
8. Weil der Schall durch den Wind, oder durch Aenderung der Tempe- 
ratur, oder durch beide Umstände zugleich abgelenkt werden kann, so folgt 
daraus, dafs, obgleich ein Schall in einer gewissen Höhe nicht gehört werden 
kann, er in einer gröfseren Höhe wieder hörbar wird. 
9. In der Erscheinung, dafs die gegen den Wind sich fortpflanzenden 
Töne dem Umstande unterworfen sind, selbst bevor sie an ihrer Intensität ver- 
loren haben, nicht gehört zu werden, weil sie über den Kopf des Beobachters 
binweggehen, kann man die Erklärung der Beobachtung von Reynolds finden, 
dafs unter allen Umständen die Einwirkung des Windes mehr der Entfernung, 
bis zu welcher der Ton gehört wird, als der Intensität des Tones Eintrag thut. 
10. Weil Töne in gewissen Entfernungen und in gewissen Höhen nicht 
gehört werden können, ohne indessen vollständig zu verlöschen, so folgt daraus, 
dafs die Nichthörbarkeit derselben zu verschiedenen Zeiten nicht als ein Beweis 
für ihre relative Intensität angeführt werden kann, , 
Aus diesen Sätzen folgt, dafs, wenn man auch unter normalen Zuständen 
der Stärke des Schalles und seiner Entfernung vom Ursprungsorte gewöhnlich 
darauf rechnen kann, den Schall eines Nebelsignals zu hören, der Schiffsführer 
doch sich bereit halten mufs, gelegentlich Ablenkungen des Schalles vorzufinden. 
Die Wissenschaft ist jedoch bis jetzt noch nicht im Stande, genau anzugeben, 
wie und wo diese anomalen Erscheinungen vor sich gehen. Indessen giebt es 
schon gewisse Deduktionen, welche verdienen, von den praktischen Seefahrern 
in Erwägung gezogen zu werden. Diese sind: 
{.. Um den Schall eines Nebelsignals gegen den Wind so deutlich als 
möglich wahrzunehmen, mul man einen höheren Standpunkt über dem Wasser- 
spiegel einnehmen, mit dem Winde aber sich so nahe als möglich an der Ober- 
fläche des Wassers halten. 
2. Man mufs nicht annehmen, dafs man aufser dem Bereich der Hörbar- 
keit eines Schalles ist, weil man ihn nicht hört. I . 
3. Daraus, dafs man ein Signal schwach hört, darf man nicht schliefsen, 
dafs man weit entfernt von seinem Ursprungsorte ist, ebenso dafs man dem- 
selben nahe ist, wenn man den Schall sehr gut hört. 
4. Man darf nicht annehmen, dafs man einen gegebenen Punkt seiner 
Route erreicht hat, weil man ein Signal mit derselben Intensität gehört hat, 
als es früher an diesem Punkte der Fall war, auch nicht, dafs man an diesem 
Punkte noch nicht angelangt ist, weil man das Schallsignal schwächer oder gar 
nicht gehört hat. - . 
5. Man darf nicht glauben, dafs ein Nebelsignal aufgehört hat zu 
funktioniren, weil man es nicht ınehr hört, selbst wenn man innerhalb des 
Gebietes seiner normalen Hörweite ist. 
6. Man darf nicht glauben, dafs die Ablenkungen der Wahrnehmbarkeit 
eines Schalles für alle. Nebelsignale dieselben sind. 
7. Man mufs nicht darauf rechnen, ein Nebelsignal deutlich zu hören, 
wenn die unteren und oberen atmosphärischen Strömungen entgegengesetzte 
Richtungen haben. . 
8. Man darf nicht mit Sicherheit auf die Hörbarkeit eines Schallsignals 
rechnen, wenn man von diesem durch einen leichten Strom getrennt ist, beson- 
ders wenn der Wind gegen diesen Strom weht. ” 
9. Bei einer elektrischen Störung, oder wenn der Schall über der Erde, 
oder eine Landspitze, oder eine Insel hinweggeht, darf man sich nicht auf die 
Hörbarkeit des Schalls verlassen.
	        
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