Kleine hydrographische Notizen.
den 22. Mai, und bis zu einer Entfernung von ungefähr 210 Sm nach SW !/4W
von Krakatoa.
Die deutsche Bark „Charlotte“, Kapt. E. Leverkus, kam auf ihrer Reise
von Singapore nach Mauritius am 8, Juni 1883, also 19 Tage später als
„Herschel“, durch die Sunda-Strafse und stand um 12 Uhr Mittags auf 6° 36‘
S-Br und 104° 7‘ O-Lg. Von 3'/ Uhr bis 4'/2 Uhr Nachmittags segelte „Char-
lotte“ durch grofse Massen Bimssteines, welche so dicht trieben; dals der See-
gang dadurch niedergehalten wurde. Es wurden Stücke von einem Fufs Durch-
messer aufgefischt und etliche von der Gröfse eines Fleischfasses gesehen. Bis
zum ‘Abend des 10, Juni, in ungefähr 8° 0’ S-Br und 99° 58‘ O-Lg, passirte
„Charlotte“ alle paar Stunden grofse Flarden von Bimsstein,}
Am 26. August, dem Tage, an welchem der zweile, gröfsere, Ausbruch
stattfand, befand sich „Charlotte“ auf der Rückreise von Mauritius nach Singa-
pore um 12 Uhr Mittags in 11° 15‘ S-Br und 107° 50’ 0-Lg bei frischem SE-
Passat ihren Kurs nach der Sunda-Strafse steuernd. Die Oberfläche des Meeres
hatte, wie an den beiden vorhergegangenen Tagen, in der Nacht eine auffallend
milchweifse Farbe, so dafs es schien, als ob das Schiff über ein grofses Schnee-
feld oder auf seichtem Wasser über hellfarbigen Boden segele. (Eine dreimal
wiederholte Lothung ergab indessen mit 45m (25 Fad.) Leine keinen Grund.
Von 5 Uhr Nachmittags am 26. August an hörte man von NNW ein einem
Kanonendonner ähnliches Geräusch, welches in Intervallen die ganze folgende
Nacht anhielt. Es traten stundenlange Pausen ein, worauf dann plötzlich wieder
ein starker Knall hörbar wurde. Kapt. Leverkus schrieb diese Erscheinung
einem Vulkanausbruch auf Java zu. Da sich diese Annahme leider als nur zu
richtig erwiesen hat, so geht. daraus hervor, dafs der furchtbaroe Donner bei
dem Ausbruch auf Krakatoa nicht weniger als 300 Sm weit hörbar war; denn
„Charlotte“ stand, als sie das Getöse zuerst wahrnahm, 310Sm nach SSO'/40
von Krakatoa. Dabei ist noch zu berücksichtigen, dafs bei dem herrschenden,
frischen südöstlichen Winde sich der Schall ungefähr gegen die Windrichtung
fortpflanzen mulste.
— "Yia 10 Uhr Vormittags des 27. August hörte der vulkanische Donner
auf. Seit 8 Uhr Morgens, in 8° 47‘ S-Br und 106° 54‘ O-Lg, 180 Sm SSO'40
von der Insel Krakatoa, fiel ein starker Aschenregen auf das Schiff hernieder,
welcher bis zum Abend anhielt. Von 11 Uhr Vormittags an war die Luft ganz
dunkel, und es trat eine vollständige Dämmerung cin, so dafs es nöthig wurde,
schon um 2 Uhr Nachmittags in der Kajüte das Licht anzuzünden. Das Meer-
wasser zeigte während der folgenden Nacht seine gewöhnliche Farbe wieder.
Am Morgen des 28. August sah man einen Mitsegler. Die Luft war
etwas diesig, wohl infolge von vorhandenem Aschenstaub in derselben. Der
Strom hatte das Schiff in den letzten beiden Etmalen 20 Sm nach WNW!/AW
versetzt. Um 12 Uhr Mittags erblickte man Zrowers-Insel in N'/2W. Auf dem
Wasser schwamm viel Asche.
Am 29. August, 8 Uhr Morgens, stand das Schiff 10 Sm Süd von Java
Head. Bei diesiger Luft war der Wind veränderlich zwischen SE und ESE.
Am nächsten Morgen gelangte man 12 Sm SE von Krakatoa«. Bei den leichten,
veränderlichen südöstlichen Winden und der westlichen Strömung war „Char-
lotte“ aus dem Prinzen Kanal wieder hinaus getrieben und dann in den Grofßsen
Kanal eingesegelt. Man passirte häufig durch grofse Flächen von Bimsstein.
Das Land und die Bäume hatten durch den Aschenüberzug eine grauc Färbung
erlangt.
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Am 31. August, um 8 Uhr Morgens, hatte man einen Punkt, 6 Sm östlich
der Insel Krakatoa, erreicht. Während des verflossenen Etmals setzte der
Strom bei leichten, veränderlichen südöstlichen Winden nach SW. Es waren
vier Schiffe in Sicht. Die Oberfläche des Meeres war mit Leichen von Menschen
und Thieren, sowie mit Bäumen und Häusertheilen bodeckt. Dieser schreckliche
Anblick dauerte fort, bis man nördlich von der Stelle kam, wo Anjer gestanden
hatte. Diese Stadt sowie der Feuerthurm von Fouwrth Point waren infolge des
Erdbebens spurlos verschwunden, Am Nachmittage näherte sich „Charlotte“
ein holländischer Kriegsdampfer, der das Signal gab: „Nehmen Sie sich in
Acht! ich glaube nicht, dafs die Seezeichen auf ihren richtigen Stellen liegen,“