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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 11 (1883)

Reisebericht des deutschen Yoildbifes „Wega“. 
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schont. Ala Ersatzleute kann man aber nur solche bekommen, die krank von 
Schiffen zurückgelassen werden mufsten und später geheilt aus dem Hospital 
entlassen wurden. Die Hospitalkosten belaufen sich für den Mann jeden Tag 
auf 3 Gulden. Ein ärztlicher Besuch kostet 10 bis 15 Gulden. Zu empfehlen 
ist demnach dieser Hafen nicht. Das Betragen der Beamten fremden Schiffs- 
fübrern gegenüber ist jedoch in jeder Hinsicht zu loben. 
Am 16. Februar 1883 verliefsen wir Tandjong Priock, um eine Reise 
nach Rangoon anzutreton. Einer der Dampfer, die die Steine zum Hafenbau 
in Tandjong Priock von der Insel Merak in der Swnda-Strafse holen, schleppte 
die * Wega“ bis St. Nicolas Point, woselbst er uns am Sonnabend den 17. Fe 
bruar Morgens um 5 Uhr verliefs. Gegen umlaufende westliche und nördliche 
Winde kreuzten wir nördlich von Tkwart the wag durch die Strafse und standen 
um 12 Uhr Mittags etwa 8 Srn westlich von dieser Insel, als es windstill wurde 
und wir anfingen, wieder zurück zu treiben. Des Nachts um 2 Uhr trieben wir 
bei Anger vorbei. Ankern durften wir nicht, weil die durch Fieber geschwächte 
Mannschaft nicht im Stande gewesen wäre, den Anker wieder aufzunehmen. 
Am Sonntag den 18. um 7 Uhr Morgens kam eine steife Böe mit Regen von 
Süd auf, und gelang es uns, mit derselben aus dem Bereich der starken Strö 
mung zu kommen. Nach WNW und NW hinüber liegend, ipassirten wir am 
Nachmittage um 4 Uhr die drei Tya-Inseln, und am folgenden Mittag war unser 
Schiffsort 6° 15' S-Br und 105° 11' O-Lg. 
Nachdem die Sunda-Strafse durchkreuzt war, wurde zunächst nach Süden 
gearbeitet, um den SE-Passat zu erreichen, welches dann auch nach Verlauf 
von einer Woche am 25. Februar auf 11° S-Br und 104° O-Lg gelang. Ein 
sehr flauer und unbeständiger Passatwind brachte das Schiff am 3. März zu 
seiner südlichsten Breite, 13,9° Süd in 96° O-Lg. Von hier wurde zuerst noch 
recht nach West gesteuert und dann allmählich Nord mit angeholt, um in die 
Route der von Europa nach den Reishäfen bestimmten Schiffe zu gelangen. 
10° S-Br wurde am 7. März in 88° 20' O-Lg überschritten. Der übrige Theil 
der Reise, welcher soviel als möglich sich der Segelanweisung der Deutschen 
Seewarte anschlofs, wurde durch Windstillen und Gegenströmungen sehr ver 
zögert. Am 12. April um l h a. m. sichteten wir das Feuer von China Bukeer 
und ankerten um 3 b a. m. auf 9 m (5 Fad.) Wassertiefe, als das genannte Feuer 
WzN peilte. Mit Tag werden segelten wir der Lotsenbrigg zu, von der wir 
um 10 b a. m. einen Lotsen erhielten, und dann unter des Letzteren Leitung 
weiter den Strom hinauf. Um 5 b p. m. ankerten wir, da das Schiff der Krank 
heit der Mannschaft wegen noch nicht in den Hafen einlaufen durfte, bei der 
Hastings-Bank, unterhalb des Zusammenflusses des Pegu- und Rangoon-Flusses. 
Die Reise von Batavia hierher hatte 55 Tage in Anspruch genommen. 
Die Hoffnung, dafs die Reise eine rasche werden möchte, war wohl angesichts 
der jahreszeitlichen Verhältnisse von vornherein ausgeschlossen, und zieht man 
den dadurch bedingten weiten Umweg in Betracht, so kann die Reise wohl 
kaum als eine ungewöhnlich lange bezeichnet werden. 
Ueber Rangoon ist bereits so Vieles berichtet worden, dafs ich dem kaum 
noch etwas hinzuzufügen im Stande bin. Ich möchte nur noch bemerken, dafs 
die ungewöhnlich starke Strömung, welche vor der Mündung des Flusses an- 
S etroffen wird, in derselben Nacht, als wir bei China Bukeer ankerten, zwei 
chiffe sehr nahe an die Bänke des Sftf«»jr-Flusses trieb. Wenn aber ein Schiff 
hier strandet, ist es fast immer rettungslos mit Mann und Maus verloren. 
Das Lotsenwesen in Rangoon bietet den Schiffsführern noch immer sehr 
viel Grund zur Klage.
	        
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