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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 12 (1884)

Ueber Gewitter- und Hagelbildung, 
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im Innern des Wirbels. Dieser Druck kann sich dem Wirbel gegenüber nur 
von unten nach oben geltend machen, da, wie schon erwähnt, die Wände des- 
selben gewissermafsen geschlossen sind. Als Folge dieses Ueberdrucks sehen 
wir denn auch immer ein lebhaftes Aufsteigen im Innern des Wirbels ein- 
treten. Dieses Aufsteigen stellt die lebendige Kraft dar, die die Hand durch 
Bewegen des Brettchens bei der Erzeugung des Wirbels leistete, abgesehen von 
dem Verluste durch Reibung, der sich in Wärme umsetzt. 
Bekanntlich kann man die Gesetze der Bewegung eines flüssigen Mediums 
auf die Bewegung eines Juftförmigen zum gröfsten Theil übertragen, Thut man 
dies, so kommt zunächst die Frage in Betracht, inwieweit bei Gewittern und 
Hagelfällen die Erscheinungen auf eine Wirbelbewegung der Luft hindeuten, 
Obwohl diese Erscheinungen im Allgemeinen bekannt sind, so erscheint es doch 
nöthig, hier einzelne derselben noch besonders hervorzuheben, um eben besser 
den Nachweis führen zu können, dals dieselben auf Luftwirbel zurückzuführen 
sind. Was zunächst die Frage betrifft, wie die Luftwirbel entstehen, so will ich 
hier eine sehr interessante und wichtige Beobachtung mittheilen, die Kämtz in 
der Schweiz machte. Er sagt: „Ich habe diese Phänomene auf den. Alpen oft 
beobachtet — ich begnüge mich folgende Thatsache zu berichten. Ein sehr 
starker Südwind blies auf der Spitze des Rıgi und die in grofser Höhe über 
mir sich bewegenden Wolken folgten derselben Richtung. In Zürich herrschte 
Nordwind, und stieg derselbe an der Seite des Berges in die Höhe. Sobald er 
den Kamm erreichte, bildeten sich leichte Dämpfe, welche denselben zu über- 
schreiten suchten, aber der Südwind trieb sie zurück und sie stiegen nun in 
nördlicher Richtung unter einem Winkel von 45° in die Höhe und verschwanden 
picht weit vom Kamme. Der Kampf der beiden entgegengesetzten Ströme 
währte mehrere Stunden. Sehr viele Wirbel bildeten sich an der Stelle, wo 
die Winde sich begegneten, und Reisende, die sonst wenig Notiz von meteoro- 
logischen Erscheinungen nahmen, waren von diesem seltsamen Schauspiele 
betroffen.“ 
Auch die bekannte Thatsache, dafs in Ostindien gerade zur Zeit des 
Wechsels der Monsune bei weitem die meisten Cyklone auftreten, weist auf die 
Bedeutung der sich kreuzenden Luftströme hin. Aehnliches gilt für die Taifune. 
Ferner möchte ich die an den tropischen Küsten so regelmäfsig auftretenden 
Nachmittagsgewitter als eine Folge der Kreuzung der Land- und Seewinde be- 
trachten, desgleichen die kleineren Tornados dieser Küsten.!) 
4) Ich mufs hier noch eine Reihe von Beobachtungen aus Piddington’s Horn-Book (6. Aufl. 
1869) mittheilen, die alle in entschiedener Weise auf eine Wirbelbewegung der Luft bei Tornados, 
neftigen Hagelfällen und Gewittern hindeuten. Seite 222 führt er folgende Stelle aus Webster’s 
„Voyage“ an: „Die folgenden Anzeichen habe ich oft bei einem Pampero in den Laplata-Staaten 
Beobachtet, Das Wetter ist während einiger Tage sehr schwül bei einer leichten Briese von E 
oder NE, die mit Windstille endigt. Ein kühler Wind setzt jetzt von S oder SE ein, der aber 
gänzlich auf die unterste. Schicht der Atmosphäre beschränkt bleibt, während die Wolken über der- 
selben in entgegengesetzter Richtung von NW nach SE sich bewegen. Beim Herannahen 
der Nacht wird der nördliche Horizont sehr dunkel, schwere sich senkende Wolken, von Blitzen 
zegleitet, kommen von E oder NE. Der Südwind flaut ab, und veränderliche Winde aus N treten 
auf, Schwere Wolken ziehen vorüber, begleitet von schrecklichen Blitzen und Donner, Der Wind 
dreht allmählich nach Win heftigen Böen, Blitz und Donner werden noch gewaltiger, dann folgt 
ein kurzer aber noch heftigerer Windstofs aus SW und das schöne Wetter beginnt wieder.“ — 
Seite 223 folgt eine kurze Schilderung von Stürmen an der afrikanischen Küste zwischen Kap Verga 
und Kap Palmas während der Sommermonate, „Dieselben beginnen während der Regenzeit und 
dauern bis zum November. Der Himmel ist klar, vollkommene Windstille herrscht seit mehreren 
Stunden, die Luft ist drückend. Plötzlich bemerkt man in den höchsten Regionen der Atmosphäre 
eine kleine, weifßse und runde Wolke, deren Durchmesser kaum 5—6 Fufs grofs zu sein scheint, 
Diese Wolke, scheinbar vollkommen bewegungslos, deutet einen "Tornado an, Allmählich wird die 
Luft unruhig und nimmt eine kreisförmige Bewegung an, Blätter und lose Pflanzen, die den Boden 
bedecken, erheben sich einige Fuls vom Boden, sich unaufhörlich um denselben Punkt drehend. Die 
das Phänomen andeutende Wolke hat nun an Gröfse zugenommen, sie breitet sich aus einander und 
steigt langsam nach der unteren Region der Atmosphäre; schliefslich wird sie sehr schwer 
and dunkel und bedeckt einen grofsen Theil des sichtbaren Horizonts. Inzwischen hat die Wirbel- 
bewegung zugenommen, ... "Tritt sie in voller Gewalt auf, so hinterläfst sie schreckliche Spuren. 
Glücklicherweise dauert die Erscheinung nur eine Viertelstunde und endigt mit einem schweren 
Regen.“ — 
Auf Seite 298 theilt Piddington einen Brief von Dr. Thom mit, der sehr häufig Gelegen- 
heit hatte, Sandhosen in der Wüste am unteren Indus zu beobachten, „Der Drehungssinn ist ver- 
schieden. Ich habe 20 Staubwirbel innerhalb einer Stunde beobachtet, ein halbes Dutzend‘ zu
	        
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