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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 11 (1883)

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Wcy«r: Bestimmung «les Beobaehtúiigsuries «te. 
Zeuitbpunkte durch eine gerade Linie verbunden, die Ricbtuug des projicirten 
Meridians darstcllt; so sind die Stücke dieses Meridians zwischen Zenith und 
Deklinationsparallel die Werthe für tg x h(<p—8) und cotg 7-'(<H-3)> womit die 
einzelnen gesuchten Gröfsen, nämlich die Breite (p, die Deklination d u. s. w. 
bekannt werden. Die entsprechende Konstruktion in der Ebene für unser 
Hauptproblem der 2 Höhen mit den bekannten Polardistanzen und dem davon 
eingeschlossenen Winkel am Pole lag eigentlich noch näher, weil sie unmittelbar 
die stereographisehe Polarprojektion des Ptolemaeus war, und es also keiner 
Transmutation bedurfte, von welcher Nonius bei der vorigen Aufgabe redet. 
Aber es scheint nicht, dafs eine derartige Konstruktion in der Ebene, welche 
doch viel genauer als auf der Kugel auszuführen war, vor dem Jahre 1659 an 
gegeben wurde, wo John Collins sie in seinem Buche: „The Mariner’s Scale 
new plain’d“, pag. 35, zuerst dargestellt haben soll, wie Pemberton®) anführt. 
Collins trug, nach seiner von Pemberton reproducirten, hier beigefügten 
Figur, die Tangente der halben Summe von Polardistanz nud Zenithdistanz des 
Gestirns = AD und für die zweite Höhe = AP, 
wie auch die Tangente der halben Differenz 
dieser Gröfsen = AE und AG auf den vom 
Pol A aus, unter dem gegebenen Winkel (gleich 
dem Rektascensions- oder Zeitunterschiede) be 
schriebenen geraden Linien ab, wodurch schon 
die projicirten Durchmesser DE und FG der 
beiden Kreise bekannt wurden, deren Schnitt 
punkte die beiden möglichen Oerter des Zeniths 
geben, während der Abstand des Zeniths vom Pol 
hier dieTangente des halben Breitenkomplements, 
sowie der Winkel am Pol den Stundenwinkel für 
jede der beiden Höhen darstellt, nachdem man 
die Linie vom Pol zum Zeuith gezogen hat. Die 
beiden Kreise der Figur sind also Projektionen 
der Kreise um die Gestirnsörter, wozu als Radien 
die Zenithdistanzen gehören. Die Gestirnsörter selbst sind in der Figur nicht 
angegeben, könnten aber vom Pol A aus mittelst der Tangenten der halbeu 
Polardistanz abgemessen werden, und eine von hier aus vollendete Konstruktion 
wäre vielleicht etwas übersichtlicher gewesen. Dafs die Konstruktion in der 
Ebene für diese Hauptaufgabe bei Nonius fehlt, wurde schon oben bemerkt, 
aber die Werke desselben enthalten fernere interessante Angaben im Zusammen 
hänge mit der Geschichte unserer Aufgabe, die hier noch erwähnt zu werden 
verdienen. Es geht aus den Anführungen von Nonius (pag. 74) hervor, dafs 
Regiomontan der Erfinder des Gradstocks (Radius oder Baculus astrono- 
mieus)*) ist, welches schon in der Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde, 
Berlin 1869, pag. 98, von Direktor Breusing näher nachgewiesen wurde, 
womit auch die irrigen Angaben über den indischen Ursprung des Instruments 
(veranlafst durch H u mb old t’s Kosmos, II, pag. 297) in der ersten Auflage von 
O. Peschel’s „Geschichte der Erdkunde“ über diesen Gegenstand ihre Be 
richtigung erhielten. Man beobachtet mit diesem Instrumente, sagt Nonius 
(pag. 73), auf dem Meere die Höhe des Polarsterns, und er berechnet auch den 
Winkelabstand zwischen Mars und Jupiter = 14® 49' 34" aus den Messungen, 
welche B. Walther am 14. Oktober 1475 mit dem Gradstock nngcstellt hatte. 7 ) 
*) Pililos. Transad, f. 1760, pag. 921. 
*) Ejus fabnwmi atque usura tradidit Joannis de Monteregio in libro de Cometa. Nonius 
pag. 74 ; 
') Man bildet in älteren Schriften auch wunderliche Angaben über den Urheber des Orad- 
stoeks oder Jakobsstabs, wollet sogar bis zu dem Patriarchen Jakob hinaufgegangen wird. So 
Reifst es in Petri Rami Aritluncticae Jibri, a Lazero Schonern reeoguiti et »ucti, Franco- 
furti 1599, pag. 61: „Instrumentum perantiquum est, et vulgo bacuius Jacob dicitur, tanquaiu a Saneto 
Patriarch» silo jam olim inventas sit.“ Der Zweck Jakobs mit seinem Stabe war aber bekanntlich 
ein ganz anderer, als Winkelmessungen damit anznstollcn. Ebenso bilden sieh in der obigen Schrift 
ein paar Stellen aus Virgil (Aen. VI, 850, und Eelog. 3) angeführt, wo das Wort Radius nicht als 
gewöhnlicher Stab, sondern als Radius astronómicas gedeutet, und Radio describere (»liquid) als 
astronomische Beobachtung oder geographische Messung aufgefafst wird. Sachlicher, das Princip der 
Winkelmcssiuig betreffend, ist wenigstens daselbst der Hinweis auf Arehimedes: „de arenae numero“,
	        
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