Reiseberichte S. M. S. „Marie*.
699
Aus den Reiseberichten S. M. S. „Marie“, Korv.-Kapt. Krokisius.
Am 17. Mai 1883 verliefe S. M. 8. „Marie“, Korv.-Kapt. Krokisius,
Wilhelmshaven zur Ablösung S. M. S. „MoltkeKapt. z. See Pirnor, auf der
Station: Westküste von Süd-Amerika, Der Kommandant hatte zugleich den
Auftrag erhalten, die Mitglieder der deutschen Südpolar-Statiou auf Süd-Georgien,
welche im vorigen Jahre von S. M. S. „Moltke“ an ihren StatioBsort gebracht
worden waren, von dort wieder abzuholen. Zunächst begab sich „Marie“ über
Plymouth, Madeira und Montevideo nach Punta Arenas, wo das Schilf am
2. August eintraf. Von dort segelte „Marie“' über Port Stanley nach Süd-
Georgien und erreichte am 1. September den Moltke-Hafen in der 7?o^«/-Bucht
(g. diese Annalen, 1882, pag. 740). Dort wurden die Mitglieder der erwähnten
Expedition an Bord genommen; am 6. September verliefe „Marie“ Sikl-Georgien
und langte am 25. September in Montevideo an. Ueber die während der
Fahrten 8. M. S. „Marie“ von Montevideo bis Punta Arenas und von da bis
Süd-Georgien und zurück nach Montevideo gemachten hydrographischen und
oeeanographischen Erfahrungen und Beobachtungen hat der Kommandant, Korv.-
Kapt. Krokisius, Nachstehendes berichtet:
1. Anscgelung der Royal-Bueht. Süd-Georgien.
„Zur Ansegeluug der Roml-Bucht wurden dio in den „Ann. d. Hydr. etc.“,
1882, pag. 740 angegebenen Positionen von Kap George und Kap Charlotte
benutzt und die ia den „Arm. d. Hydr. etc.“, 1883, Tat’. 3, gezeichneten Vertonungen
zunächst Kap George und demnächst Kap Charlotte zu erkennen gesucht. Dieses
Erkennen mifslang. Kap George ist ein kleiner, etwas hervorstehender Felsen,
der bei der Ansteuerung von Norden nichts Charakteristisches vor einer grofsen
Zahl anderer ganz ähnlicher Felsen voraus hat. Die in den „Adh. d. Hydr. etc.“,
1883, Tafel 3, angegebene Vertonung peilt denselben NW, was erst möglich
war, nachdem die Position durch andere Erkennungszeichen, die von S. M. S.
„Moltke“ mitgetheilt waren, sichergestellt und die Einsegeluug in die Royal-
Buebt schon offen vor Augen lag. Kap Charlotte wurde als schneebedeckte
Hügelkette vermuthet. Der diesmal etwas milder ausgefallene Winter hatte
dieses Merkmal den Bergen nicht verliehen, und sahen gerade diese Berge hell
braun aus. Die Vertonung des Kap Charlotte kam, von Norden kommend, erst
in die Peilungslinie SSO*AO, als die kennzeichnende Brandung auf der andern
Seite der Bucht bereits querab war.
Bedeutend auffallender und charakteristischer sind jedoch die anderen
von S. M. S. „Moltke“ angegebenen Merkmale der «/-Bucht. Zunächst die
beiden bis ins Wasser reichenden Gletscher, auf deren gröfserem eine Moräne
von ferne auffallende Aehnlichkeit mit einer etwas grofsen Sehlittenspur hat.
Ferner der von den beiden Gletschern eingeschlossene schwarze Felsen und,
näher herankommend, etwa auf 4 Sm Entfernung, das au der rechten Seite der
Einfahrt befindliche niedrige, in diesem Jahre auch schneefreie Hügelland, mit
der von der Spitze in südöstlicher Richtung 3 bis 4 Kblg sich erstreckenden
Brandung.“
2. Meteorologische und physisch - oceanographischc Beobachtungen während
der Reise von Montevideo nach Punta Arenas. Juli 1883.
„Das Barometer hatte bei den anhaltenden südlichen Winden einen sehr
hohen Stand erreicht, und wurde der höchste am 23./24. Juli Nachts mit 777,3 mm
beobachtet. Von da ab fiel dasselbe stetig und erreichte am 26. Juli, nachdem
am 25. Juli der Wind über W nach NW herumgegangen war, seinen niedrigsten
Stand mit 753,0mm. Am 26. Juli ging der Wind nach kurzer Stille wieder auf
SW und SSW zurück, wobei das Barometer langsam zu steigen anfing. So blieb
derselbe bis zum 30. Juli Mittags und wurde von da ab bei fallendem Barometer
westlich und WNW.