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Reiseberichte der deutschen Bark »Niagara“.
2,7 m (9 Fufs) Wasser stehen blieben, während die Tiefe auf der Rhede zur
gelben Zeit 4,8 m (16 Fufs) betrug. Von der niedrigen Landzunge im Westen
der Rhede erstreckt sich eine Bank etwa 5Sm nach NNW, und eine andere
liegt quer vor der Rhede, von derselben Landzunge in nordöstlicher Richtung
auslaufend. In einem Abstande von etwa 2 Sm im Westen der Bank fand ich
die Wassertiefe von Süd nach Norden von 12,6 m (7 Fad.) auf 9,0 m (5 Fad.)
abnehmend. In einem gleichen Abstande im Norden und Nordosten von der
Bank war die Tiefe des Fahrwassers bis zur Barre 7,2 m bis 5,4 m (4 bis 3Fad.).
Es vergingen mehrere Tage, bevor es uns glückte, die Barre zu passiren,
denn immer, wenn der Wind günstig war, war zu wenig Wasser auf der Barre,
und stieg das Wasser, so war der Wind südlich und uns entgegen. Endlich
nach vier Tagen, am 24. November um 1 Uhr Nachmittags, erreichten wir
glücklich die Rhede von Puerto Salinas. Wir fanden daselbst mit Hochwasser
eine Tiefe von 9,9 m (33 Fufs), während bei Niedrigwasser nur 4,5 m (15 Fufs)
Wasser stehen bliebeu. Wir behielten alsdann nur 1 */* Fufs unter dem Kiel;
unser Ankerplatz war an der tiefsten Stelle der Rhede. Bei unserer Ankunft
war cs gerade Springfluth. Für diese ergiebt sich also nach obigen Messungen
ein Hub von 5,4 m (18 Fufs). Bei tauber Gezeit bewegte sich die Wassertiefc
zwischen 5,7 m (19 Fufs) und 6,9 m (23 Fufs), der Hub betrug demnach nur
1,2 m (4 Fufs). Der Gezeitenstrom war bei tauber Gezeit sehr gering, erreichte
aber bei Springzeit eine Geschwindigkeit bis zu 3 Kn.
Wie ich schon vorher bemerkte, erwiesen sich die von mir benutzten
Karten in mancher Hinsicht als unrichtig. Auch die amerikanische Karte, nach
den Vermessungen des V. St. Kriegsschiffes „Narragansett“ in den Jahren 1873
und 1874, und die englische Admiralitäts-Karte No. 2324, welche zum gröfsteu
Theile auf denselben Quellen beruht, und die in ihrem südlichen Theile mit
unseren Beobachtungen gut übereinstimmte, gaben von dem nördlichen Theile
des Golfs von Californien und besonders für die Umgebung von Puerto Salinas
eine unzulängliche und theilweise ganz falsche Darstellung. Offenbar ist bei
den Vermessungen der „Narragansett“ die Bucht von Puerto Salinas und die
Bank, auf welcher „Niagara“ an Grund geriet!), vollständig übersehen -worden,
wahrscheinlich aus dem Grunde, weil man hier nur eine flüchtige Segelaufnahme
machte und dem Lande nicht nahe genug kam. In der Imray’schen Karte
des Golfs von Mexico, London 1869, ist mit Ausnahme des südlich von Guarnías
gelegenen Theiles der Verlauf der Küsten ganz und gar falsch und abweichend
von der neueren amerikanischen und Admiralitätskarte gegeben. Nach der
lmray’schen Karte stand z. B. unser Mittagsbesteck am 13. November —
28° 2'N-Br und 112°42'W-Lg — 12 bis 15 Sm vom Westufer des Golfes ent
fernt auf dem Lande. Der Ankerplatz der „Niagara“ in Puerto Salinas lag
danach 22 Sm landeinwärts. Am 16. November führte unsere Route in der
Karte eben westlich von der Insel Angel de la Guardia, während wir in Wirk
lichkeit etwa 16 Sm östlich von der Insel passirten. Ich mufs hier noch be
merken, dafs die Ortsbestimmungen an Bord von „Niagara“ mit guten Instru
menten ausgeführt wurden, und dafs sich zwei Chronometer an Bord befanden.
Bei den in Acapulco und Guaymas vorgenommenen Kontrolirungou ergaben
sich die nach diesen Chronometern bestimmten Längen in voller Ueberein-
stimmung mit denen der amerikanischen Karte. 1 )
') Durch gelällige Vermittelung der Rheder dev „Niagara*, Herren D. H. Wätjet» & Co.
in Jlrtmn/, sind der Direktion der Seewarte die von Kapt. Kuhlmann auf seinen Fahrten an der
Küste von Mexico benutzten Karten zugegangeo, in welehe derselbe seine Routen und Ankerplätze
verzeichnet hat. Die Karten sind 1) Admiralitäts-Karte No. 2324, Cape Sau Lueas to San Diego
Bav including the Gulf of California, London Oct. 1876, 2) Karte des Hydrographie Office U. S. Navy
No. 619, The Coasts of Lower California and of the Gulf of California frorn Lat. 29° 20' N. to
San Diego and the Ilead of the Gulf, -Washington Okt. 1874, 3) Imray & Son, West Coast of
North America from San Blas to San Francisco, London 1869, und 4) Imray & Son, West Coast
of Central America, extending from Coiba Island to San Blas, London 1865, mit Stempel des Ver
legers für 1869.
Die Karten 1 und 2 zeigen sieh mit den Beobachtungen an Bord von „Niagara* in guter
Uebereinstimmung, mit Ausnahme der Umgebung von Puerto Satinas. An der Stelle, wo Kapitän
Kuhlmann diesen Platz verzeichnet, findet sich nur eine seichte Einbuchtung der Küste — Georges
Hau — angegeben, die im Norden etwa von WzN nach OzS und im östlichen Theile nach S bis SW
verläuft* Die iin Folgenden von Kapt. Kuhlmann beschriebene, nach SO tief einschneidende Bai