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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 11 (1883)

TSglichn Aeiuleruiigi’ii dt*r Windstärke. 
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zur letzten Aulluge vom „Gesetz der Sttiiine“ (1873), pag. 355, freilich mit 
aller Reserve, eine Erklärung für die Zunahme der Windstärke nach den 
Mittagsstunden hin, bei welcher er voraussetzt, dafs diese Erscheinung nur den 
westlichen Winden resp. den Orten mit vorwaltenden Winden aus der West 
seite des Horizontes eigenthümlich sei. Nach seiner Auffassung sollte die täg 
liche Periode der Winde in einer Verstärkung derjenigen Winde bestehen, 
welche nach den jeweils in dem täglichen Wärmegange wärmsten Gegenden 
wehen, und in einer Schwächung der entgegengesetzten. Aber erstens konnten 
infolge dieser Ursache die Westwinde nicht zur Zeit der höchsten Tageswärme 
ihr i5tärkemaximum erreichen, sondern am Vormittage — was nirgends der 
Fall ist —, und zweitens ist es, namentlich durch die ninfassendeu Zusammen 
stellungen von Hann, bewiesen, dafs die Winde aller Richtungen und aller 
Windgebiete an der Oberfläche der Koutiuente nahezu um dieselbe Zeit ihre 
gröfste Stärke erreichen und nur die östlichen Winde die Periode noch 
bedeutend stärker ausgeprägt zeigen, als die westlichen — aus Ursachen, 
welche wir weiter unten erläutern werde», ln dem eben erwähnten Werke von 
Hann (Anfang 1870) wird denn auch diese Annahme zurückgewiesen, und 
ausgesprochen: die Ursache, welche das tägliche Maximum der Luftbewegung 
erzeugt, wirke beschleunigend auf alle Windrichtungen; dieselbe müsse in der 
Auflockerung der unteren Luftschichten während der Dauer der Sonnenstrahlung 
gesucht werden; eine völlig befriedigende Erklärung sei jedoch noeli ausstäudig; 
beachtenswerth sei, dafs der Passat in der Sahara (u. d. Llanos) sich täglich 
bis zu orkanartiger Heftigkeit steigern kann, bei offenbar sehr geringen Aende- 
rungen des Gradienten von Morgen bis Mittag. 
Diese wichtigen Bemerkungen veraulal'sten mich, in dem Referat über 
diese Schrift des Herrn Prof. Hann, welches ich im Septemberheft des Jahr 
ganges 1879 der „Zeitschrift der Oesterr. Gesellseh. f. Meteorologie^ veröffent 
lichte, die Frage nach den Ursachen der täglichen Periode der Windstärke 
weiter zu verfolgen, wobei ich, iudem ich nacheinander eine Reihe von möglichen 
Ursachen als zur Erklärung völlig ungenügend nachwies, zu dem Resultate kam, 
dafs die tägliche Periode der Windstärke durch zwei Umstände regiert wird: 
1. die wechselnde Intensität des vertikalen Luftaustausches in den untersten 
1—4 Tausend Metern der Atmosphäre, bei durchschnittlich, wegen Abnahme 
der Reibung, nach oben zunehmender Geschwindigkeit der Luftbewegung; 2. die 
Bevorzugung der wärmeren Tageszeit in Bezug auf das Auftreten starker Gra 
dienten durch Druckdifferenzen auf geringen Entfernungen. 1 ) Ohne Keuntnifs 
von Espy’s Erklärung war ich so zu genau demselben Resultat gelangt, wie 
er. Aber während 1840 die Beweise für die Richtigkeit dieser Auffassung sehr 
schwach waren — Espy scheint sich sogar wesentlich nur auf dreijährige 
Anemometer-Aufzeichnungen in Birmingham zu stützen —, kann jetzt eine so 
gewichtige Reihe von Belegen aus den Thatsacheu dafür angeführt werden, dafs 
man an der Richtigkeit der Auffassung in den Hauptpunkten nicht zweifeln 
kann, wenn auch gevvifs einige Züge später eine neue Beleuchtung gewinnen 
werden. 
Die letzte der beiden genannten Ursachen besteht in dem vorzugsweisen 
Auftreten der Gewitterstürme — im weitesten Sinne — und der mit diesen 
verbundenen, von starken Gradienteu auf kleinem Raume begleiteten, Aus 
buchtungen von Depressionen, Wirbeln geringer Ausdehnung und analogen 
Bildungen. Die Natur und die Ortsveränderuug solcher Gradienten ersieht man 
an einem prägnanten Beispiel in meinem Aufsatz über den Gewittersturm vom 
9. August 1881 in dieser Zeitschrift (1882, Heft 10 u. 12). Da diese Gradienten 
sehr verschieden gerichtet sein und in sehr verschiedenen Richtungen sich fort 
pflanzen können, so erhalten im Laufe der Zeit alle Winde derartige gelegent 
liche Verstärkungen, welche durch ihr Auftreten in der wärmeren Tageszeit 
gewil's wesentlich zu der bekannten Form der täglichen Periode des Windes 
auf den Festländern beitragen. Diese Erscheinungen sind keineswegs mit den 
regelmäfsig in demselben Sinne durch die Verschiedenheiten der lnsolations- 
wirkung entstehenden Druckdifferenzen, wie zwischen Land und See u. dgl., zu 
Wenn ich ». a. O. hierfür den Ausdruck brauchte „lokale (irudiente»“, so waren du mit 
flieht an eine Lokalität gebundene, sondern auf kurze .Strecken h*.«eh rankt«* Clradienten gemeint.
	        
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