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Kleine hydrographische Notizen.
G. Palumbo (s. „Notice. hidrograf.“ No. 33, Santiago 1883), ist die Einfahrt
in den nördlich von Callao liegenden Hafen von Ancon sehr leicht zu bewerk-
stelligen. Das zunächst in Sicht kommende Land ist hoch, vollständig ohne
Pflanzenwuchs und von einer eigenthümlich gelben Farbe. Die hauptsächlichsten
Spitzen der Halbinsel Punta Salıtral haben 120 bis 180m Höhe, und die am
andern Ende der Rhede befindliche Loma de Ancon ist 844m hoch. Sobald
man die Pescador-Inseln erkannt hat, kann man durch einen der Kanäle, welche
alle sicher sind, einlaufen. Die vorhandenen Untiefen sind alle sichtbar, wie
z. B. das kleine Riff zwischen Las dos Hermanas und Pentacabra, ferner das-
jenige in SO von Guaca und dasjenige in SO von Torbao bei der Insel Grande.
Alle diese kleinen Riffe liegen in der Meeresfläche und es steht stets Brandung
auf denselben; aufserdem liegen sie der genannten Insel so nahe, dafs man sie
als Theile derselben betrachten kann. Der „Vettor Pisani“ ging bei ziemlich
hohem Seegang durch den Kanal, dessen Mündung sich zwischen Punta Salitral
und La Viuda befindet. Auf der Reise nach oder von Callao ist dieser Kanal
vorzuziehen, weil dadurch der Weg abgekürzt wird. La Viuda ist eine kleine
insel von 15m Durchmesser und 2 bis 9m Höhe. Sobald man das von Untiefen
reine Kap Mulatas passirt hat, mufs man auf 12 bis 13m Wasser, Sand und
Schlammgrund, ankern, und zwar am Seestrande von Hermosa, ca 600m vom
Landungsplatze entfernt. Wind und Seegang machen sich auf dem Ankerplatz
wenig bemerkbar, es steht selbst nur eine leichte Dünung daselbst, wenn in
See der Passat frisch weht. In den Monaten August bis Oktober weht der
SE-Passat am beständigsten und stärksten; derselbe ist jedoch niemals mehr
als eine mäfsige Briese. In den Monaten Januar bis März wechseln Windstillen
mit schwachen Nordwinden; Stürme treten niemals auf, dagegen sind Nebel
sehr häufig, welche jedoch gewöhnlich Nachmittags sich auflösen. An der Küste
von Ancon findet häufig Seegang statt, welcher jedoch nicht den Hafen berührt.
Die Gezeitenerscheinungen sind in Ancon nur unbedeutend. Zur Zeit des
Ncu- und Vollmondes steigt das Wasser höchstens bis 0,6m, im Durchschnitt
yur bis 0,4—0,5m. Die Hafenzeit ist 4* 30%», Die Gezeitenströmungen sind
ebenfalls nur unbedeutend und zwischen den Inseln kaum bemerkbar.
Ancon ist ein kleiner, von ca 200 Fischern bewohnter Ort. Außer
Fischen ist nichts zu haben, alle Bedürfnisse werden von Lima, mit dem Ancon
durch eine Eisenbahn in Verbindung steht, bezogen,
3. (D.S.) Ueber eine Reise von Port Adelaide nach Batavis
(Mai bis Juli 1883) berichtet der Führer der deutschen Bark „Pacific“, Kapt.
C. Oltmann, Nachstehendes:
„Mit Tagesanbruch am 14. Mai 1883 erblickten wir auf unserer Reise
von Port Adelaide nach Batavia die Küste von Java und steuerten am 15. in
die Princes Passage ein. Wir hatten eine starke südwestliche Strömung gegen
uns. Am Abend des 15. traten starke Gewitter auf, welche von frischen SW-
ınd SE-Winden und Regen begleitet waren und die ganze Nacht anhielten.
Am folgenden Morgen stellte es sich heraus, dafs wir wieder einen starken
Strom gegen uns. gehabt hatten. Wir hielten uns deshalb in unmittelbarer
Nähe der Küste von Java, etwa 2 Sm vom Lande entfernt, woselbst der
Strom sehr gering war. In einer geringen Entfernung an Anjer vorbei und
auch weiterhin nahe der Küste entlang segelnd, passirten wir am Mittage des
17. Mai St. Nicolas Point und machten bei leichten westlichen Winden auch
ganz guten Fortschritt. Wir nahmen darauf die Passage nördlich der Insel
Gr. Komboise und ankerten am 18. um 4 Uhr Nachmittags auf der Rhede von
Batavia, nach einer 30tägigen Reise von Port Adelaide.
Auf der Rhede von Batavia beobachteten wir ein donnerähnliches Getöse,
welches von Westen herschallte und vom Morgen des 20. bis zum Abend des
21. anhielt. Dabei war das Wetter schön und klar. Am Lande hatte man
neben dieser Erscheinung eine leichte Erderschütterung wahrgenommen, durch
welche einige Gegenstände in eine leichte Bewegung versetzt wurden, Wie ich
später erfuhr, hatte auf der Insel Krakatoa in der Sunda-Strafse ein vulkanischer
Ausbruch stattgefunden. !)
') S. „Ann. d. Hydr, ete.“, 1883, pag. 445, und diese Notizen sub 6.