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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 11 (1883)

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Tägliche Aendeningeu der Windstärke. 
Ergebnis widerspricht ganz der mehrfach ausgesprochenen Annahme, dafs an 
Leeküsten der Passat Nachts durch den Landwind verstärkt und am Tage durch 
den Seewind — oder die Tendenz zu einem solchen — abgeschwächt werde; 
dasselbe w-ird aber durch die Erfahrungen von der Leeseite auderer kleinerer 
Inseln im Passatgebiete bestätigt, worunter ich namentlich Port Louis auf 
Mauritius nach den Anemometer-Registrirungen des Observatoriums und Honolulu 
auf Oabu nach dem Zeugnifs der Herren Kapt. Haltermann und Kapt. Hege 
mann anführen kann. 1 ) Der frische, auf der Höhe der Bergspitzen dieser Inseln 
wehende Passat giebt, wie cs hiernach scheint, nur dann auf der Leeseite be 
deutende Luftmassen in den darunter liegenden Raum im „Windschatten“ des 
Gebirges ab, wenn durch die Erwärmung der Abhänge bei hohem Stande der 
Sonne die vertikale Temperaturabnahmo in diesem Raume sehr grofs wird und 
die Luftmassen in demselben eine Tendenz erhalten, aufzusteigen und durch die 
kühlere Luft der Höhe ersetzt zu werden; in der Nacht dagegen bleiben sie in 
der Höhe und lassen die Luft im Windschatten in verhältnifsmäfsiger Stagnation; 
die Tendenz zum Niedersinken, welche die nächtliche Abkühlung des Landes 
der Luft über demselben in der Nachbarschaft der, ihre Temperatur nicht 
merklich verändernden Seeluft unstreitbar ertheilen mufs, genügt, wie die Er 
fahrung zeigt, nicht, um jenen Effekt dor Herab bringung der allgemeinen Luft 
strömung auf die Leeseite hervorzurufen, ln welcheu Fällen der Passat selbst 
den Ersatz der am Leeabhang aufsteigenden Luftmassen übernimmt, und in 
welchen Fälleu dieser durch eiueu entgegengesetzten Unterwind vom Meere 
vollzogen wird, dürfte von verschiedenen mechanischen und thermischen Be 
dingungen abhängen. 
5. Die Schwächung und Umkehrung der täglichen Periode der Wind 
stärke auf hohen Bergen hängt nicht von der absoluten Seehöhe, sondern von 
der freien Gipfellage der Station in genügender Höhe über einer rauhen Um 
gebung ab. Als Beweis mögen die Beobachtungen auf dem Puy de Dome und 
dem Pic du Midi vom Jahre 1878 dienen. Die Station auf dem ersteren lag 
1467 m, jene auf dem letzteren 2366 m über dem Meere; dennoch zeigte diese 
eine tägliche Periode der Windstärke, welche, wenn auch sehr geschwächt, den 
Charakter der Ebene trug, während der Puy de Dome echte Gipfelverhältnisse 
aufwies; die Daten der Vergleichs Station am Fufse des Berges mögen voraus 
geschickt sein: 
6 a 
I Jahr 0,59 
Puy de Dome, pla.ne [ Juni bis gcpt . 030 
_ , t, . f Jahr 2,69 
Puy de Dome, montagne ( Juni big gept 2 ,35 
8 a 
Pic du Midi, Station Plantade 2,18 
9a 12 a 3p 6p 9p 
0,66 0,80 0,82 0,76 0,65 
0,42 0,65 0,68 0,55 0,32 
2,60 2,55 2,59 2,65 2,71 
2,32 2,20 2,22 2,30 2,35 
10 a 12V« b 4 p 7 p 
2,27 2,45 2,45 2,30 
Die Erklärung dieser scheinbaren Anomalie liegt darin, dafs die Station 
auf dem Puy de Dome ganz frei auf dem abgerundeten Gipfel liegt, jene auf 
dem Pie du Midi hingegen 500 m unterhalb der Spitze des Berges; erst 1881 
wurde auf der letzteren selbst, in 2859m Seehöhe, eine Station errichtet. 
6. Untersuchungen über das Verhältnis der Windgeschwindigkeit zum 
Gradienten, welche von CI. Ley für England und später von Sprang für die 
deutsche Küste angestellt sind, ergeben das übereinstimmende Resultat, dafs 
um 8 h a. m. einem und demselben Gradienten im Sommer eine gröfsere Wind 
geschwindigkeit entspricht, als im Winter, und bei nordöstlichen Winden eine 
gröfsere als bei südwestlichen; nun ist aber, nach den Untersuchungen von 
Hann und Anderen, die Abnahme der Temperatur nach oben hin im Sommer 
und bei nordöstlichen Winden durchschnittlich am gröfsten; und da die Gröfse 
dieser Abnahme im allgemeinen parallel geht mit der Stärke des vertikalen 
Luftaustausches, so ergiebt sich, dafs dem gleicheu Gradienten eiu stärkerer 
Wind entspricht, wenn dieser Luftaustausch intensiv, als wenn derselbe schwach 
ist, wie dieses von unserer Theorie auch verlangt wird. Da dies Verhältnis 
*) Port Louis Windgeschwindigkeit um lh p. m. etwa doppelt so grofs wie in der Nacht; 
Honolulu Tags kräftiger Passat, Nachts über Stadt und Rhede Windstille oder schwacher puffiger Wind.
	        
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