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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 12 (1884)

Ueber Gewitter- und Hagelbildung. 
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senkrecht auf die Richtung des Unterwindes, der unter heftigen Stöfsen zu 
wehen fortfährt und auch die Herrschaft behält. (Letztere Thatsache ist ein 
schlagender Beweis dafür, dafs das Gewitter durch eine obere Luftströmung 
dirigirt wird.) 
Zu diesen charakteristischen Erscheinungen beim Auftreten der Gewitter 
will ich noch einige weitere Bemerkungen hinzufügen, die aus zwei Artikeln 
von Mohr in Poggend. Annalen (Bd. 117 und Bd. 126) entlehnt sind. !) Auch 
Mohr betrachtet das Auftreten der Cirrostratusdecke als Andeutung eines 
sich "bildenden Gewitters. Die Luft stürzt nach allen Seiten aus dem Ge- 
witter heraus, was man erkennt an der Gestalt der davon getroffenen Bäume. 
Pappeln beugen ihre Wipfel nieder, die Spitzen sind nach dem Erdboden ge- 
richtet bis zum Brechen der Aeste, belaubte Obstbäume erscheinen oben ab- 
geplattet wie ein Tisch, dürre Blätter fliegen vom Boden in die Höhe, ähnlich 
wie man sich Staub in die Augen bläst, wenn man senkrecht auf eine bestaubte 
Fläche hinabbläst.?) Mohr führt ebenfalls an, dafs bei tropischen Gewittern 
plötzlich an einer Stelle des Himmels ein kleines , Wölkchen erscheint, das sehr 
rasch anwächst und in kurzer Zeit den ganzen Himmel mit einer schwarzen 
Wolkenschicht überspannt. 
Seeleute wissen aus Erfahrung, dafs bei tropischen Gewittern in kurz 
auf einander folgenden Momenten die Segel anders gestellt werden müssen, und 
döppelte Wolkenlagen, die von verschiedenen Winden getrieben werden, halten 
sie für ein untrügliches Zeichen von schlimmem Wetter, 
Eliot?) hat in Betreff der ostindischen Stürme gefunden, dafs 1) ein 
unverkennbares Steigen des Barometers,. 2) ein gleich unverkennbares und 
gleichzeitiges Fallen des Thormometers, 3) eine plötzliche Abnahme der 
Dunstspannung,, 4) ein plötzlicher Wechsel .der Windrichtung eintritt, . Eine 
nähere Betrachtung dieser Erscheinungen führt denselben zu der Schlufsfolgerung, 
dafs in diesen Fällen ein Herabstürzen kalter Luft, die einer oberen 
Luftströmung angehört (welche letztere in Bengalen seewärts gerichtet und 
daher trocken ist) im Centrum des Gebiets niedrigen Luftdrucks stattfindet. 
Er glaubt, dafs es bei keiner andern Annahme möglich sei, allen oben erwähnten 
Sätzen Rechnung zu tragen. „In Dacca (sagt der Verfasser des betreffenden 
Artikels, Archibald) kehrt der Wind, unmittelbar nachdem die Sturmwolke 
in ihrem hinteren Theile den Zenith passirt hat, zu seiner früheren Richtung 
zurück. Die Sturmwolke scheint sich im NW durch Vereinigung von kleinen 
Wölkchen, die dorthin vom Meere her getragen werden, zu bilden. Nach. einiger 
Zeit bewegt sich die drohende Masse seewärtes, während der Seewind mit ver- 
mehrter Stärke gegen die herankommende Wolke weht, bis die letztere ziemlich 
nahe gekommen ist. (Also auch hier Begegnen zweier Luftströmungen mit ent- 
gegengesetzter Richtung.) Jetzt tritt Windstille ein, worauf der Wind plötzlich 
nach dem entgegengesetzten Quadranten überspringt (gewöhnlich über N), aus 
welchem er mit grofser Gewalt bläst. Dann treten die vier oben erwähnten 
charakteristischen Erscheinungen. auf, zugleich mit fortwährendem Blitzen und 
Hagel, letzterer oft sehr stark.“ Nun giebt der Verfasser (Archibald) eine 
Erklärung für diese Stürme, indem er ein plötzliches Aufsteigen der heilfsen, 
feuchten. Luft in schräger Richtung voraussetzt,, wodurch der obere Strom in 
eine entsprechende schräge Abwärtsbewegung gedrängt werde. Dies erkläre 
(nach seiner Meinung), warum der Sturm immer der Richtung des oberen 
Luftstromes folge, Ferner schreibt derselbe die ungeheuren Regenfälle an 
der Küste von Orissa kleinen Cyklonen zu, die, vom Meere kommend, sich nord- 
wärts längs einer Linie bewegen, die die westlichen Winde Südindiens von 
1) Obwohl die Mohr’sche Theorie über Gewitterbildung als gänzlich verfehlt zu betrachten 
ist, so hat Mohr doch die Erscheinungen an und für sich sehr richtig dargestellt, nach dem kom- 
petenten Urtheile von Prof. Hann. 
2) Im. vergangenen Sommer brach hier nach vorangegangenem schönem :Wetter ein Gewitter 
aus, das eine furchtbare Staubwolke in groflsem Bogen vor sich hertrieb. Der Sand flog an den 
Wänden der Häuser bis auf die Dächer hinauf. Auch Prof, Hann konnte das Herabstürzen der 
Luft deutlich an der Bewegung der Bäume beobachten sowie die divergirende Richtung äus der 
Form der Regensäule (es war eine kleine Trombe bei heilsfeuchter Luft). 
3) S. „Nature“, Bd. 28, No. 722, 1883.
	        
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