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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 12 (1884)

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Ergebnisse der französischen Südpolar-Station auf Feuerland, 1882—83. 
Lieutn. Lephay giebt in seinem meteorologischen Bericht nachfolgende 
allgemeine Darstellung des Klimas der Länder südlich von der Magellan-Strafßse. 
„Man kann diese Länder in zwei verschiedene Regioneu theilen; die 
erste, westlich von der Gebirgskette, deren Gipfel die Berge Sarmiento und 
Darwin sind, umfafst den ganzen nordöstlichen Theil des Feuerlandes und die 
Ufer des Beagle-Kanals, östlich von der Murray-Enge. Nach den regelmäfsigen 
Beobachtungen und den Erfahrungen der englischen Missionare, welche an der 
westlichen Grenze dieser Region in Ooshowia (s. unten) wohnen, ist das Klima 
derselben weniger beständig und die Atmosphäre weniger feucht, als in der 
zweiten Region, welche besonders charakterisirt ist durch ein maritimes Klima 
ohne deutlich markirte Jahreszeiten. 
Diese Gegend umfafst die Insel Hoste, die Nassau-Bai, den Archipel des 
Kap Horn, im allgemeinen die westliche Küste und Inseln von Feuerland, 
Hier sind die Tage mit Sonnenschein selten; während der Stillen, welche den 
Stürmen vorangehen oder folgen, ist der Himmel grau und düster, welcher nur 
eine fahle Sonne durchläfst und dem ganzen Lande einen höchst traurigen 
Anblick verleiht. Wasser in allen Formen, als Regen, Hagel, Graupeln, Schnee, 
Eiskrystalle, hört nicht auf niederzufallen im Sommer und Winter (s. Tabelle). 
Schon Fitz Roy hat vor 50 Jahren ausgesprochen, dafs auf Feuerland 
der Winter der Sommer und dieser der Winter in diesem Lande ist. Dio 
Expedition der „Romanche“ fand dies in vollem Maße bestätigt. Der Sommer 
des Kap Horn ist die Zeit der heftigen Stürme, während der Winter sich einer 
relativen Ruhe erfreut; so zeigte der Sommer 1882/83 296 Stunden mit heftigem 
Winde, der Winter 1883 nur 115. 
Im allgemeinen ist die mittlere Geschwindigkeit aller Winde, aufser denen 
zwischen NNW und NE, im Sommer gröfser als im Winter, Die Westwinde, 
d. h. die Winde zwischen WNW und SW, herrschen das ganze Jahr hindurch; 
ihre mittlere Geschwindigkeit übertrifft die der aus allen anderen Richtungen 
wehenden zusammengenommen. Im Sommer nimmt der Wind während eines 
Tages an Stärke regelmäfsig zu von Sonnenaufgang bis 3*—4® p.m. und dann 
regelmäfsig ab bis 9'—10* p.m. Im Winter nähert sich die Kurve der Wind- 
stärke mehr und mehr einer geraden Linie, 
Die Stürme sind sehr häufig bei Kap Horn; sie beginnen fast stets in 
NW und WNW und endigen in WSW und SSW; indessen konnte die Expedition 
drei Stürme aus NNE und N verzeichnen. 
Die Gefahr dieser Stürme beruht weniger in ihrer Heftigkeit, als in ihrer 
Plötzlichkeit; oft folgt auf eine vollständige Windstille in einigen Minuten eine 
starke Böe. Entgegen der Ansicht von Wilkes, Weddell, King und anderen 
Seefahrern, welche das Kap Horn dublirt haben, pflichtet Lephay der Ansicht 
von Fitz Roy bei, dafs das Barometer hinreichend zeitig das Herannahen von 
stürmischem Wetter anzeigt. 
Die oben erwähnte englische Missionsstation Ooshowia (Ushuaid) liegt 
an der Südküste des Feuerlandes am Nordufer des Beagle-Kanals an der Bucht 
einer kleinen Halbinsel in 54° 53‘ S-Br und 68° 12’ W-Lg; sie dient zugleich 
als Rettungsplatz für die in der Nähe von Kap Horn Rettung suchenden Mann- 
schaften verunglückter Schiffe (s. „Nachr., f. Seef.“, 1884, No. 233). Die Hütten 
der Missionare liegen in 1km Entfernung von dem Beagle-Kanal und etwa 
9-—10 km von dem offenen Ocean. Ooshowia gehört zur Argentinischen Republik. 
Die Ufer des Beagle-Kanals erheben sich an beiden Seiten steil bis zu 600 m 
und kulminiren in 1000-—1300 m hohen Gipfeln. Nach Westen zu erhebt sich 
in der Entfernung von einigen Meilen der Mt. Darwin bis zu 2200 m Höhe. 
Bis zu einer Höhe von 450—500 m sind die Abhänge grün, und verkrüppelte 
Bäumchen und Sträucher gehen noch höher hinauf, bis in einer Höhe von 900 
bis 1000 m die Schneegrenze erreicht wird. 
Diese Station ist die südlichste, von welcher wir überhaupt mehr- 
jährige (durch 44 Monate in den Jahren 1876 bis 1882) meteorologische Beob- 
achtungen besitzen; diese haben daher grofsen Werth für die Meteorologie der 
südlichen Halbkugel, um so mehr, als sie durch die oben mitgetheilten ein- 
jährigen (1882/83) Beobachtungen der noch 38‘ südlicher gelegenen Station in 
der Orange-Bai ergänzt werden. Die Beobachtungen, zu Ooshowia sind in dem 
kürzlich erschienenen III. Bande der „Anales de Im Oficina Meteorologica
	        
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