Tägliche Aemlerimgen der Windstärke.
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Ana. 0. et«., 188S, Heft XI.
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ändern vermag, wie es die Zunahme der Windgeschwindigkeit von der Nacht
zum Nachmittags-Maximum verlangt. Das Material zur Beantwortung dieser
und der übrigen wichtigen Fragen, welche damit Zusammenhängen, ist leider
noch äufserst mangelhaft und widersprechend. Die Theorie ergiebt bei dem
Grenzfall völliger Abwesenheit von Reibung, sowie bei dem verhältnifsmäfsig
sehr grofsen Reibungskoöfficienten к — 0,00024 für obiges Verhältnifs die
folgenden Werthe unter den verschiedenen Breitenkreisen, 760mm Druck,
0° Temperatur und gleichförmige Bewegung vorausgesetzt:
0° 10° 20° 30° 40® 50° 60° 70°
v i ohne Reibung OO 36,65 18,61 12,73 9,90 8,31 7,35 6,77
bei starker Reibung 3,87 3,85 3,79 3,70 3,60 3,51 3,42 3,36
Die wenigen durch direkte Berechnung dieses Verhältnisses aus den Be
obachtungen bisher erhaltenen Zahlen schliefsen sich für die Morgenbeobachtung
ziemlich nahe an die zweite dieser Reihen an. So die oben abgeleiteten Werthe
für die deutsche Küste (3,6 im Jahresmittel) und die von CI. Ley für die
britischen Inseln (Winter 3,2, Sommer 4,2), oder die von Guldberg und Mohn
für Kew gefundenen (3,2 bis 4,7). Für Nordamerika hat Thompson Maury
aus allen 3 Beobachtungen des Tages bei Stürmen dieses Verhältnifs zu 5,1
bestimmt; bei der Morgenbeobachtung ist dasselbe also auch hier vermuthlich
unter 4.
Verbinden wir die oben aus Sprungs Untersuchungen abgeleiteten
Werthe für das Verhältnifs der Windgeschwindigkeit zum Gradienten um 8 Uhr
Morgens mit den anemometrischen Daten lür die tägliche Periode der Wind
geschwindigkeit in Hamburg (1878—80), so erhält man unter der für eine An
näherung jedenfalls gestatteten Voraussetzung einer gleichbleibenden Gröfse des
mittleren Gradienten für alle Tageszeiten, die folgende tägliche Schwankung in
dem Verhältnisse v/G:
Sommer
Wahre Windge
schwindigkeit,
m. per Sek.
nächtl. Min. 8 a 1 p
4,38 5,22 5,96
Winter
5,35
5,52 6,00
Jahr
4,90
5,34 6,11
dgl., Relativzahlen
V
G
nächtl. Min.
8 а
1 p
nächtl. Min.
8a
1 p
0,84
1,00
1,14
3,2
3,8
4,3
0,97
1,00
1,09
3,3
3,4
3,7
0,92
1,00
1Д4
3,3
3,6
4,1
Um nun einen Begriff davon zu geben, in wie weit das mittlere Maximum
der Windgeschwindigkeit zur wärmsten Tageszeit sich den oben angegebenen
Grenzen nähert, wollen wir die im Ganzen und Grofsen wahrscheinlich zu
treffende Annahme machen, dafs an Orten mit mäfsig behinderter Luftbewegung
(also an Küsten und in Tiefländern im Inneren) das Verhältnifs v/G überall zur
Zeit des nächtlichen Minimums der Windstärke ungefähr dasselbe ist, nämlich
etwa 3,3, und unter dieser Annahme und jener eines konstanten Gradienten für
eine Anzahl von Orten, die bei Hann und Hjeltström aufgeführt sind, dasselbe
Verhältnifs für die Zeit des täglichen Maximums der Windgeschwindigkeit be
rechnen. Die erhaltenen Zahlen werden fast alle etwas zu grofs ausfallen, weil
mit Ausnahme von Petersburg, Nukuss und Hamburg an keinem dieser Orte die
Reibungskonstante des Anemometers in Rechnuug gezogen ist und deren Be
rücksichtigung das Verhältnifs Maximum : Minimum verkleinern mufs. Die Orte
sind nach der Breite geordnet:
Breite 6° S.
22 7* °
31°
42"
42 1 V» 0
Ort Batavia
Calcutta
Zikawei
Rom
Winterh. Sommerh.
Nukuss
Winterh. Sommerh.
Max.: Min. 11,7
2,2
1,9
1,6
5,4?
1,5
1,85
v/G beim 1 A
Maximum (
7,3
6,3
5,3
17,8?
5,0
6,0