Reiseberichte der deutschen Bark „Niagara“.
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Aus den Reiseberichten des Kapt. J. Kuhlmann, Führer der deutschen
Bark „Niagara“.
Berichtigungen, beziehungsweise Ergänzungen zu den Karten des Golfs von
Californieu und Bestimmung der geographischen Lage mehrerer Küstenpunkte
an der Westküste von Mexico durch astronomische Beobachtungen.
(Mittheilung von der Deutsche» Seeicaite.)
Nach einer sehr raschen Reise Yen 108 Tagen von Cardiff erreichte
„Niagara“ am 14. September 1882 um 7 Uhr Abends den Bestimmungshafen
Acapulco.
Vom 15. September bis 9. Oktober stellten sich in Acapulco des Abends
meistens schwere Gewitter ein, die dann während der ganzen Nacht bei strö
mendem Regen anhielten und zeitweise von schweren Wiudstöfsen aus ESE
begleitet waren. Des Morgens klarte die Luft fast immer ab.
Am 9. Oktober wurde Acapulco wieder verlassen und die Reise nach
Guaymas angetreten, welche)- Hafen am 30. Oktober erreicht wurde.
Puerto Sahnas. Am 9. November vcrsegcltcn wir nach Puerto Sahnas,
einem Platze im nördlichen Theile des Golfs von Californien, und standen am
19. desselben Monats um 12 Uhr Mittags auf 30°55'N-Br und 113°6'W-Lg.
Um 2 i /i Ubr Nachmittags peilte Georges Island mw. WSW, etwa 5Sm entfernt.
Wir ankerten hier, um auf einen Lotsen zu warten. Um 3‘/s Uhr kam ein
Lotse an Bord, worauf wir sofort Anker auf gingen und bei mäfsigem west
lichen Winde der Rhede von Puerto Sahnas zustcuertcn. Der Unter-Steuermann
hielt das Loth beständig im Gange und fand die Wasser tiefe schwankend
zw ischen 13,5 und 9 m (7,5 und 5 Fad ). Um 4 1 /„- Uhr nahm die Tiefe rasch
ab. und als der letzte Wurf mit dem Loth knapp 6,3 m (3’/* Fad.) ergab, wurde
klar zum Wenden gen,acht; aber schon im nächsten Augenblick gerieth das
Schiff auf Grund. Von dem Orte, wo wir uns zur Zeit befanden, peilte Georges
Island mw. SWzW ‘/aW, ungefähr 5 Sm entfernt. "Wir fauden die Wassertiefc
über grauem Sandboden vorn am Schiff zu 3,9 m (13Fufs) und hinten zu 5,1m
(17 Fufs). Das Schiff durch Backlegen der Segel zurückzubringen, erwies sich
als nutzlos, und weil eine frische Briese aus W wehte, machten wir alle Segel
fest und liefsen den Anker fallen. Da es noch Fluth war, wurde das Schiff,
hinter seinem Anker liegend, bald wieder flott. Wir wollten nun versuchen,
einen Wurfanker mit Trosse auszubringen, um das Schiff auf tieferes Wasser
zu holen; aber es war uns nicht möglich, mit dem Boot gegen den steifen Wind
vorauzukommen. Um 7 Uhr Abends holte der Wind jedoch nach NW herum;
wir setzten sämmtliche Schrägsegol und die Fock, lichteten den Anker und
segelten über B-B. auf tieferes Wasser, wo wir daun in der Peilung Georges
Island mw. SW, 4 Sm entfernt, auf 13,5 m (7*.; Fad.) Tiefe ankerten.
Wir peilten sorgfältig die Pumpen und fanden, dafs das Schiff vollständig
dicht geblieben war. Das Fcstgernthcn für eine so kurze Zeit hatte dem
Schiff keinen Schaden gethan, was besonders dem Umstande zuzusehreiben ist,
dafs der Meeresboden aus Sand besteht.
In meinen Karten war die Untiefe nicht angegeben; sic erwiesen siel)
überhaupt für die Ansegelung der Rhede von Puerto Sahnas als vollständig
unbrauchbar.
Am folgenden Tage, Montag, den 20. November, kam gegen Mittag flaue
westliche Briese durch. Wir lichteten daher den Anker, setzten alle Segel und
segelten unter Anleitung des Lotsen und bei beständigem Lotlien weiter. Um
3'/i Uhr Nachmittags nahm die Wassertiefe rasch ab, weshalb wir gcuötbigt
waren, die Segel laufen zu lassen, back zu brassen und zu ankern. Die Wasser
tiefe betrug 4,8 m (16 Fufs), einige Schiffslängen w eiter voraus aber nur 2,7 m
(9 Fufs). von dem Ankerplätze peilte Georges Island mw. SW'/i-S, ungefähr
8 Sm entfernt.
Am nächsten Tage stellte ich in unserer Umgebung Lothungeu an. leb
fand dabei, dafs vor de)- Rhede eine Barre liegt, auf welcher bei Niedrigwasser